In der Homebase setzen sich Kinder intensiv mit den Themen Architektur und Bauen auseinander.

Sie rührten in Kübeln den Mörtel an, sie haben Schalungen gebaut und Eisen gebogen. Sie errichteten ein Fundament aus Beton und eine Mauer aus Ziegeln. Sie hantierten mit Spachtel, Wasserwaage, Bohrmaschine. Nicht draußen vor der Tür, sondern direkt in den Räumen der Homebase in St. Johann. „So einen Saustall haben wir noch nie angerichtet, aber genau das war perfekt, um ein realistisches Bild der Arbeitswelt widerzuspiegeln“, erzählt Hanna Dunkelberg lachend. Sie berichtet vom Projekt „Bauen mit Experten“, bei dem Handwerker im letzten Jahr interessierten Kids in der Homebase zeigen, was sie auf der Baustelle so alles machen. Letzten November war der Maurer da, vor ihm gaben der Fliesenleger, Tischler und andere Spezialisten Einblicke in ihre Berufswelt. Immer dürfen die Kinder sich auch selbst im Tun üben. Das war auch bei den Kreativworkshops „Architektur für Kinder“ so, die 2022 stattfanden: Unter der Leitung von Hanna Dunkelberg entwarfen die jungen Architekt:innen Traumhäuser­ und ganze Ortsteile. Und konnten sich dabei voll ausleben.
Sie habe immer schon einmal ihr Metier, die Architektur, mit dem Sozialen verbinden wollen, so Hanna Dunkelberg. Sie leitet in der Gemeinde St. Johann das Bauamt. Nicht gerade ein klassischer Frauenjob, aber er entspricht ihrer Ausbildung: Im Ruhrgebiet geboren, studierte Hanna Hochbauarchitektur in Darmstadt und Montpellier. Danach ging sie ein Jahr lang auf Reisen und unterrichtete dabei über eine NGO in einer Volksschule in Peru einheimische Kinder. „Dabei ist mir bewusst geworden, dass mir in der Architektur der soziale Aspekt fehlt“, erzählt sie. Die Idee, beides zu verbinden, war geboren.

Lebensmittelpunkt St. Johann

Zurück in Deutschland, heuerte sie in einem Architekturbüro in Dortmund an und lernte Thomas Brandtner kennen, ihren heutigen Lebensgefährten. Er arbeitete damals für den Fußballclub Borussia Dortmund. Gemeisam gingen sie nochmal auf Reisen, der Weg führte sie wieder nach Südamerika. „Das war dann aber ein ganz anderer Aufenthalt, wir sind viel gewandert und mit dem Van durch Patagonien getourt.“ Und danach? Danach musste sich das Paar entscheiden, wohin es – zumindest vorübergehend – gehen sollte. Die ganze Welt stand ihnen offen. Da Thomas seine Sozialkontakte im Heimatort St. Johann hatte, ging es hierher. Obwohl beide seitdem viel über andere Orte zum Leben nachgedacht haben, hat sich bislang kein besserer gefunden. Sie sind glücklich in St. Johann und inzwischen Eltern des kleinen Lenny geworden. Dass es sie vielleicht aber doch noch in die Ferne zieht, ist nicht ausgeschlossen.
Möglicherweise wird Lenny aber in absehbarer Zeit schon an den Kreativworkshops der Reihe „Architektur für Kinder“ und bei „Bauen mit Experten“ dabeisein. Heuer soll es nämlich weitergehen mit der Reihe, die Hanna – natürlich ehrenamtlich – betreut. „Mir taugt das einfach richtig“, sagt sie mit leuchtenden Augen. Sie ist begeistert davon, wie kreativ sich die Kinder im Alter zwischen fünf und zwölf Jahren den Themen Architektur und Bauen nähern. Sie will in ihnen die Begeisterung wecken, mit eigenen Händen etwas zu erschaffen. „Das ist wichtig, denn die Baugewerke brauchen dringend Nachwuchs.“ Motivierte Baukids sind daher immer herzlich willkommen. Inzwischen rufen bereits Firmen aus der Region an, die gerne in der Homebase mit den Kindern arbeiten und sie auch ins eigene Unternehmen einladen. Es gibt noch viele Gewerke, die vorgestellt werden können. Die Arbeit geht also nicht aus in der Homebase.
Im Dezember machten sich die jungen Baumeister:innen daran, ein Haus aus Lebkuchen zu bauen. Während bei den meisten helle Freude herrschte, waren einige wenige doch auf den Geschmack gekommen und meinten: „Wer baut schon mit Lebkuchen, wenn es auch Beton gibt?“ Nun ja, daran würden sie sich wohl die Zähne ausbeißen …

Doris Martinz