Warum für Andreas Maier und Werner Dötlinger von Porsche bremsen keine Alternative ist.

Die Krisenmeldungen in den Medien überschlagen sich seit Monaten. Man liest von einbrechenden Zahlen im Autohandel, von internationalen Produzenten, die mit preisgünstigen Modellen auf den Markt drängen und hohen Energiekosten, die der Industrie zusetzen. Keine guten Voraussetzungen für die heimischen Anbieter wie etwa für Porsche St. Johann, so möchte man meinen. „2023 war für uns trotzdem nicht schlecht“, sagt dazu Andreas Maier, Geschäftsführer von PIA (Porsche Inter Auto) Tirol mit insgesamt fünf Standorten im Land. Er lächelt zufrieden. „Man merkt schon, dass die Kundschaft verunsichert ist, aber durch gute Beratung und allgemein einen guten Kontakt zum Kunden beziehungsweise zur Kundin kann man dem viel entgegenwirken.“ Er spricht damit einen weiteren Punkt an: Der Beruf des Autoverkäufers/der Autoverkäuferin sei ein aussterbender, so die Unkenrufe im Internet. Schließlich kann man heute alle wichtigen Infos online einholen, sich Videos ansehen, das Auto bestellen und bis vor die Haustür liefern lassen. Passiert das tatsächlich so? „Die Kundschaft ist heute sehr gut informiert, wenn sie zu uns kommt“, bestätigt der Vertriebsleiter von Porsche St. Johann, Werner Dötlinger. „Da ist man als Autoverkäufer oder -verkäuferin gefordert.“ Dass es bald keinen Vertrieb mehr braucht, glaubt er dennoch nicht: „Wir haben viele Stammkundinnen und Stammkunden, die zum Teil seit Jahrzehnten zu uns kommen. Nicht nur wegen der Autos, sondern wegen der Beratung und der Sicherheit, die ihnen unsere Leute bieten.“ Kaufentscheidend seien inzwischen nicht mehr nur die Anschaffungskosten eines Autos, sondern vielmehr die monatlichen Belastungen, die auf die Kundschaft zukommen, so Dötlinger. „Die Leute wollen wissen, was sie ein Auto im Monat kostet, was Leasing, Versicherung und Instandhaltung ausmachen. Planbarkeit ist das Gebot der Stunde, und da können wir natürlich helfen.“
Intensiver sei auch die Nachbetreuung geworden, so Maier. Die neuen Automodelle verfügen über eine Vielzahl an Funktionen und technischen Raffinessen, „die kann man bei der Autoübergabe gar nicht alle auf einmal übermitteln.“ Das bedeutet, man bleibt im Kontakt. „Bei der ganzen Technologie heute braucht der Kunde jemanden zum Festhalten, sonst steht er damit im Regen“, so formuliert es Dötlinger.

Grund zur Freude

Die Zahl der Neuzulassungen sinkt österreichweit seit 2020 kontinuierlich. Auch bei Porsche hat man 2023 weniger Autos verkauft als noch 2019, vor Corona. Anlass zur Freude gibt es dennoch: „Porsche hat den Marktanteil auf fast 40 Prozent steigern können. Das gibt einem schon ein gutes Gefühl“, so Maier. Den Grund für die positive Entwicklung sieht er in der Vielfalt der angebotenen Marken und Modelle, die von der Einstiegspreisklasse bis zum Luxussegment alles abdeckt. Zugpferde seien nach wie vor VW, Audi und Škoda (sprich: Schkodda, wie von Konzernseite vorgegeben und von Maier und Dötlinger ganz richtig artikuliert ;-). Ein etwaiger Abbau von Mitarbeiter:innen sei kein Thema, ganz im Gegenteil: „Wir haben in den letzten Jahren den Batteriestützpunkt eingerichtet, den Škoda Schauraum gebaut, die große Spenglerei und Lackiererei installiert, da braucht man Leute!“, so Maier. Gesucht seien aktuell Techniker und Spengler.

Bremsen ist keine Alternative

Angst zu haben vor der Zukunft sei nicht angebracht, so Maier. „Wir schauen positiv auf das kommende Jahr, bremsen ist keine Alternative.“ Gerade auf dem Land sei Mobilität ohne Auto nach wie vor undenkbar, der Bedarf gegeben und das Potential hoch. Bei Porsche freut man sich auch über viele Großkunden, die ihren Fuhrpark beim heimischen Autohändler ordert.

Welche Antriebsart sich in den nächsten Jahren durchsetzen wird, sei noch offen, so Maier und Dötlinger. Elektromobilität werde wohl weiterhin wachsen, hier brauche es aber noch mehr Infrastruktur wie zum Beispiel Lademöglichkeiten in Mehrparteienhäusern. „Die Rahmenbedingungen müssen sich noch entwickeln, da ist die öffentliche Hand gefordert“, so Dötlinger. Er sieht auch Wasserstoff und synthetische Treibstoffe im Kommen, und der Verbrennungsmotor werde uns wohl noch einige Jahre erhalten bleiben. Dass sich das Team der Porsche-Werkstatt auf die neuen Technologien einstellen wird, sei selbstverständlich. „Früher hat ein Auto nach 5.000 Kilometer einen Ölwechsel gebraucht, ein moderner Dieselmotor fährt 30.000 Kilometer bis zum nächsten Service. Veränderung und Anpassung waren schon immer Teil unseres Jobs und haben unsere heutigen Spezialisten hervorgebracht, auf die wir stolz sind“, so Dötlinger. Bereitschaft zur Veränderung und die Begeisterung für Neues sind wohl jene Tugenden, die uns (nicht nur in der Autobranche) eine erfolgreiche Zukunft verheißen …

Doris Martinz