Medicubus-Direktor Helmut Wallner über die erste und einzigartige Möglichkeit, im Bezirk Kitzbühel zu studieren.

Das ist schon eine super G’schicht“, sagt Wallner und lächelt froh. Im Medicubus, dem modernen Ausbildungszentrum für Pflegeberufe, dessen Direktor er ist, eröffnet sich für die Menschen im Bezirk erstmals die Möglichkeit, in der Nähe ihres Wohnorts ein Studium zu absolvieren. „Wenn man sich anschaut, wie hoch mittlerweile die Preise für Zimmer und Wohnungen in den Städten sind, wird das Studieren von zuhause aus immer attraktiver.“
2023 startete sehr wahrscheinlich zum letzten Mal eine Diplomausbildung, im Herbst dieses Jahres beginnt im Medicubus der FH-Bachelor-Studiengang zur Gesundheits- und Krankenpflege, der „Bachelor of Science in Health Studies“. Die Diskussionen über die Abschaffung des Diploms zugunsten des Studiengangs waren anfangs heftig, mittlerweile ist es ruhiger geworden rund um das Thema. „Wir brauchen ein Angebot für die Maturantinnen und Maturanten“, sagt Helmut Wallner. Ein noch gewichtigeres Argument für das Studium sei aber die Tatsache, dass der Pflegeberuf dringend eine Aufwertung erfahren müsse. „Ich bin selbst seit 30 Jahren in der Pflege, die Anforderungen an die Fachkräfte sind in dieser Zeit immer mehr geworden“, weiß er. Andere Dienstleistungsberufe des Gesundheitswesens wie zum Beispiel bei den Hebammen oder der Radiologie-Technologie, habe man schon längst auf die akademische Ausbildung umgestellt. Es sei höchst an der Zeit und völlig richtig, nun auch jene in der Pflege anzuheben – denn es brauche eine noch breitere, noch intensivere Ausbildung, so Wallner: „Studien zeigen ganz klar: Je höher der Ausbildungsgrad des Gesundheitspersonals in einer Klinik, desto geringer die Rate der Komplikationen.“
Dass die frischgebackenen „Bachelors“ in Zukunft vor allem im Management und weniger am Patientenbett eingesetzt werden, sei eine Irrmeinung, so Wallner: „Man braucht das hohe Ausbildungsniveau gerade in der direkten Pflege am Bett, damit man Menschen in ihren persönlichen Ausnahmesituationen und medizinischen Notfällen optimal begleiten kann.“

Bachelor ohne Matura

Dass Interessierten ohne Matura der gehobene Pflegedienst verwehrt bleibt, ist ebenfalls eine Irrmeinung, erklärt Wallner. Der Weg von der Pflegeassistenz beziehungsweise von der Pflegefachassistenz zum Bachelorstudium sei ein kurzer und durchlässiger. Man müsse lediglich Deutsch- und Englischkenntnisse auf Maturaniveau (B2) nachweisen und könne dann beim Aufnahmetest antreten – man brauche also keine Abendmatura-Kurse oder ähnliches zu absolvieren. Mit der Pflege- und der Pflegefachassistenz wurden zwei Assistenzdienste geschaffen für alle jene Menschen, die die Letztverantwortung gerne mit dem gehobenen Dienst teilen. „Damit haben nun wirklich alle Zugang zur Pflege, sogar mehr als früher und auch besser finanziert.“ Bachelor-Student:innen erhalten mindestens monatlich 600,- Euro, je nach persönlicher Situation auch mehr. Quereinsteiger profitieren von attraktiven Pflegestipendien.

Mehr Selbstbewusstsein in der Pflege

Das „Upgrade“ in der Ausbildung bringe letztendlich nicht nur mehr Qualität in der Pflege, sondern auch eine Aufwertung des gesamten Berufsbildes, ist Wallner überzeugt. „Unser Ethos, das Selbstbewusstsein der Pflegenden, wird angehoben. Das ist unverzichtbar für ein Arbeiten auf Augenhöhe mit den Medizinern und Medizinerinnen. Es braucht interdisziplinäre Teams, die gemeinsam zum Wohle der Patientinnen und Patienten agieren. Von einer starken Pflege profitieren alle.“
Er selbst habe es nie bereut, sich für den Pflegeberuf entschieden zu haben, so Wallner. Er stand viele Jahre selbst am Krankenbett, hielt unzählige Hände, spendete Trost und Zuversicht und half mit seinem Fachwissen kranken Menschen und ihren Angehörigen. „Es gibt kein besseres Gefühl, als am Abend mit der Gewissheit nach Hause zu gehen, Sinnvolles geleistet zu haben. Was man an Positivem gibt, kommt vielfach zurück.“

Doris Martinz

 

Zur Person:
Der Bad Goiserer besuchte die Krankenpflegeschule in Bad Ischl, erste Berufserfahrungen im Landeskrankenhaus Bregenz.
Weitere Stationen und Ausbildungen: Sonderausbildung in Anästhesie und Intensiv­pflege, Kardinal Schwarzenberg Klinikum in St. Johann im Pongau, Master in der Pflegepädagogik, Personalentwicklung und ­Gesundheitsförderung, stellvertretender Pflegedirektor, Pflegedienstleiter bei SeneCura­ in Salzburg, seit Juli 2021 ­Direktor des Medicubus.

 

FACTS und TERMINE:

  • Bachelor of Science in Health Studies (BSC)
    6 Semester, 180 ETCS,
    Bewerbung bis 10.3.24,
    Voraussetzung:
    allg. Hochschulreife oder
    berufliche Qualifikation mit
    Zusatzprüfung.
  • Pflegefachassistenz
    2 Jahre,
    Bewerbung bis 10.6.24,
    Voraussetzung:
    10 Schulstufen oder 9 Schulstufen und abgeschl.
    Lehre, mind. 17 Jahre vor
    erstem Praktikum;
  • Pflegeassistenz
    1 Jahr, Bewerbung bis 21.6.24, Voraussetzung:
    9 Schulstufen, mind. 17 Jahre vor erstem Praktikum;