Seniorchef Josef Lackner erzählt vom Rummlerhof, den besten Ripperln und Treffpunkt der Eisschützen

Die Sonne geht langsam unter und taucht die Landschaft um mich herum in ein leicht rosarotes Licht: Wälder, Hügel, die schroffen Felsen des Niederkaisers. Gegenüber bleibt mein Blick im St. Johanner Talkessel ruhen, wo dahinter die Antenne des Kitzbüheler Hornes zu mir herüberblinzelt. Vor mir liegt, eingebettet in diese idyllische Szenerie, der Rummlerhof. Warmes Licht strömt aus seinen Fenstern und ich freue mich schon auf das Treffen mit Josef Lackner.
„Was magst trinken?“, fragt mich Josef gut gelaunt. Wir setzen uns an den Stammtisch in der gemütlichen Stube, der von Gästen und Einheimischen gleichermaßen gerne aufgesucht wird. Als Einkehr nach einer Wanderung im Kaisergebirge, zum Genießen auf der Sonnenterrasse oder zur Stärkung vor oder nach dem traditionellen Eisstockschießen. Josef erzählt mir, dass die anliegende Halle 1982 erbaut wurde, und dass man den geselligen Stock-Sport ganzjährig ausüben kann – im Sommer auf der Asphalt- und im Winter auf der Kunsteisbahn.
Er und seine Frau Katharina haben den Rummlerhof 1984 von Josefs Eltern übernommen. Mittlerweile wurde an Sohn Josef übergeben, doch der Seniorchef steht nach wie vor gerne, vor allem an der Ausschank, um der jüngeren Generation zu helfen. „Ich könnte nicht einfach zu Hause sitzen und nichts tun, ich muss unter Leuten sein,“ lacht er. Auch Seniorchefin Katharina ist nach wie vor im Betrieb aktiv und verzaubert die Gäste mit leckeren Süßspeisen – ihr Glanzstück ist dabei die Käsesahnetorte.

Regionale Spezialitäten

Josef ist 1949 in St. Johann in Tirol geboren. 1956 besuchte er die Schule in Seinihåns, den weiten Schulweg legte er täglich zu Fuß zurück. „Ich bin kein einziges Mal zu spät gekommen,“ schmunzelt er bei der Erinnerung. Nach der Berufsschule fing er an, in der Landwirtschaft seiner Eltern zu arbeiten. Der Rummlerhof ist seit 1707 in Familienbesitz und ein Erbhof. Das Gasthaus kam 1956 dazu, schon damals wurden die landwirtschaftlichen Produkte und das selbsterlegte Wild zu erstklassigen Speisen, gut bürgerlicher Art, verkocht. „Ausgefallene Sachen können die Leute ja auch woanders essen,“ so Josef augenzwinkernd. Die Hits im Rummlerhof sind besonders die Ripperl, Kaspressknödel, Schweinsbraten und vieles, vieles mehr, dafür sorgt heute erfolgreich Josefs jüngerer Sohn Thomas. Es war Josef sen. ein Anliegen, früh genug zu übergeben, was er 2008 auch tat. „Als Junger hat man viel Biss und ich kann sie noch unterstützen,“ so Josef.
Blickt Josef auf seine jüngeren Tage zurück, wüsste er nicht, was er anders machen würde. „Man muss immer mit der Zeit mitgehen aber nicht übertrieben.“ Damit meint er zum Beispiel, dass man nicht immer zum Nachbar schauen sollte, was der hat, um den übertrumpfen zu können, sondern das wertschätzt, was man selbst hat.

Er erzählt von einem Schicksalsschlag 1973, als die Scheune von einer Motorexplosion in Brand gesetzt wurde. „Die Tiere waren zum Glück „gen Alm“, aber um den Traktor zu retten, bin ich zurück in die Flammen gelaufen.“ Josef zog sich so schwere Brandverletzungen zu, dass er 14 Tage im Krankenhaus bleiben musste.

Trotz einem straffen Tagesablauf, der bereits um 05:00 Uhr begann und oft erst nach Mitternacht endete, war er in mehreren Vereinen aktiv. Seit über 50 Jahre ist er Kassier bei den Eisschützen, dafür bekam er sogar die goldene Ehrenamtsnadel verliehen.

Für seine Zukunft wünscht sich Josef Lackner sen. vor allem Gesundheit. Und wir wünschen ihm und seiner Familie weiterhin viel Erfolg und freuen uns schon auf die nächste Einkehr – vielleicht bei einer Partie Eisstockschießen und den leckeren Ripperln!

Viktoria Defrancq-Klabischnig