Hanna Gratt und Florian Ladevic, Lernende am BG/BORG in St. Johann, über Klimakleber, Zukunftspläne und mehr.

Ihr Blick ist wach, das Lächeln etwas angespannt. Hanna, 16 Jahre, 7. Klasse, ist in diesem Schuljahr die Schulsprecherin am BG/BORG; Florian, 17 Jahre, 8. Klasse, war es letztes Jahr. Sich zu präsentieren und den eigenen Standpunkt zu vertreten, ist also nichts Neues für die beiden. Ein Gespräch mit der Presse aber schon – eine Erfahrung, die sie gerne machen, wie sie versichern.
Beide haben sich für den Zweig „Science“ mit Schwerpunktsetzung in Biologie, Physik und Chemie entschieden. Daneben gibt es auch noch die Zweige „Musik“ und „Sprachen“. Warum Naturwissenschaften? „Weil mich Wissenschaft immer schon interessiert hat und ich mir vorstellen kann, mich in Richtung Umwelttechnologie oder Biologie zu orientieren“, meint der Kirchberger Florian Ladevic. Hanna Gratt stammt aus Ellmau, auch sie ist sehr an Naturwissenschaften interessiert. Sie kann sich vorstellen, später ein Wirtschaftsstudium anzutreten oder Psychologie zu studieren. Psychologie ist neben Mathematik ihr Lieblingsfach, Florian geht in den Mathe-, Biologie- und Sportstunden auf. Mathematik als Lieblingsfach? Beide nicken und lächeln. „Ja klar, das ist die Grundlage für viele andere Bereiche, das brauchen wir später auch im Studium“, so Florian. Er verrät mir seinen Notendurchschnitt: Jener fängt mit einer Eins an, dahinter kommt nicht mehr viel. Bei Hanna verhält es sich ähnlich. Man könnte fast annehmen, vor mir sitzen zwei „Nerds“, aber in dieses Klischee wollen sie optisch und mit ihrer offenen, während des Gesprächs immer lockereren Art nicht passen. Vielmehr habe ich zwei – offensichtlich sehr intelligente – Jugendliche vor mir, die genau wissen, was sie wollen.

Schule des Denkens

Was macht das Gymnasium für sie so attraktiv? Die vielen Mathematikstunden alleine sind es bestimmt nicht. Zudem gibt es ja auch andere gute Schulen … „Mir taugt die gute Allgemeinbildung, die wir hier bekommen, die liefert viel Input“, meint Hanna. „Man bekommt bei uns einen philosophischen, breiten Blick auf das Leben.“ „Wir setzen uns mit den unterschiedlichsten Themen auseinander und sind angehalten, kritisch zu denken und zu hinterfragen“, ergänzt Florian. Dann ist das Gymnasium eine „Schule des Denkens?“ „Das könnte man so sagen“, nickt Hanna. „Außerdem lernen wir nicht nur Physik oder andere Inhalte,­ sondern auch, systemisch an­
Dinge heranzugehen“, beschreibt es Florian. Die Schule sei auch nicht so „theoretisch“, wie manche meinen, so Hanna. Es gebe in jedem Zweig ein Praxisfach, dazu Exkursionen und Themenwochen. Beide waren zum Beispiel schon mit ihrer Klasse in Hamburg, um sich dort einen Teilchenbeschleuniger anzusehen. „Cool!“, meint Florian mit glänzenden Augen.
Beide schätzen im Gymnasium das „extrem positive“ Arbeitsklima und dass sie selbständiges Arbeiten lernen sowie Selbstdisziplin. „Außerdem ist das Gymnasium der kürzeste Weg zur Reifeprüfung, das war für uns beide ein Argument“, so Hanna mit Blick auf Florian. Jener nickt bestätigend. „Wir bekommen die bestmögliche Vorbereitung auf das Studium und werden an das wissenschaftliche Arbeiten herangeführt, die Lehrpersonen sind entsprechend ausgebildet.“
Die Themen Umwelt und Klima spielen im Unterricht eine wichtige Rolle. Was halten die beiden von den „Klimaklebern“? „Nichts“, sagt Hanna knapp. Florian stimmt seiner Schulkollegin zu. Er ist Mitglied beim Roten Kreuz und will bald die Ausbildung zum Sanitäter machen. Dass sich Leute auf die Fahrbahn kleben und damit auch den Einsatzfahrzeugen den Weg versperren, findet er alles andere als cool. „Das ist kontraproduktiv“, so seine Meinung. „Man sollte besser Projekte starten, bei denen man die Leute einbindet, anstatt sie im Alltag zu stören und damit gegen die Thematik aufzubringen“, sagt Hanna.
Als Klassensprecher hat Florian letztes Jahr genau das getan und so einige Projekte umgesetzt. Auch Hanna kann schon eine erfolgreiche Bilanz ziehen. „Mir ist es wichtig, mein Umfeld mitgestalten zu können“, sagt sie selbstbewusst. Wenn beide das auch später tun, werden wir wohl noch von ihnen hören …

Doris Martinz