Wird alles wieder „gut“ – oder einfach nur anders?

Wenn man die Nachrichten durchblättert, gibt es nach wie vor ein zentrales Thema: Covid-19. Auch wenn sich vieles inzwischen fast „normal“ anfühlt, war im Sommer vieles doch ganz anders. Keine Großveranstaltungen, keine Feste und Homeschooling. Aber auch mehr Zeit für Freizeit. Viele haben sich und die eigene Region (besser) kennengelernt. Und so mancher hat wohl auch darüber nachgedacht: Wie geht es eigentlich weiter? Wann geht es zurück zur Normalität?
Gerade der Tourismus zählt zu den am stärksten betroffenen Branchen. Daher befassen natürlich auch wir uns mit der Zukunft. Und – wenn man ganz ehrlich ist – hat die Pandemie zweifellos auch ihre guten Seiten. Wo ich diese sehe?
Hier ein paar Beispiele:

Veranstaltungen
Über viele Jahre hat ein Event den nächsten gejagt – vom Vereinsfest bis zum Mega-Open Air. Es ging nur um „größer-schneller-lauter“. Heuer fand vieles gar nicht statt, manches kleiner und reduzierter. Einige Veranstaltungen scheinen niemandem gefehlt zu haben. Man traf sich wieder im Wirtshaus, Restaurant oder beim Sport, hatte Zeit für gemütliche Gespräche und angenehme Unterhaltungen. Was bleibt? Die Erkenntnis, dass weniger oftmals mehr ist. Besser „klein und fein“ als „plump und laut“.

Bewusstsein für Qualität und Regionalität 
Die Globalisierung ist ein nicht wegzudenkender Teil unseres Alltags. Das T-Shirt aus Bangladesch, der Smart-TV aus Asien, Lebensmittel aus aller Welt zu Schleuderpreisen. Es musste immer noch billiger und noch exotischer sein. Die Herkunft einer Ware wurde bedenkenlos dem (billigen) Preis untergeordnet. „Zügelloser Konsum ohne Rücksicht auf Ressourcen“, lautete die Devise! Die Pandemie schränkte jedoch die Verfügbarkeit von Vielem ein. Ein Denkprozess wurde somit förmlich erzwungen. Was bleibt? Mehr Bewusstsein für „Lokal statt Global“, mehr Einkäufe vor Ort und bewusstes „in Wert setzen“ regionaler Qualität!

Urlaub und Reisen wird wieder „lokaler“ 
Coronabedingt war und ist Reisen nach wie vor nur erschwert möglich. Die billige Flugreise ans andere Ende der Welt, die Kreuzfahrt bis ins Herz von massiv beeinträchtigten Städten … all das sehen wir momentan nur in relativ weiter Ferne!
Und siehe da: Auf einmal boomt Urlaub in den Bergen und an Seen, bei Jung und Alt. Die Qualität der kurzen Anreise, egal ob mit Auto, Bahn oder Bus, wurde wieder „neu“ entdeckt. Junge Gästeschichten ziehen wandernd und gut gelaunt durch die Berge, anstatt tagelang am Strand in der Sonne zu braten. Was bleibt? Dass Urlaub daheim so ansprechend ist, wie schon lange nicht mehr. Vielleicht wird der Sommerurlaub in den Bergen auch in Zukunft für junge Gästeschichten attraktiv bleiben.
Diese Liste könnte man noch beliebig verlängern. Aber allein diese wenigen Beispiele zeigen, dass Corona vieles vielleicht auch in eine neue Richtung geführt hat. Und irgendwie fühlt sich diese Richtung durchaus gut an. Wir werden zum Nachdenken gezwungen, ob unsere Lebensweise noch eine zukunftsweisende ist? Oder darf es manchmal einfach etwas weniger sein, etwas ruhiger, beschaulicher und dadurch vielleicht auch verträglicher für unseren Planeten?
Im Normalfall urlauben wir Menschen, um uns vom Stress des Alltags zu erholen. Vielfach hat uns aber vielleicht der Urlaub der letzten Jahre auch gestresst. Vielleicht schaffen wir es, nachhaltig unsere Gewohnheiten der Zeit anzupassen. Für uns selbst und alle, die bei uns Urlaub machen. Dann könnte vieles wieder gut oder sogar besser als „vor“ Corona werden. Das meint Ihr

Gernot Riedel
Geschäftsführer
TVB Kitzbüheler Alpen
St. Johann in Tirol