„Keep Smiling“ heißt das Musiktheater-Stück, das die MS 2 Anfang Juni aufführt. Warum die Bühne mehr bringt als nur Spaß.

Noah, Magdalena, Sandro, Hannah, Sebastian, Simon, Fabian, Dominik und Lena sitzen mit erwartungsvollen Gesichtern auf den Stufen, die zur Bühne in der Aula der Mittelschule 2 in St. Johann führen. Wir treffen uns Mitte Mai zum „Pressegespräch“, es sind noch 14 Tage bis zu den Premieren ihres Stücks „Keep Smiling“ am 2. und 3. Juni. Darum geht es in dem Stück: Der „Alpha­preisträger“ kündigt einen Besuch an seiner ehemaligen Schule, der Mittelschule 2, an. Man will nun den Künstler gebührend empfangen und feiern. Noch dazu geht es um eine Spende für den besten Auftritt und so beginnen die Vorbereitungen für das Fest und für den Wettbewerb an der MS 2. Die Motivation ist groß; Lehrer und Schüler erwarten den großen Künstler, der seine künstlerische Laufbahn an dieser Schule startete. Ist der Alphapreisträger angetan von den Ideen der Kinder? Ein witziges Spektakel, das am Ende für ziemlich viel Verwirrung sorgt.

Wie laufen die Proben? „Es wird“, meint Magdalena mit einem verschmitzten Lächeln. Sie und ihre Bühnenkolleg:innen üben unter Anleitung ihrer Musiklehrerinnen Regina Höckner und Andrea Mitterer seit zwei Monaten recht intensiv an dem Stück. Niemand musste die Schülerinnen und Schüler überreden mitzumachen: Ein Musiktheaterstück an der Schule aufzuführen, das sei immer eine „super Sache“, drückt es Sebastian aus. „Die Proben sind immer lustig“, bestätigt Noah. Es mache viel Spaß, sich in eine andere Person einzufühlen und Situationen anders zu bewältigen, als man es selbst tun würde, meint Magdalena. Sie bewundert an Liv – der weibliche Charakter, den sie darstellt – ihre Schlagfertigkeit. Sie würde sich wünschen, selbst manchmal etwas mutiger oder sogar frecher zu sein, meint sie und schaut fragend zu den Pädagoginnen, die sich während unseres Gesprächs im Hintergrund halten. Von dort kommt aufmunterndes Nicken. Auch Hannah bewundert den Charakter der „Liv“: „Von ihr kann man was lernen. Sie ist so selbstbewusst und steht zu ihren Fehlern. Sie nimmt sich an, so wie sie ist.“

Fabian kann sich sehr gut mit dem Charakter des „Jan“ identifizieren. „Er denkt viel nach, ist ein Dichter. Das entspricht mir, ich bin auch oft philosophisch beim Denken und schau’ oft mal irgendwohin.“ Für seine Worte erntet er Lachen und Zustimmung bei seinen Kolleg:innen. Lena findet ihr Rolle ebenfalls sehr interessant. Die junge Frau, die sie spielt, sei extrovertiert; ihr sei es egal, was andere denken. „Und das finde ich cool!“ Sebastian genießt es, in seiner Rolle auch einmal andere Emotionen auszuleben, zu schimpfen, anstatt – wie es manchmal eben vorkommt – selbst geschimpft zu werden.

An Herausforderungen wachsen

Theater zu spielen ist aber nicht nur cool, sondern auch fordernd, das weiß Dominik: „Man muss sich konzentrieren, damit man seinen Einsatz nicht verpasst, das ist oft am schwierigsten.“ Außerdem müsse nicht nur der Text sitzen, sondern auch die Interaktion auf der Bühne stimmen, also Gestik, Mimik und Handlungen, so Magdalena. Auch Sandro findet die Interaktion ganz schön herausfordernd, „man will sich ja nicht blamieren!“ Als „echte Challenge“ empfindet Lena die Szene, in der sie mit Fabian eine Schlägerei in „Slow Motion“ nachspielt: „Es ist ganz schön schwierig, seine Reflexe zu unterdrücken und langsam zu fallen!“ Sebastian wiederum muss in einer Szene einen Ball fangen und macht sich diesbezüglich Gedanken. Was, wenn er danebengreift und der Ball ins Publikum rollt? „In der Nacht vor der Premiere werde ich wahrscheinlich nicht so gut schlafen“, meint er. Bestimmt aber wird alles gutgehen, davon sind auch die beiden Pädagoginnen überzeugt. Ein wenig Lampenfieber gehört dazu.

„Therapie“ für Kinder, die sonst wenig in Erscheinung treten

Regina Höckner und An­drea Mitterer haben das Stück „Keep Smiling“ gemeinsam letzten Sommer kreiert und ihren Schüler:innen quasi auf den Leib geschrieben. So viele wie möglich sollten eine Rolle bekommen und sich auf der Bühne versuchen dürfen. Die Kernbotschaft des Stücks: Das Leben bringt immer wieder Wettbewerbe, und man soll sich ihnen stellen. Es geht darum, zu sich selbst zu stehen und Selbstvertrauen zu entwickeln. Die Bühnenerfahrung, die die Schüler:innen bei diesem Projekt sammeln, ist wichtig. „Gerade für Kinder, die sonst wenig in Erscheinung treten, ist das Bühnenspiel fast ein wenig therapeutisch“, sagt Regina Höckner. „Auf der Bühne springen sie über ihren Schatten und gewinnen an Selbstvertrauen“, ergänzt Andrea Mitterer. „Diese Entwicklung zu beobachten, ist für mich das Schönste dabei.“ Die Erlebnisse auf der Bühne gehören zu jenen Eindrücken, an die sich die Kinder noch Jahre später erinnern, so die Musiklehrerin. Ihre Kollegin bringt es auf den Punkt: „Mathematik oder Biologie kann man nachlernen. Was wir ihn unseren Schülerinnen und Schülern mit dem Bühnenstück mitgeben, ist nicht aufzuholen.“

Doris Martinz