Die St. Johanner Hilfsgemeinschaft hat ein Auge für in Not geratene Menschen.

Irgendwann in den 80er Jahren: Ein blutjunger, hochgewachsener und stets gutgelaunter Klaus Salvenmoser macht in seinem Friseursalon „Figaro“ die Haare der Schmiedberger Irma schön. Beim Bezahlen meint Irma plötzlich: „Du Klaus, du machst jetzt da auch mit.“ Worauf hin Klaus verwundert fragt, was sie denn meine. „Bei der St. Johanner Hilfsgemeinschaft. Der Mitgliedsbeitrag kostet 100 Schilling und wir sind ein netter Trupp, wo du gut dazu passen würdest.“ Daraufhin gibt Klaus der Irma, Gründungsmitglied der SHG, die 100 Schilling und sagt ihr, sie soll sich wieder melden, wenn der Jahresbeitrag fällig sei – von viel mehr wolle er aber nicht so recht wissen. Einige Zeit später treibt ihn eines schönen Novembertages der Hunger zum Grattschlössl – wo die St. Johanner Hilfsgemeinschaft gerade ihre Jahreshauptversammlung hat. An jenem Abend kommt Klaus als Schriftführer „Schrifti“ der St. Johanner Hilfsgemeinschaft nach Hause.
Das ist nun über 40 Jahre her, heute ist Klaus mit Leib und Seele Obmann des Vereines. Sein Geschick in den verschiedensten Bereichen, kommt der St. Johanner Hilfsgemeinschaft sehr zugute – sei es angefangen von der Homepage, die er akribisch wartet, über den Foodtruck – seinem Liebgut – den er, bis auf gröbere Reparaturen, komplett selbst und sauber in Schuss hält. Der 69-Jährige ist ein kreativer und aktiver Geist und versucht stets, zusammen mit seinem Ausschuss der SHG den Dingen realistisch und zeitgemäß ins Auge zu blicken.

Neben den Spenden von Mitgliedern und Förderern sammelt die St. Johanner Hilfsgemeinschaft Geld mit der Verköstigung aus dem Foodtruck bei Veranstaltungen. Legendär sind die St. Johanner Würstl, sowie die Kaspressknödel und Glühwein beim St. Johanner Weihnachtsmarkt, wo sich Klaus stets über den Besuch von bekannten Gesichtern freut. Seit einiger Zeit hat sich auch das Vermieten des Foodtrucks, beispielsweise an die KochArt, etabliert – eine Zusammenarbeit mit perfektem Win-Win.

Der St. Johannerhilfsfonds

Der Verein entstand ursprünglich aus den Mitgliedern der „Lustigen Dorfmusikanten“, einer Abordnung der Musikkapelle St. Johann. Eine Anekdote erzählt, wie Kapellmeister Andreas „Andrä“ Wurzrainer damals mit den „Lustigen Dorfmusikanten“ auf dem „Seinihånsa“ Hauptplatz spielte, wo ihm zu Ohren kam, dass eine Familie den Rollstuhl, den sie für ihr verunglücktes Kind benötigt hätte, nicht bezahlen konnte. Kurzerhand beschlossen die Musikanten, dass sie mit der erspielten Gage den Rollstuhl kaufen würden. Am 18. September 1982 wurde die St. Johanner Hilfsgemeinschaft gegründet, anfänglich noch unter dem Namen „St. Johanner Hilfsfonds“. Auf der Homepage zeugen alte eingescannte Zeitungsschnipsel von zahlreichen Auftritten der Musikanten beispielsweise im ehemaligen Huberbräu Saal, für den guten Zweck. Auch die Mitgliederbreiträge flossen selbstverständlich eins zu eins in den Fonds.

Oberstes Gebot war und ist nach wie vor absolute Anonymität, worauf man sich als Hilfenehmer zu 100 % verlassen kann. Während des Hochwassers im Jahr 2002 sprach man jedoch nicht mehr von Einzelpersonen, sondern von über 200 Hochwasseropfern, denen die St. Johanner Hilfsgemeinschaft tatkräftig helfen konnte. Aus diesem Grund findet man in den Medien einige Beiträge zu diesem Thema. Der Verein konnte mit insgesamt knapp € 90.000,–den Hochwassergeschädigten helfen und leistete unermüdlichen Einsatz, stellte selbstgebastelte Spendenboxen neben den Kassen der St. Johanner Geschäfte auf, um Rückgabegeld zu sammeln und verteilte die Spenden von Firmen wie Egger, die beispielsweise Fußböden im Wert von € 80.000,– sowie Gaggenau die fünf Küchenelektrogeräte gaben. Klaus war damals selbständiger Friseur, in jener Zeit war er aber mal für zwei Wochen nicht im Geschäft, um im Verein alle nötigen Tätigkeiten erledigen zu können.

Version 4.33

Nachdem Alois Pletzer (Gründungsmitglied) 2015 nach über zehn Jahren aus gesundheitlichen Gründen vom Amt des Obmannes zurücktrat, übernahm Klaus diese ehrenvolle Aufgabe. Heute setzt sich der Vorstand der St. Johanner Hilfsgemeinschaft aus Obmann Klaus Salvenmoser, Obmann Stellvertreterin Brigitte Keuschnigg, Schriftführer Josef Ritsch und den Beirätinnen Elfriede Wallner, Sabine Mayerl und Alexandra Rieser zusammen. Besonders froh ist Klaus über den jungen und motivierten Zugang von Beirätin und „Instagram Coach“ Magdalena Keuschnigg, Tochter von Brigitte und Enkelin des Vereinsgründers Andreas „Andrä“ Wurzrainer.
Da der Wunsch „Mitglied“ zu sein nicht mehr zeitgerecht erscheint, bemüht sich die SHG, im Besonderen Klaus, um Förderer und erklärt: „Jegliche Unterstützung, die wir bekommen ist wertvoll, egal ob von einem Mitglied oder Förderer kommend. Wenn mich jemand fragt, wie er oder sie helfen kann, dann sage ich, dass er bzw. sie Förderer werden könnte.“ Dabei gibt es keinen festgelegten Förderbetrag, denn jeder soll, darf und muss selbst entscheiden, mit welchem Beitrag man die St. Johanner Hilfsgemeinschaft gerne unterstützen möchte.
„Aus diesem Gedanken heraus ist auch das Projekt 4.33 entstanden,“ sagt Klaus. Er selbst stammt aus einer Zeit, als es noch Wochenlöhne statt dem Monatslohn gab. Seine Idee war: Wenn man nun pro Woche nur einen Euro spenden würde, ergäbe dies einen monatlichen Betrag von € 4,33 – das im Jahr die wertvolle Summe von € 52,– ausmacht. „Wenn also jemand wirklich gerne helfen möchte, dann möge er bei der Aktion 4.33 mitmachen,“ so Klaus. Er betont:“ Bei uns gibt es keinen vorgeschriebenen Mitgliedsbeitrag. Wir sehen uns alle als erwachsene, verantwortungsbewusste und selbstverantwortliche Menschen! So soll und darf jede/jeder mit seinem, für ihn passenden Wunschbetrag mithelfen. Niemand muss € 52,– bezahlen, das ist nur ein Vorschlag.“

Jede Spende hilft

In den meisten Fällen erhält die St. Johanner Hilfsgemeinschaft von einem Nachbarn oder nahen Verwandten einen Tipp, dass jemand Unterstützung nötig hätte. Daraufhin sucht die St. Johanner Hilfsgemeinschaft das Gespräch mit der jeweiligen Person. „Wir arbeiten auch eng mit der Marktgemeinde St. Johann zusammen. Sind alle Möglichkeiten, finanzielle Unterstützung vom Land zu bekommen ausgeschöpft, sind wir das letzte Zünglein an der Waage,“ erklärt Klaus. Nahezu jeder Fall wird vom Vorstand einstimmig beschlossen, wobei auch hier das oberste Gebot – die Gewährleistung von 100%iger Anonymität – gilt und kein noch so kleines Detail den Besprechungsraum verlässt.
Dieses Thema ist sehr intim, oft sehe man es den Personen, die Hilfe nötig haben, kaum an. Sicher ist, dass die St. Johanner Hilfsgemeinschaft jede Spende unbürokratisch und anonym ohne irgendwelcher Verwaltungskosten Menschen, die in Not geraten sind, zukommen lässt.
Der Vorstand des Vereines organisiert dies alles mit Herzblut in seiner Freizeit – und würde sich über weitere, finanzielle Unterstützung, auch von Firmen, in Form von Förderern sehr freuen.
www.hilfsgemeinschaft.com

Viktoria Defrancq-Klabischnig