Teuflisch guter Saisonauftakt der Seinihonsa KoasaPass

Wandert man untertags die Serpentinen hoch zum Berghotel Pointenhof, erblickt man neben der lieblichen Almwiesenlandschaft ein zauberhaftes Bergpanorama. Am Abend bekommt man, speziell zu dieser Jahreszeit, eine mystische Seite zu Gesicht. Sterne besprenkeln das pechschwarze Himmelszelt und im Dunkel des Waldes lassen verschiedene Geräusche auf geheimnisvolle Bewohner schließen. Die Lichter von St. Johann und Kirchdorf blinzeln verstohlen durch die Äste der mächtigen Tannen und Fichten. Der Seinihonsa Koasapass hätte wohl kaum eine bessere Location für ihre Maskenausstellung am 12. November 2022 finden können.
Ich treffe „Oberteufel“ Wolfgang Mittermayr, kurz bevor die Krampus-Show losgeht. Er waltet bereits seit 26 Jahren seines Amtes als Obmann und ist eines der Gründungsmitglieder des Vereins. „Unsere Erwartungen sind hammermäßig übertroffen worden, wir hätten nicht mit so vielen Besuchern gerechnet,“ so Wolfgang erfreut. Zirka 50 Mitglieder hat die Koasapass, davon sind 20 Kinder. Sie haben viel Herzblut in die Verwirklichung der Veranstaltung gesteckt. Für das leibliche Wohl ist bestens gesorgt, Foodtruck, Punsch und Glühwein lassen keine Wünsche offen.

Die Koasapass in Schwarz/Rot

Sieben verschiedene Vereine­ präsentieren ihre schaurig schöne Ausrüstung in der Halle beim Pointenhof. Jeder Pass hat seine Erkennungszeichen und Besonderheiten.
Das Markenzeichen der Seinihonsa Koasapass ist das Schwarz und Rot. Wolfgang erklärt: „Die Larven, also die Masken, werden von Pali Horst und Schmuck „Patz“ geschnitzt und sehen sich im Wesentlichen alle ähnlich.“ Die Felle müssen in das Farbschema passen und stammen zum Großteil von Ziegen. Details an den Schultern und Armen werden aus Yakfell und Rossschweif gefertigt – da vertraut man der Expertise der Gerberei Koch.

Vereinsleben

Nach zwei Jahren coronabedingter Pause freuen sich die Vereinsmitglieder, ihr gemeinsames Hobby wieder leben zu dürfen. Einmal monatlich treffen sie sich. Neben geselligen Aktivitäten wie Radfahren (die Seinihonsa Koasapass hat übrigens in ihrer Kategorie den ersten Platz bei „Tirol Radelt“ errungen!), Völkerball und vieles mehr beratschlagt man, wie man die Umzüge am besten gestalten könnte. „Wir sind ein super Trupp und geben heuer wieder Vollgas“, sagt Wolfgang stolz.

Im November geht’s los

Traditionsgemäß starten die Krampusläufe mit dem 5.und 6. Dezember, immerhin ist es ihre Funktion, sich als Begleiter des Nikolauses um die weniger Braven zu kümmern. Ab Mitte November, wenn die mystische Jahreszeit beginnt, dürfen die finsteren Gestalten jedoch schon langsam ihr Unwesen treiben. Dabei gibt es aber wichtige Regeln, die auch die jüngsten Teufel einhalten müssen. „Wir haben seit zirka fünf Jahren eine Jugendgruppe, da lernen die Kinder von klein auf, wie das Brauchtum abläuft“, sagt Wolfgang. Alles hat seine Ordnung und seinen Sinn, da ist kein Platz für planloses Herumschlagen, selbst wenn die Hemmschwelle eine andere ist, wenn man so maskiert auftritt. Die Seinihonsa Koasapass freut sich schon jetzt auf den 5. Dezember. „Zuerst findet der Nikolausumzug statt. Danach lassen wir den Leuten, die gehen möchten, genügend Zeit, um den Hauptplatz zu verlassen. Und dann sorgen wir für Remmidemmi!“, strahlt Wolfgang.
Da ertönen sie auch schon, die düsteren Glocken, die die Krampus-Show einläuten. Auf dem Feld, wo eine riesige Feuerstelle entfacht wurde, versammeln sich die BesucherInnen, um das schaurige Spektakel zu bestaunen. Ein Oldtimer Traktor erscheint feuerspeiend auf der Freiluftbühne und zieht einen schweren Eisenkäfig mit einer schaurigen Gestalt darin nach. Ich verabschiede mich nun rasch von Wolfgang und sehe zu, dass ich mich in Sicherheit bringe!

Viktoria Defrancq-Klabischnig