Alois Spögler über das Glück mit vielen „Pferden“ unter der Haube, Männerausflüge und unvergessliche Runden am Nürburgring.

Im Frühling erwacht die Natur zu neuem Leben, alles regt und bewegt sich. Es ist auch die Zeit, in der die Mitglieder des Motorsportclubs St. Johann eine gewisse Unruhe verspüren. Denn im März, April starten für gewöhnlich immer die Autoschauen in der Region, und da heißt es „sich richten“. Den „Autofrühling“ in St. Johann haben die Mannen des MSC noch nie ausgelassen, solange man sich erinnern kann, und dass er heuer dem Virus zum Opfer fiel, schmerzt den ehemaligen Obmann, Alois „Lois“ Spögler, nicht wenig. Denn was die Automarken an Neuem zu bieten haben, die brandneuen Technologien und Modelle, das alles schauen er und seine Kollegen sich immer gerne bei dieser Veranstaltung an. Heuer werden sie sich anderweitig informieren müssen, um zu finden, was sie suchen. Obwohl: Eigentlich sucht zum Beispiel Lois ja nichts. Oder doch? „Jå und na“, meint Spögler ausweichend. Denn eigentlich habe ich ja ein Auto, und zwar einen Ford Focus, mit dem ist er überraschenderweise sehr zufrieden. Warum ihn das so überrascht? Weil dieser Wagen „nur“ 120 PS stark ist. Und weil er bislang ganz andere Boliden gefahren ist, sein letzter hatte 350 PS.

Von der Straße ins Museum
Der St. Johanner war in den letzten Jahrzehnten eigentlich immer mit einem „Rennauto“ auf den Straßen unterwegs. Also mit Rennwagen, die auch für die Straße zugelassen sind. Sein erster solcher „Schlitten“ war ein Renault 5 Turbo Cup, dann stieg er auf BMW um und blieb viele Jahre später bei Ford hängen, fuhr zuletzt einen Focus RS MK1 und einen Focus ST. Ersteren verkaufte er schließlich an ein Museum in Deutschland, dessen Betreiber es sich durchaus in den Kopf gesetzt hatten, dieses Fahrzeug für seine Besucher zu erwerben – es waren nur 500 Stück gebaut worden. Dann folgten verschiedenste Modelle, zuletzt stieg er um auf 120 PS und machte eine ganz neue Erfahrung – nämlich, dass es sich auch mit weniger Pferden unter der Haube ganz gut fahren lässt, dass „der eh herrisch guat geht“. Aber trotzdem: Wenn etwas Passendes „hergeht“, ein Modell nach seinem Geschmack (egal, welcher Marke) mit ordentlich Power, dann wird er wieder zuschlagen. Corona-Krise hin oder her, davon lassen sich er und auch die anderen Mitglieder des MSC nicht bremsen.

Erinnerung an frühere Renn-Zeiten
Etwa 25 Jahre lang war ­Alois Spögler Obmann des Motorsportclubs St. Johann, der heute 27 Mitglieder zählt. Der Verein wurde 1968 gegründet, Spögler ist seit 1987 mit dabei. Die früheren Zeiten waren für den Motorsport bessere. Gerade in den Anfangsjahren veranstaltete der Verein selber viele „Races“ wie GoKart-Rennen und Autoslaloms auf dem Flughafengelände, Eisrennen in der Panzerkaserne, einen Europameisterschaftslauf im Alfa Sud Cup dort, wo heute die Hauptschule steht und Bergrennen von der heutigen Talstation der Bergbahn bis hinauf zum Pointenhof. Die Vereinsmitglieder konnten auch auf tolle Erfolge verweisen: Willi Fankhauser holte sich 1995 bei der Oasis Rallye in Tunesien den 1. Gesamtrang, Wolfgang Mittermayr gewann auf seinem KTM Motorrad die ProMotion X8-Rallye in Tunesien und Hannes Seiwald errang beim Erzberg Rodeo den fantastischen 3. Rang. Zwischen 1997 und 1999 startete ein großes Team des Clubs bei Long-Distance-Rennen mit dem Kart. Das Ergebnis war ein sensationeller dritter Platz unter 78 Mannschaften bei den österreichischen Meisterschaften – Alois Spögler war mit dabei.

Gemeinsam unterwegs
Heute sind die meisten Berg­rennen aufgrund fehlender naturschutzrechtlicher Bewilligungen nicht mehr durchführbar, und am Flughafengelände in St. Johann ist der Asphalt in keinem ausreichend guten Zustand für ein Autorennen. So heißt es jetzt für die Mitglieder des Motorsportclubs auswärts fahren, nach Ostösterreich, nach Kroatien oder Ungarn. Es tut sich rennmäßig momentan aber nicht allzu viel. Früher war Spögler selber mit dabei, derzeit hat er aber, wie gesagt, kein geeignetes Auto. Dafür unternimmt er alleine oder auch mit einer Männerrunde immer wieder Ausflüge mit dem Motorrad, seiner Ducati. Gibt es denn dabei auch weibliche Begleitung? „Na, då fåhr’n nur Männer“, wehrt Alois Spögler lachend ab.
Früher gab es auch im Verein immer wieder Frauen als Mitglieder. Dass das nicht wirklich gut lief, lag nicht an den Ladies, betont der Ex-Obmann, als er davon erzählt. Vielmehr hätten sich einfach gute Beziehungen zwischen den männlichen und weiblichen Mitgliedern entwickelt, die irgendwann zu gut und intensiv waren. Und das war dann auch wieder nicht so gut. Mit ausschließlich Männern als Mitglieder ist es einfacher.
Die Vereinskollegen unternehmen zusammen immer wieder tolle Ausflüge. Letztes Jahr ging es zum Beispiel nach Amerika, unter anderem zur weltgrößten Tuningmesse in Las Vegas. Oft schon besuchte man gemeinsam Rennen in Monza, Ungarn, Misano, Le Mans, … Unvergessen bleibt der erste Ausflug zum Nürburgring im Jahr 2005, als Alois Spögler auf der alten, 27 Kilometer langen Rennstrecke mit seinem Ford Focus RS richtig Gas geben und sich in fünf Tagen gemeinsam mit den Clubkollegen voll und ganz austoben konnte. Da geht ihm das Herz noch heute auf. Highlights waren auch die Einsätze bei diversen 24-Stunden-Rennen, die Spögler mit einem Viererteam bestritt, und bei denen es immer Probleme zu lösen gab, immer etwas zu Schrauben und „Richten“ gab. Der ehemalige Mitarbeiter bei Hutter-Druck kann vieles selber reparieren, außer, wenn es um den Motor geht. „Då håb i meinen Lieblingsmechaniker, den Walter Fuchs“, erzählt er. Jener ist Meister bei der Raiffeisenwerkstätte in Kirchdorf und seit Jahrzehnten mit Spögler eng befreundet. „Er is a begnadeter Mechaniker. Was er nicht repariert, geht a nit zu reparieren!“

Ein Traum von einem Auto
Auch wenn der „Saini Hånser“ mit seinem Focus „ganz zufrieden“ ist: Sein Traumauto schaut anders aus. Es ist der Porsche 911 Carrera, schon seit Kindheitstagen träumt er von so einem „Geschoß“. Und einmal durfte er sogar ein Rennen in einem Porsche bestreiten. „Wahnsinn!“, auch, wenn er nur geliehen war. „Då passt ois z’såmm, wie er reagiert, wie man sitzt, von hinten håst die Kråft, …“ Er schwärmt und kann gar nicht mehr aufhören. Es wäre schön, sagt er, irgendwann einmal einen zu besitzen. Das kann ja noch kommen …
Für den „Alltag“ auf der Straße aber muss es kein Porsche sein, und es muss auch kein Ford sein. Bei der Marke sind die MSC-ler ganz flexibel, Hauptsache, die Leistung und der Preis passen. Ein Wagen mit rund 300 PS zu fahren, ist für alle die natürlichste Sache der Welt. Für sie ist es auch eine Frage der Sicherheit, denn: „Beim Überholen brauchst PS, dann is’ weniger riskant.“ Und mehr Spaß macht das Fahren natürlich auch. „So a bissl driften, des is scho cool“, meint der ehemalige „Präsident” und grinst wie ein Lausbub.

Alle auf die Rennstrecke!
Generell wäre es gut, wenn jeder Autofahrer und jede Autofahrerin Rennen fahren würde, so das Credo der MSC-Mitglieder. Autoslaloms zumindest, da kann jeder/jede teilnehmen, mit dem eigenen Wagen, gestaffelt nach der Anzahl an Kubik. „Då lernst, mit dem Auto guat umgehen, dich konzentrieren und schnell rea­gieren.“ Was tun, wenn das Heck ausbricht, man ins Rutschen kommt, sich das Fahrzeug quer stellt? Beim Autoslalom lernt man das – und profitiert von den Erfahrungen dann auf der Straße. Rennen gibt es übrigens immer wieder und in ganz Tirol.
Aber man kann auch von mehr PS und größeren Herausforderungen träumen und sich bei den Autohändlern in der Region nach Entsprechendem umsehen. Speziell im Frühling, auch wenn heuer die Saison dafür etwas später anfängt. In diesen Tagen erfasst die Mitglieder des MSC St. Johann immer diese innere Unruhe, die sich nur abstellen lässt, wenn sie sich schnelle Autos ansehen oder – noch besser – fahren. Die Begeisterung für den Motorsport ist auf jeden Fall ansteckend. Ich werde mal schauen, was für mich passen könnte. Eines weiß ich: der „Neue“ sollte wohl ein paar PS mehr haben …
Doris Martinz