Ein Gespräch mit Kati Pletzer-Ladurner über Persönlichkeit, Selbstbewusstsein und darüber, was schön macht und hält.

Jede Zeit, jede Epoche hat ihr eigenes Schönheitsideal. Wie sehr es sich wandelt, zeigen zum Beispiel die Gemälde von Rubens. Wenn man sich seine „Toilette der Venus“ ansieht, wird klar: Weibliche Rundungen waren im 17. Jahrhundert sehr gefragt. Auf dem Bild „Boreas entführt Oreithyia“ hat der Maler dem Boreas ordentlich Muskeln zugedacht. Die braucht er auch, denn die Holde ist nicht gerade zart gebaut. Nicht nur im Vergleich dazu sind die Models am Laufsteg heute echte Hungerhaken mit schwarz geschminkten Augen und blasser Haut.

Was ist nun schön?

Ich frage eine, die es wissen muss: Kati Pletzer-Ladurner. Die 37-Jährige Kitzbühelerin war 2002 zweite Vize-Miss-Tirol, betreute später die Bewerberinnen bei der Miss-Wahl und übernahm 2017 gemeinsam mit Romana Exenberger die Organisation von Helmut Gruber. 2020 starteten die beiden ihr eigenes, neues Format: die Wahl zur Miss Alpin und zum Mister Alpin, mit TeilnehmerInnen aus dem gesamten Alpenraum. Die erste Gewinnerin, Lisa Chitana Harasser, kommt aus Ellmau.
Was bedeutet für Kati Schönheit? „Das ist schwer zu definieren, denn Schönheit ist immer relativ“, sagt sie. Was sie aber auf jeden Fall feststelle, sei eine Abkehr von dem, was wir in den letzten Jahrzehnten als „ideal schön“ empfunden haben. „Wir erleben, glaube ich, gerade einen Wandel. Eine Frau muss heute keine festgeschriebenen Schönheitsmerkmale erfüllen, sondern auch Individualität und Persönlichkeit ausdrücken. Es kommt ein neuer Typ Frau. Wir suchen für unser Format zum Beispiel junge Powerfrauen, die im Leben stehen, die etwas erreichen wollen, die sich auch sozial engagieren.“ Es komme auf das „Gesamtpaket Mensch“ an – und auf die Ausstrahlung. „Die Person, wir arbeiten ja auch mit Männern, muss von innen strahlen, sie muss eine innere Balance nach außen tragen. Haar- und Augenfarbe sind nebensächlich, wenn Mädels und junge Männer stark und selbstbewusst, strahlend, auftreten“, beschreibt es Pletzer-Ladurner.

Betonen, was schön ist

Perfekt sei ohnehin niemand, und das erwarte man von den KandidatInnen auch nicht. „Jeder Mensch hat etwas, das er an sich selber schön findet. Das zu betonen, macht schön.“
Sich mit Operationen einem Ideal zu nähern, hält Kati für den falschen Weg. „Damit verliert man an Individua­lität, und auf die kommt es an.“ Gerade jetzt seien außergewöhnliche Typen und markante Charaktere gefragt. Das müsse man vor allem der Jugend vermitteln, die bei Fernsehshows und in den sozialen Medien oft auf falsche Vorbilder treffe. „Ich glaube, es gibt kaum InfluencerInnen in diesem Bereich, die nicht mit Retusche und Filter arbeiten. Sie als perfekt zu sehen, kann jungen Menschen wirklich schaden. Ich denke, es braucht da viel Arbeit in den Familien, vielleicht auch in den Schulen und von der ganzen Gesellschaft, um junge Leute darin zu unterstützen, sich so annehmen zu können, wie sie sind. Das ist unheimlich wichtig.“

Dankbar sein macht schön

Wer sich selber annehmen kann, wer mit sich selbst im Reinen ist, wird von den Mitmenschen als auf seine Art schön wahrgenommen, das ist wahrscheinlich schon seit Beginn der Menschheit an so. Zufriedenheit und Dankbarkeit sind deshalb vielleicht die besten Schönheitstipps überhaupt, davon ist die gebürtige Auracherin überzeugt. Aber natürlich könne man auch von außen einiges tun.
Kati führt gemeinsam mit ihrem Mann Michael das Reiseunternehmen „Die Profiurlauber“ in St. Johann. Aufgrund der Covid-Situation ist es dort derzeit natürlich sehr ruhig. Dafür tat sich für Kati etwas Anderes auf, sie vertritt inzwischen Hautpflegeprodukte der Marke „Nu Skin“ und eignete sich viel Wissen in Bezug auf Hautpflege an. Ein Tipp: Egal, für welche man sich entscheidet, wichtig ist, alle Produkte aus einer Linie zu verwenden, weil die Inhaltsstoffe untereinander abgestimmt sind.“ Sie selbst hat sich eine Pflegeroutine angewöhnt, die morgens und abends das gründliche Reinigen mit Hilfe eines Geräts beinhaltet, das Auftragen von Tonic, Serum, Augencreme und 24-Stunden-Pflegecreme. Auch Peelings und Masken sind regelmäßig ein Thema – vor allem abends. Diese Pflegeroutine in den Alltag zu packen, ist für die zweifache Mutter kein Problem. „Wenn einem das wichtig ist, findet man auch mit zwei kleinen Kindern Zeit für Schönheit und Pflege.“ Zu einem Beautyabend gehört für Kati gelegentlich auch ein Glas Prosecco.
Sie liebt es zu kochen, am liebsten greift sie zu frischen Produkten aus der Region. „Natürlich spielt es auch eine Rolle, wie man sich ernährt. Zuviel Zucker und Fastfood sind der Schönheit nicht zuträglich“, weiß sie. Bewegung und ausreichend Schlaf jedoch seien weitere Beauty-Musts.
Für ihr Make-Up braucht sie täglich zirka zehn Minuten – eine getönte Tagescreme, Bronzing Pearls auf die Wangen, Kajal, Wimperntusche, die Augenbrauen nachziehen, Lipfluid, fertig. Auf Letztgenanntes verzichtet sie seit einiger Zeit auch daheim nicht mehr: „Ich fühle mich mit schimmernden, glänzenden Lippen einfach frischer!“ Ein Tipp vom Profi: Entweder die Augen oder die Lippen betonen, beides ist „too much“.

Falten gehören zum Leben dazu

Schon immer ist Kati viel in der Welt herumgereist, deshalb ja auch das Reiseunternehmen. Sie hat Menschen auf allen Kontinenten getroffen und dabei viel Schönheit entdeckt. Besonders angetan aber war sie von den Menschen in Indien. „Nicht nur von den jungen, sondern vor allem von den alten Menschen dort. Viele von ihnen strahlen eine enorme Ruhe und innere Kraft aus. Da können die Furchen im Gesicht noch so tief sein, diese Menschen leuchten. Man möchte sich neben sie setzen und sie bitten, aus ihrem Leben zu erzählen. Das hat mich wahnsinnig beeindruckt.“
Und wie ist es mit den eigenen Falten? „Die kommen, das ist halt so, sie gehören zum Leben dazu. Man kann nicht immer jung bleiben“, sagt sie und lächelt entspannt. Aber pflegen könne man die Haut und dafür sorgen, dass sie gut genährt und möglichst elastisch bleibe.
Kati verrät noch einen Trick, wie sie sich an Tagen, an denen sie sich müde und matt fühlt, wieder frisch und schön macht: „Ich gehe kalt duschen, lasse eiskaltes Wasser über mein Gesicht laufen. Dann suche ich mir ein schönes Kleid aus, schminke mich und nehme an der frischen Luft fünf tiefe Atemzüge. Dann fühle ich mich wie neu geboren.“ Wenn duschen gerade nicht geht, bewirkt auch ein Eiswürfel, den man in Kreisen um die Augen führt, wahre Wunder. Das kalte Wasser fördert die Durchblutung, der Teint wird wieder rosig und frisch.
Was gefällt Kati an sich selbst am besten? Sie denkt kurz nach und sagt dann: „Ich mag meine Augen gerne!“ Und was mag sie nicht so besonders? „Meine Zehen“, schießt es aus ihr heraus, sie lacht herzlich. Und bekennt, dass sie auch mit ihrem Tattoo, das sie im Nacken trägt, nicht mehr happy ist. „Das muss man sich schon sehr gut überlegen“, meint sie. Sonst aber sei für sie soweit alles gut. Sie strahlt mich an mit einem bezaubernden Lächeln. Und hat wohl Recht: Richtig schön ist, wer auch glücklich ist.
Doris Martinz