Homebase – was machen die, was passiert da? Seit gut einem Jahr fragen sich das viele St. Johanner/Innen.
Die Antwort: Das ist gar nicht so leicht zu erklären.

Die Homebase Schlagworte auf der Homepage lauten: Offenheit, Inspiration, Irritation. Das macht neugierig. Bis heute ist den wenigsten „SainihånserInnen“ klar, was die Homebase macht, wer dahintersteht und warum im Eingangsbereich ein Rad an der Wand hängt. Ich machte mich also auf, um mir die Sache einmal genauer anzusehen. Wo­rauf ich stoße, ist ein sehr umfassendes und bewusst offen gehaltenes Konzept. Und eine Menge wirklich super-netter Leute – die Gründer der Homebase, ein Mix aus Unternehmern und Privatpersonen.
Da ist zum Beispiel Marco Schedler, Geschäftsführer von „Furchti & Friends“ Werbetechnik mit Sitz in Lofer. Der St. Johanner wollte in seinem Heimatort gerne mehr Präsenz zeigen, auch in der St. Johanner Wirtschaft sichtbarer sein, sagt er. Die Homebase nützt er quasi als Firmenstandort in St. Johann. Aber das ist nicht der einzige Grund, warum er sich dem Homebase-Team angeschlossen hat: „Das Projekt hat ja auch einen starken sozialen Aspekt. Das, was die beiden Jungs vorhaben, das möchte ich auf jeden Fall unterstützen“, erklärt Marco. Mit den Jungs meint er Thomas Brandtner und Andreas Franze. Zu den beiden komme ich gleich noch.
Dann gibt es noch Guido
Wegh von „Langer Wegh Licht­planung und Lichtkonzepte“ in Fieberbrunn. Guido nützt die Homebase als Showroom und stellt hier seinen Kunden außergewöhnliche Leuchten vor – sie sind in den Räumen installiert. Er nützt jene aber auch für Co-Working, um sich mit Kunden zu treffen und mit ihnen in entspannter Atmosphäre einen Kaffee zu trinken. Denn die Homebase bietet auch das: Softdrinks, Kaffee und Tee, kleine Snacks – alles da. Auch Guido fand den Ansatz, wirtschaftliche Aspekte mit sozialen zu verbinden, von Anfang an sehr interessant.

Neues Miteinander

Kommen wir nun zu jenem Mann, der die Idee zu einem Gemeinschaftsprojekt ebenfalls schon länger im Kopf hatte, und der als Besitzer des Hauses dem Verein auch die Räumlichkeiten dafür zur Verfügung stellt: Carlo Chiavistrelli. Als Sohn einer St. Johannerin und eines italienischen Vaters wuchs er in Rom auf und übernahm 2001 die Firma seines Onkels DI Gernoth Hanel. Als eine Mieterin auszog, packte er die Gelegenheit beim Schopf, um das Gebäude auf eine Art zu nützen, die ihm schon lange „vorschwebte“ – als Ort der Begegnung, als „Außenzelle“ zum Firmenbüro. Beim „BNI“-Frühstück (Business Network International), stieß er bei Kollegen auf offene Ohren und traf über Vermittlung auf besagte zwei Jungs, die ein ortsweites Gemeinschaftsprojekt gründen wollten – als Plattform für Soziales. „Wir haben im Bezirk Kitzbühel ja viel Luxus. Ich war und bin der Meinung, es sollte auch einen Gegenpol geben, wo man sich ganz anderen Dingen zuwendet – jenen Menschen, die Unterstützung brauchen“, erklärt Carlo. Auch andere hätten wie er gespürt, dass es neue Formen im Miteinander brauche, eine Art So­zialökonomie. Die Homebase ist das Herzstück dieser Ansätze, hier sollen innovative Projekte entstehen. Beruflich nutzt Carlo die Homebase für Treffen mit Kunden, Meetings, den Austausch mit den anderen Teilhabern. „Es funktioniert gut“, sagt er.
Das bestätigt auch Andreas Brunnschmid, Immobilienmakler bei „Cum Laude Immobilia“ in Kitzbühel. Wie seine Partner, nutzt auch er die Homebase für den Austausch mit den Partnern und für Meetings mit Kunden. Der soziale Aspekt ist auch für ihn wichtig. Luxusimmobilien und Sozialökonomie unter einem Dach, spießt sich das nicht? „Ja und nein“, erklärt er lachend. „Gegensätze ziehen sich an, und aus Diskussionen entstehen oft neue Ansätze, die uns weiterhelfen.“
Wohin sich die Homebase im Endeffekt entwickle, kann und will keiner der Mitgründer zu 100 Prozent sagen – das ist das Spannende an diesem Projekt. Aber eines sei sicher: St. Johann ist reif für außergewöhnliche Orte wie die Homebase.

Leute zusammenbringen

Damit kommen wir nun endlich zu den „Jungs“ Thomas Brandtner und Andreas Franze, als ehrenamtliche Mit­initia­toren der Home­base. Thomas war viele Jahre lang im Ausland unterwegs und hat festgestellt: „Im Herzen bin i a St. Johanner, mir taugt die Gegend.“ Deshalb will er mit der Homebase der Gemeinde etwas zurückgeben: einen offenen Arbeits- und Begegnungsraum, einen Ort, an dem sich Leute treffen, die sonst nicht zusammenkommen würden. Und Projekte, an denen sich jeder beteiligen oder bei denen sich alle engagieren können. Gemeinsam mit Andreas hat er den Verein Homebase gegründet. Er ist offen für engagierte Menschen, die St. Johann in irgendeiner Weise zu einem besseren Ort machen wollen. Der Verein hilft dann bei der Umsetzung. „Wir haben vor der Tür eine Ideen-
box montiert, in den man Anregungen und Vorschläge, die kurz auf einem Blatt Papier skizziert sind, einwerfen kann“, erklärt Andreas Franze. Damit soll den Menschen eventuell auch Schwellenangst genommen werden. Willkommen sind alle: Schulen, Vereine, UnternehmerInnen, Privatpersonen. Was und wie die Homebase ist, soll als Gruppe gestaltet werden. So war beispielsweise schon einmal der Literaturverein in den Räumlichkeiten der Home­base zu Gast, sie wurden auch für das Projekt „Zeitpolster“ genutzt. Hier entstanden auch – gemeinsam mit dem Freiwilligenzentrum – die Ideen zur einer wohltätigen Weihnachtsaktion mit Pflegeheim und Lebenshilfe sowie das Kunstprojekt im Mai, das die Betroffenheit von Kindern und Jugendlichen durch Corona aufzeigte. „Wir sind die Gründer, halten uns aber bewusst sonst im Hintergrund. Hier sollen Gemeinschaftsprojekte entstehen und keine Einzelpersonen in den Vordergrund gestellt werden“, so Thomas. Denn es gebe viele Leute, die gerne etwas Gutes tun würden, zum Beispiel auch für die Jugend. Konkret sucht man derzeit nach Lehrlingen, die an einer Art Mentorenprogramm teilnehmen wollen und auf diesem Weg ideelle aber auch finanzielle Unterstützung erhalten können. „Es geht bei uns auch darum, Personen oder Institutionen aus der Region zu unterstützen. Mit sämtlichen Gewinnen unseres Vereins werden wohltätige Projekte gefördert. “ Auch die Homebase selbst wurde schon von einigen Unternehmern oder Privatpersonen aus der Region mit Geld- oder Sachspenden unterstützt.
Weil auch das Thema „Mobilität“ im Ort ein aktuelles ist und hier Ideen gefragt sind, hängt seit ein paar Wochen ein Rad über der Treppe. Generell will man einen Beitrag zur Entwicklung der Gemeinde beitragen. „Wir alle gehen mit offenen Augen durch St. Johann und schauen, wo man etwas verbessern kann“, erklärt Andreas.
Mit all diesen Ansätzen kann es kein fixes Konzept geben für die Homebase, sie passt wohl weiterhin in keine Schublade und in kein Korsett. Und gerade das ist das Reizvolle daran.
Wessen Neugierde jetzt geweckt ist, der ist bei der Homebase immer willkommen. Jeden zweiten Montag findet beispielsweise ein „After Work Monday“ statt, bei dem sich die Homebase-Gründer vorstellen und sich gerne mit BesucherInnen austauschen – der nächste am 6. September. Zudem kann man die Homebase jeden Freitag als Home-Office Ort nutzen.
Schaut einfach mal vorbei und bringt eure Ideen ein!

Doris Martinz

Homebase St. Johann
Kaiserstraße 29a
cafe-homebase.at