Frida, Elias und Paul erzählen davon, wie sie Weihnachten erleben.

Es liegt etwas in der Luft, etwas, das man nicht sehen kann, nur spüren. Eine gewisse Anspannung ist da, Aufregung. Und Erwartung. Frida, Elias und Paul schauen mich mit großen Augen an. Bei meinem Besuch im Kindergarten erzählen sie mir ein wenig davon, wie sie die Zeit bis zum Heiligen Abend verbringen, was sie tun, worauf sie sich freuen. Sie sind alle drei schon ein bisschen nervös, wenn sie ans Christkind denken, man merkt es ihnen an: Sie rutschen auf ihren Mini-Stühlen herum und zappeln mit den Füßen unter dem Mini-Tisch. Wahrscheinlich wissen sie schon ganz genau, was sie sich wünschen? Zuerst kommt von allen ein lautstarkes Ja, doch als ich nachfrage, meint Frida Unterwainig, 5 Jahre alt: „Wås genau, des håb i scho wieder vergessen.“ Auch Elias Wachter neben ihr, ebenfalls 5, grübelt. Paul Klöbl, 4 Jahre alt, weiß aber, was das Christkind unter den Baum legen soll: „An Legozug und a Playmobilauto!“ Damit liefert er das Stichwort für Elias, auch für ihn soll es etwas von Playmobil werden. Und da will auch Frida nicht mehr zurückstehen, Playmobil wäre auch für sie eventuell OK. Nun gut, hoffen wir, dass das Christkind diese Zeilen liest.

Wie kommt das Christkind ins Haus?
Zur Sicherheit schreiben die Kinder aber auch heuer einen Brief ans Christkind, das hat sich nämlich bewährt: „I håb amoi zwei Såch’n auf-g’schrieben, und sogår nu mehr kriagt, an gånzen Haufen!“, sagt Frida triumphierend, ihre Augen blitzen. Letztes Jahr habe sie einen Zettel geschrieben, erzählt sie, und ihn „bei der Terrasse“ hingeklebt, und am nächsten Tag war er weg. Auch Elias hat das so gemacht, er hat den Brief auf einen Tisch auf dem Balkon geklebt. Damit das Christkind nicht ins Haus kommen muss, oder? „Des Christkindl ku jå nit durch die Mauer ­fliagn“, meint Frida, Elias und Paul nicken zustimmend. Das geht also nicht. Aber wie kann es dann am Heiligen Abend die Geschenke bringen? Die drei denken nach, schauen sich an, kratzen sich am Kopf. „Vielleicht kus nur zu Weihnachten eini“, meint Elias. Die beiden anderen sind mit dieser Erklärung zufrieden.

Paul erzählt, wie sein Brief ans Christkind aussieht: Weil er selbst ja noch nicht schreiben kann, klebt er Bilder von den Dingen, die er sich wünscht, auf den Zettel und verziert ihn mit Zeichnungen. Elias macht es auch so, Frida hat letztes Mal ein Pferd und eine Katze auf den Zettel gemalt. Ob das Christkind wohl Pferde mag? „I glab scho“, sagt ­Elias.

Magische Zeit
Auf jeden Fall ist der 24. Dezember voller Geheimnisse, bei allen drei Kindern. Da sind plötzlich Jalousien geöffnet, die vorher zu waren, oder sie sind auf einmal geschlossen, und die Fernbedienung ist verschwunden. In den Augen der Kinder liegt ein ganz besonderer Glanz, als sie davon erzählen – es ist die reinste Magie.
Wie mag das Christkind wohl aussehen? „I glab, weiß“, schießt es aus Frida hervor. Elias sagt nüchtern: „Rot und weiß.“ Ich stelle mir das Christkind augenblicklich mit feuerrotem Haar und gespenstisch weißem Gesicht vor. Frida offensichtlich auch. Sie verzieht das Gesicht. Warum sollte es überhaupt ein weißes Gesicht haben? Na, weil es im Himmel wohnt und deshalb blass ist, mutmaße ich. Für Frida ist das nicht logisch: „Wenn’s im Himmel wohnt, iss’s jå in da Sunn und miassat braun sein“, meint sie. OK, wo sie recht hat, hat sie recht. Aufgeregt erzählt sie davon, dass ihre große Schwester Paula einmal etwas glitzern gesehen hat in der Luft, einen kleinen goldenen Punkt, das kann nur das Christkind gewesen sein. Und wenn sie sich recht entsinnt, hat sie diesen Hauch von Gold auch schon selber gesehen. Sie strahlt.

Hat vielleicht eines der drei Kinder am Heiligen Abend schon einmal einen Blick durchs Schlüsselloch gewagt? Die Buben schütteln den Kopf, nein, das ist ihnen nicht in den Sinn gekommen. Frida aber formt ihre Hände zu Fäusten und presst sie an ihre Wangen, wie um sich hinter ihnen zu verstecken, aus ihren Augen blitzt der Schalk. Ja, sie hat es riskiert. „Mit der Paula bei der Oma. Åwa i håb nur Spinnweben g’sechn!“, sagt sie. Die Buben scheinen erleichtert, dass sie nichts versäumt haben.

Worauf freuen sich die drei am meisten? Auf die Geschenke, tönt es von Frida, Paul reißt begeistert die Arme hoch, alle drei jubeln. Schließlich geht es bei all der Geheimniskrämerei vor allem darum, um die guten Gaben, zumindest bei Kindern in diesem Alter. Für die Erwachsene liegt der Sinn von Weihnachten ja ganz woanders. Oder?
Doris Martinz