Christoph Holz erklärt die Hintergründe des Zoll-Streits und teilt mit uns seine Gedanken über Elon Musk.

In der letzten Ausgabe hat Christoph Holz den Versuch einer Erklärung unternommen, warum man in den USA Donald Trump zum Präsidenten gewählt hat. Die Gründe sind vielschichtig. Auch das viel zitierte Außenhandelsdefizit spielt dabei eine Rolle. Aber was hat es eigentlich damit auf sich?
„Die USA haben ein riesengroßes Außenhandelsdefizit“, so Christoph Holz, seines Zeichens IT-Nerd, Keynote-Speaker, Podcaster und Influencer. Der St. Johanner erklärt den Begriff in einfachen Worten: „Das Defizit ist dadurch entstanden, dass die USA in den letzten Jahrzehnten viel mehr aus der ganzen Welt importierten als exportierten. Dieses Ungleichgewicht schadet den USA, darum geht es Trump.“
Zölle würden jedem schaden, aber man bekomme sie nicht mehr los, weiß Christoph. Deutsche Hühnerbauern seien in den 60er Jahren fast in Konkurs gegangen, weil die USA Deutschland mit billigen Hühnchen überschwemmten.­ Die Lösung: 100 Prozent Zollsteuern auf das Billigfleisch. Die Retourkutsche der USA bestand in 25 Prozent Strafzöllen auf deutsche Lkws, sie gelten noch heute. „Deutschland exportiert mehr in die USA, als es importiert. Man verursacht dort Schulden und hat selber einen Überschuss. Dass man davon in Amerika nicht begeistert ist, verstehe ich. Es braucht ein Gleichgewicht.“

Schocktherapie

Auch das Vorgehen von Elon Musk kann sich Christoph erklären: „Dass Musk haufenweise Mitarbeitende im öffentlichen Dienst entlassen ließ, ist für mich nachvollziehbar. Wenn ein Staat bei den Ausgaben sparen muss, muss er Personal abbauen. Die USA hätten schon vor 20 Jahren einen Sparkurs einschlagen müssen. Was Musk macht oder machte, ist alles viel zu spät. Diskutieren kann man darüber, WIE er vorging. Aber dass es im Prinzip notwendig ist, bleibt außer Frage.“ Der IT-Experte zieht einen Vergleich: Österreich habe zirka 700.000 Mitarbeitende im öffentlichen Dienst, etwa 60.000 davon entfallen auf Wien. Zum Vergleich: Brüssel beschäftigt zur Verwaltung der 450 Millionen Einwohner:innen der EU ebenfalls 60.000 Beamt:innen. In Österreich sei jede Verwaltungsreform aufgrund des Widerstands der Beamten­gewerkschaften gescheitert. „Wer also wirklich eine Reform machen will, kommt wohl nicht um die Schocktherapie herum, die Musk durchgezogen hat: Man entlässt alle und stellt diejenigen wieder ein, die man braucht.“ Sobald man hingegen jeden Fall einzeln prüfe und langsam abbaue, forme sich parallel der Widerstand, der – und dafür sei Österreich das beste Beispiel – automatisch jede Verwaltungsreform blockiere. „Ich würde dennoch nicht behaupten, dass wir zu viele Verwaltungsbeamte haben“, setzt Christoph nach.

Bildungs-Aus für die USA?

Für großen medialen Aufschrei sorgte die Abschaffung des Bildungsministeriums in den Staaten. Über die Hintergründe las man wenig, Christoph kennt sie: Das Bildungsministerium wurde vor 40 Jahren eingeführt. Es verfügt über keine großen Kompetenzen und vergab vor allem Förderungen. Deshalb sollte es schon vor vielen Jahren abgeschafft werden. Das ging aber nicht, weil die Förderungen in Kanäle floss, in denen man Anspruch auf das Geld erhob und sich gegen die Schließung des Ministeriums und den damit verbundenen Stopp der Förderungen wehrte. „Sobald man in demokratischer Weise vorgeht, ist eine echte Reform nicht mehr möglich. Wenn man es ernst meint mit der Sparpolitik, muss man es so machen wie Trump und Musk“, sagt Christoph. Er will damit keine Stange für die beiden brechen oder sie in Schutz nehmen. „Doch bevor man urteilt, sollte man die Fakten kennen. Nicht alles, was Trump und Musk bislang gemacht haben, war schlecht. Über das WIE lässt sich streiten.“ Elon Musk traute sich, wozu Joe Biden zu feige gewesen sei, sagt Christoph. Musk habe die Probleme der USA wirklich lösen wollen. Dafür setzte er alles auf eine Karte – und die ganze Welt mit dazu. Noch dazu habe er Leuten den Job genommen und sich dann auch noch lustig gemacht über sie. „Das tut man nicht. In einer Machtposition tritt man nicht nach. Das ist schäbig.“
„Auch Trump ist ein schlechter Mensch, der sehr unmoralisch nach Realpolitik handelt und unangenehme Tatsachen anspricht. Aber wenn er den Krieg in der Ukraine und oder im Gazastreifen beendet – das wissen wir noch nicht –, wenn es dort ein gutes Ende nimmt, dann ist er unser Held. Egal, wie er zu den Resultaten gekommen ist“, sinniert Christoph. Wenn man unmoralisch handle, müsse man erfolgreich sein. Nicht der Zweck heilige die Mittel, sondern das Ergebnis. Wenn Trump aber scheitere, dann bleibt nichts als die reine Schande übrig. „In diesem Fall ist die Unmoral­ unverzeihlich gewesen. Erfolglos darf man nur bleiben, wenn man idealistisch handelt.“ Sollten wir von Doppelmoral sprechen, müssten wir auch bei uns selbst nachfragen, meint Christoph.

In unserer nächsten Ausgabe spricht Christoph noch einmal über Trump und Demokratie: Warum es wichtig ist, Vertrauen zu haben und einander zuzuhören. Stay tuned!
Doris Martinz