LETTNER UNLIMITED:
Der St. Johanner Florian Lettner erzählt von seinen Erlebnissen als „rasender Reporter“ für den Sender Pro7.

Nach Abschluss des Studiums absolvierte Florian ein Volontariat als TV-Redakteur und -Reporter bei Pro7 (wir berichteten in unserer Sommerausgabe). In diesen zwei Jahren der Ausbildung bekam er sehr wenig bezahlt, dafür jedoch die Chance, viel zu lernen. Die Erfahrungen aus dieser Zeit kämen ihm noch heute zugute, erzählt der 33-Jährige bei unserem „Ratscher“ im Café Rainer. Er darf für die Lifestyle-Sendung „taff“ in jener Zeit sogenannte „Auslandspakete“ schnüren: Er schlägt dem Chef (oder der Chefin) vom Dienst ein Thema vor, über das er berichten will, und veranschlagt die Kosten für Flug oder Bahn, Übernachtung, Mietauto und alles, was man so braucht – für ihn, den Kamera- und den Tonmann. An den Kosten orientiert sich die Länge des Beitrags, die Florian mit in die Redaktion bringen muss. Je höher die Kosten für den Trip ausfallen, desto mehr Sendezeit muss herausschauen – eine ganz einfache Rechnung.
Eine Ausbilderin schlägt ihm eines Tages ein „saugutes“ Thema für so ein „Auslandspaket“ vor: Sie hat auf Instagram Bilder von fröhlichen Touristen gesehen, die auf den Bahamas mit Schweinen im Meer schwimmen – ungewöhnlich, ein bisschen „crazy“ und damit perfekt für Florian, oder? „Ich dachte mir: Ja eh, warum nicht, das klingt nach einer guten Story.“ Den Bildern im Internet nach zu urteilen leben die Schweine im wahren Paradies. Er würde in seinem Bericht die fantastische Landschaft mit Palmen, weißem Strand, türkisblauem Meer und rosa Schweinchen einfangen, ein wenig mit den Tierchen spielen, sie füttern und mit ihnen schwimmen, überlegt Florian. „Ich sah mich schon auf dem Rücken eines Schweines wie auf einem Delphin durchs Wasser gleiten“, erzählt er mit einem breiten Grinsen. Die Vorfreude steigt in jenen Tagen. Der Trip ist genau das Richtige für jemanden, der gerade eine späte Pubertät durchlebt. „Ich war in meiner Schulzeit unfassbar brav und lebte meine emotionale Pubertät erst bei ,taff‘ aus!“, gesteht Florian mit einem Augenzwinkern.

Schweine-Überraschung

Wie auch immer, viel organisieren kann man für die Story nicht, die Kontaktpersonen auf der „Schweine-Insel“ sind schwer bis gar nicht zu erreichen. Also rein in den Flieger und auf gut Glück ab ins Schweineparadies! Bei der Überfahrt zur Insel in einer „Nussschale“ herrscht hoher Wellengang, die Techniker haben Mühe, ihre wertvolle Ausrüstung zu schützen. So haben sie sich das nicht vorgestellt! Schlussendlich stehen die drei klatschnass am herrlich weißen Strand und klären mit dem Bauern, dem die badenden Schweine gehören, die Details. Sie erfahren von ihm, dass es ratsam ist, im Wasser Abstand zu den Tieren zu halten – eigentlich hassen es die Vierbeiner nämlich, wenn sich ihnen Menschen nähern. Beim „rasenden Reporter“ schwindet die Euphorie. Stattdessen kribbelt es ungut in der Magengegend. Was, wenn eines der Schweine zubeißt und ihn unter Wasser zieht? „Ich dachte mir, es gibt bestimmt Schlimmeres, als auf den Bahamas durch ein Schwein zu Tode zu kommen, aber unbedingt darauf anlegen wolle ich es dann auch wieder nicht.“ Es nützt aber nichts: Der Kameramann wird ungeduldig und fordert Florian auf, sich zu den Ringelschwänzen im Wasser zu gesellen. Florian zögert noch immer. Er hatte nie das Gefühl, eine Badehosenfigur zu haben, findet sich dünn und schlaksig. Egal, das müssen in diesem Fall die Schweine ausgleichen! Kaum im Wasser, steuert eine große Muttersau auf den Reporter zu. Sie hat die Augen zu einem Schlitz zusammengepresst und grunzt böse. Florian hat nicht viel Erfahrung im Lesen von Schweinemimik, aber er erkennt: Das Tier ist ihm alles andere als freundlich gesinnt. Flugs macht er kehrt und schaut, dass er aus dem Wasser kommt. Weitere Versuche, sich den „Bestien“ im Wasser zu nähern, scheitern ebenfalls. Sie wollen sich nicht streicheln oder füttern lassen, sie sind grantig und unkooperativ. Vielleicht wissen sie ja, warum sie im Meerwasser schwimmen: Die Bewegung im Salzwasser macht das Fleisch zart, zu Weihnachten steht bei den Insulanern Schweinebraten auf dem Speiseplan. Diese Info bekommen Florian und sein Team nach dem x-ten erfolglosen Schweine-Kuschel-Versuch vom Bauern. Am Ende des Tages ist Florian nur mehr froh, ins sichere Boot steigen zu können.
Statt eines Berichts über glücklich plantschende Bahamas-Schweinchen bringt ,taff‘ die Wahrheit über die grantigen, badenden Borstentiere und ihr wahres Schicksal, das so gar nicht ins Inselidyll passen will. „Die Hauptsache war aber, dass ich überhaupt Sendezeit mitbrachte“, sagt Florian und lacht.
Er hat als Reporter bei Pro7 allerhand Spannendes, Lustiges und Skurriles erlebt, das er mit uns teilen wird. Wir berichten in den nächsten Ausgaben. Bleibt dran! 

Doris Martinz