Das Projekt „Wunschgroßeltern“ hilft, Kindern schöne Erinnerungen an die Zeit mit den Grosseltern zu schaffen.

 

Seit sieben Jahren gebe es das Leader geförderte Projekt „Wunschgroßeltern“ schon, erzählt Melanie Hutter, Leiterin des Freiwilligenzentrums Pillerseetal-Leukental. Die Nachfrage seitens der Familien, die sich Großeltern wünschen, sei ungebrochen hoch. Sie komme einerseits von einheimischen Familien, in denen die Großeltern noch berufstätig sind, oder in denen Oma und/oder Opa schon verstorben sind.
Und andererseits von zugezogenen Familien, deren Großeltern im Ausland leben – zum Beispiel in Deutschland, Ungarn oder Tschechien. Der Beweggrund ist immer derselbe: „Die Eltern der Kinder haben meist selbst schöne Erinnerungen an Erlebnisse mit Oma und Opa. Sie wollen ihren Kindern die Möglichkeit schaffen, sich auch einmal an so schöne Stunden zu erinnern.“
Sie wollen, dass ihre Kinder ein ganz spezielles Gefühl der Liebe und Geborgenheit kennenlernen, das „Oma-Gefühl“: die Sicherheit, geliebt zu werden, auch wenn man einmal etwas „ausgefressen“ hat und die Eltern schimpfen. Zu wissen, dass es bei der Oma immer ein Eis gibt – vielleicht sogar vor dem Mittagessen. Die Gewissheit, dass Opa einen immer von überall abholen wird. Der Job der Großeltern ist ja nicht in erster Linie jener der Erziehung, sondern des Liebens, Verwöhnens, Spaßhabens.
Die Wunschgroßeltern seien aber kein Ersatz für Kinderbetreuung, Kinderkrippe oder Tagesmutter, sondern ein Zusatzangebot, um Generationen zu verbinden, stellt Melanie klar.

Eine Oma für alle

Die ältere Generation hat viel zu geben: Kinder betrachten die Großeltern häufig als Vorbild, zum Beispiel dafür, wie sie selbst einmal sein möchten, wenn sie alt werden. Zudem vermitteln Großeltern den Kindern Wissen aus ihrer Zeit und Eindrücke davon, wie das Leben früher einmal war. Ihre Lebenserfahrung kommt der jüngsten Generation zugute. Doch nicht nur Kinder fragen gerne Oma oder Opa nach ihrer Meinung: „Wir haben auch Alleinerziehende, die um eine Oma froh wären, zu der auch sie selbst eine Verbindung haben; mit der sie einfach nur einmal ratschen, oder die sie um mütterlichen Rat fragen können“, weiß Melanie.
Derzeit gibt es in der Region 17 Wunschomas und einen Wunschopa, die sich regelmäßig mit ihren „EnkelInnen“ treffen. Ihnen gegenüber stehen 30 Familien, die den Kontakt zur älteren Generation suchen. Es werden also noch dringend weitere Wunschgroßeltern gesucht. Wer Interesse hat, meldet sich am besten heute noch bei Melanie. Sie führt das Erstgespräch und lässt sich von Hobbys erzählen, von Interessen und Gewohnheiten. „Die Leute sollen ja zusammenpassen. Je mehr Gemeinsamkeiten es gibt, desto einfacher ist es.“ Wenn Melanie ein gutes Gefühl hat, stellt sie Familie und Großeltern einander vor. Den Rest machen sich die Beteiligten untereinander aus – wie oft man sich trifft, was man unternimmt und vieles mehr. Melanies Erfahrungen sind bislang immer positiv: „Wenn es einmal passt, dann ergeben sich mitunter die wunderbarsten Beziehungen. Manche Wunschgroßeltern werden Teil der Familie und sind überall mit eingebunden.“ Das ist nicht nur für die Kinder und ihre Eltern schön und bereichernd, sondern auch für die Wunschgroßeltern. „Es profitieren alle davon, es gibt nur Gewinner“, weiß Melanie aus Erfahrung. Denn die Beschäftigung mit Kindern tut älteren Menschen gut: Die Lebensfreude der Kinder ist ansteckend. Ältere Menschen, die wenig Kontakte haben, leben in ihrer „neuen Familie“ oft richtig auf.
Wunschoma oder Wunschopa zu werden, ist ganz einfach – man muss selber keine Enkelkinder, Kinder oder irgendwelche Erfahrungen haben. „Man sollte nur Kinder wirklich gerne haben und Zeit mit ihnen verbringen wollen. Alles Weitere ergibt sich.“ Die Teilnahme am Projekt ist völlig unverbindlich und kann jederzeit ohne Angabe von Gründen beendet werden. Das ist, so Melanie, aber noch nie vorgekommen. Denn nicht nur die Kinder sammeln schöne Erinnerungen, sondern auch die Omas und Opas. Es macht sie glücklich, mit den Kleinen Neues zu entdecken. Gemeinsam macht alles viel mehr Spaß. 

Doris Martinz