Im Pflegeheim St. Johann ist so gut wie jeden Tag etwas geboten. Neues Highlight am Donnerstag: Schnipseln.

Man sieht, dass Loisi,­ 91, das früher oft gemacht hat: das Schneiden und Schnipseln. Der Chinakohl für den gemischten Salat ist im Nu zerkleinert. Bei der Arbeit erzählt sie ein wenig von sich und davon, dass sie gerne einen Bauern geheiratet hätte, aber „es ging keiner her“. So ist sie mit Peter vor den Traualtar getreten und hat es wohl nicht schlecht getroffen. Denn die beiden haben drei Kinder bekommen, und ihr Mann sitzt heute neben ihr beim Schnipseln. Er ist nicht ganz so eifrig bei der Sache wie seine Frau. Das kommt daher, weil er früher auch nicht mitgeholfen hat beim Kochen, beschwert sich Loisi. „Da war nichts zu machen. Aber gespült hat er“, das gesteht Loisi ihrem Peter zu. Seit einem Jahr wohnen die beiden nun gemeinsam im Pflegeheim. Als es hieß, es werde gekocht, war Loisi­ gleich mit von der Partie. Und Peter musste wohl oder übel mit, wenn er bei seiner Frau bleiben wollte. Die Aussicht auf ein gutes, knus­priges Cordon Bleu sorgt für Motivation.

Beim Schneiden kommen die Erinnerungen

Jeden Donnerstag wird im Pflegeheim St. Johann gemeinsam gekocht. Mitmachen kann jede Bewohnerin/jeder Bewohner, der Lust dazu hat. „Auf diese Weise mischen sich die zwei Stockwerke auch wieder einmal durch“, sagt eine Pflegefachassistentin. Das Gemüseschneiden, das Hacken und Raspeln, fördert die Feinmotorik und gibt Loisi­, Peter und allen anderen das Gefühl, einen Beitrag zum Mittagessen leisten zu können. 15 Teilnehmer:innen legen an jenem Donnerstag mit Hand an, an dem ich mit dabei bin. Manche sind fleißig dabei, andere schauen zu. Und auch wenn die Hand vielleicht nicht mehr so will wie der Kopf, entwickeln die zu Pflegenden doch Ehrgeiz. Beim Tun kommen die Erinnerungen an früher. Beim Vierteln der Zitronen und stückeln des Rhabarbers für die Nachspeise wird auch ein wenig erzählt und gelacht.
Auf dem Speiseplan stehen oft Gerichte, die früher daheim auf den Tisch kamen: Damnidei, Knödel, Spätzle­ und mehr. Nach dem Kochen sitzt man mit dem Aktivierungsteam noch ein wenig beisammen und plaudert. An jenem Donnerstag lässt man wohl Revue passieren, wie gut das Cordon Bleu geschmeckt hat. Wobei auch die Kartoffel-Kräuter-Suppe nicht zu verachten war. Und die Grießflammerie mit Erdbeer-Rhabarber-Ragout als Dessert sah auch sehr verführerisch aus. Beim nächsten Mal werde ich mein Timing besser abstimmen, damit ich mitessen und mitratschen kann.
Doris Martinz