Weil Reden gut tut – Gabriela Mai und ihre Kolleginnen haben stets ein offenes Ohr.

Die Tür vom JUZ in St. Johann geht auf und Gabriela Mai begrüßt mich herzlich und mit überaus angenehmer Stimme: „Schön, dass du da bist.“ Ich folge ihr durch den Aufenthaltsraum in den Mädchenraum, einer hellen Räumlichkeit mit bequemer Couch und coolen Wandbildern. Hier kann man sich in Ruhe unterhalten, auch über Themen, die man nicht mal mit der besten Freundin/dem besten Freund teilen möchte. Gabi hat für alle ein offenes Ohr und sagt schmunzelnd: „Mich haut nicht so schnell etwas um.“
Das Familien- und Sozialberatungszentrum wird vom Bundesministerium für Familien­ und Jugend gefördert und ist prinzipiell kostenlos. Ein Team von Psychotherapeut:innen, Rechtsanwält:innen,Pä­da­­go­g:innen und Sozial­arbei­te­r:innen macht eine Beratung in den verschiedensten Bereichen möglich. Gabi und ihre Kolleg:innen Mag. Ines Deutsch-Bosin und DSA Simone Faller sind in St. Johann jeden Dienstag von 15 Uhr bis 19 Uhr, weitere Standorte sind Kufstein und Wörgl.
Gabi selbst hat Psychologie studiert sowie eine spezielle Ausbildung zur Fachberaterin für Emotionelle Erste Hilfe gemacht. Sie erklärt: „Die Emotionelle Erste Hilfe steht für die Unterstützung von Eltern in der Schwangerschaft, rund um die Geburt und in der ersten Zeit mit dem Baby.“ Dazu gehört auch die Prävention in belastenden Situationen wie beispielsweise Schrei-, Schlaf-, und Stillproblematiken. Sie ist derzeit in Ausbildung zur Psychotherapeutin unter Supervision, in Kufstein hat sie eine eigene Praxis.
Zum Familien- und Sozialberatungszentrum kam sie, weil sie von Herzen gerne Menschen berät und merkt, wie wichtig dieses Angebot auch für diejenigen ist, die sich das sonst finanziell nicht so gleich leisten könnten. „Und ich interessiere mich einfach für die Menschen,“ so Gabi lächelnd. In ihrer Freizeit liebt sie es im Chor zu singen sowie mit ihrem Hybridbogen in einem 3D-Bogenparcour „auf die Jagd“ zu gehen. Bogenschießen steht für sie für Lebendigkeit sowie Psychohygiene, eine Sportart, bei der man fokussiert ist und mit dem Pfeil das ein oder andere Thema beherzt loslassen kann.

Der Druck steigt

Fragen mit denen Klienten zu Gabi und ihrem Team kommen reichen von klassischen Erziehungsfragen, Krisen in der Partnerschaft über Mobbing, Psychische Gesundheit und vieles mehr. „Unsere Klienten sind quer durch und allen Alters,“ erklärt sie.
Der Druck, der seit Corona auf der Gesellschaft lastet, ist in ihrem Beruf stark spürbar, viele Menschen kämpfen mit Ängsten, Depressionen und dem Alleinsein. Gabi meint: „Vieles, das vor Corona bereits in einem geschlummert hat, blühte während der Pandemie richtig auf.“ Es bestehe ein Gefühl von weniger Sicherheit in der Gesellschaft, im Job, das macht das Zusammenleben nicht immer einfach. Man merke es auch von der Atmosphäre her, dass vielen, auch jungen Menschen, die Perspektive fehlt. Da ist es wichtig, Hilfe anzunehmen, statt allein zu leiden. „Dies ist eine reife Entscheidung und wirkt sich auch positiv auf das Umfeld aus,“ sagt Gabi entschieden.
Gabi und ihr Team unterliegen neben einer strengen Schweigepflicht auch einer Supervision, denn es gibt immer wieder Themen, wo man vielleicht nicht sofort alle nötigen Informationen zur Hand hat, die die Klientin bzw. der ­Klient benötigt. Oftmals sind es aber auch schon kleine Schritte, die große Veränderungen bewirken können. Wie lange eine Klientin bzw. ein Klient das Angebot vom Familien- und Sozialberatungszentrum in Anspruch nimmt, hängt vom jeweiligen Menschen ab, in der Regel aber bis zu einem Jahr.
Termine können nach einer telefonischen Vereinbarung unter der Nummer +43 660 8282691 ausgemacht werden, Standort ist das Zentrum der Jugend in der Salzburger Straße 17b.
Fressen wir nicht alles in uns hinein, reden wir besser darüber.

Viktoria Defrancq-Klabischnig