Er ist ein spezieller Wirt und ein ebenso spezieller Auto-Liebhaber: Fred Brunner.

Es war Liebe auf den ersten Blick: Als Fred Brunner vor etwa 30 Jahren an einem Winterabend nach Küchenschluss – es war nach 22 Uhr und stockdunkel – nach Erpfendorf fuhr und die Scheinwerfer auf den eingeschneiten Dodge richtete, wusste er, den musste er haben. Diesen „Militärgrått’n“, wie er ihn wenig schmeichelhaft bezeichnet. Und doch schwingt da Zärtlichkeit mit in der Stimme. Aber davon will er nichts wissen.
Eigentlich hätte es sich Fred als Jugendlicher schon vorstellen können, Mechaniker zu werden. An den fremden „Gratt’n“ herumzuschrauben, gefiel ihm dann aber doch nicht so gut – weil es immer mehr viel mehr zum Herrichten gab, als die Besitzer ihm gesagt hatten. Er besuchte stattdessen die Villa Blanca in Innsbruck, um eines Tages den elterlichen Betrieb, den Gasthof Mauth in St. Johann, zu übernehmen.

Gastronaut und Forscher

Dass er Gastronaut wurde, wie er selber sagt, sei für ihn unterm Strich die bessere Lösung gewesen, davon ist er überzeugt. Es gab zwar immer viel Arbeit, aber: „Das Wirtshaus ermöglichte mir viel mehr private Entwicklung. Ich habe mir eine komplette Werkstatt eingerichtet samt Plasmaschneider und vielen anderen Werkzeugen.“ Und wozu braucht er die? Um zu forschen und zu „basteln“. Das Glas Wasser, das er mir bringt, stelle ich auf einen ganz speziellen Untersetzer, der Informationen enthält. Sie sollen das Wasser bekömmlicher machen. Fred befasst sich seit vielen Jahren intensiv mit alternativen Heilmethoden. Aber das ist eine ganz andere Geschichte …

50-er Charme

Daneben pflegte Fred aber immer auch sein Faible für Oldtimer. Der Dodge, Baujahr 1943, blieb nämlich nicht der einzige Oldie in der Garage:
Da ist auch noch die NSU Max, Baujahr 1957, ein „Kultgerät“. Als er sie vom Verkäufer holte und nach Hause schob, blieben zwei Autos stehen, die Fahrer wollten ihm das Motorrad sofort abkaufen. Verständlich: Die NSU versprüht den ganzen Charme der 50er Jahre: Man schaut sie an und sieht im Geiste Peter Kraus Rock’n Roll tanzen … bezaubernd! Drei Jahre brauchte er, um sie in Schuss zu bringen. Dann musste sie nur noch lackiert werden. Am besten in der Küche, denn die Küchenlüftung würde den Spritzstaub einsaugen. Das dachte er zumindest. Fred wartete, bis der Vater schlafen gegangen war und begann dann mit dem Lackieren. Der Kompressor war allerdings so laut, dass der Vater irgendwann in der Küche auftauchte, um Nachschau zu halten. „Ich habe noch in der Nacht einen kompletten Saisonputz hingelegt, habe alle Teller waschen müssen, denn überall war Lack drauf. Das war echt heftig, aber die NSU war lackiert“, erinnert er sich lächelnd. Die NSU sieht noch heute hinreißend aus und „geht wie die Feuerwehr.“

Bestens versiegelt

Und dann gibt es auch noch den BMW 320i, Baujahr 1984, auch schon ein Oldtimer. Fred hat ihn 1986 erworben, er ist noch keine 80.000 Kilometer gefahren und natürlich einsatzbereit. Ihn zu verkaufen, kam Fred in all den Jahren nicht in den Sinn. Zumal der BMW wohl das best versiegelte Fahrzeug weit und breit ist. Er war nämlich in einer Garage untergestellt, in die eines Tages Hochwasser eindrang. Der Wagen stand 50 Zentimeter tief im Wasser, die Boden­isolierung saugte sich komplett voll. Fred blieb nur eine Lösung, nämlich alles herauszureißen und zu ersetzen. Bei dieser Gelegenheit versiegelte er das Auto auch innen – so schnell wird da nichts mehr nass.
Einmal im Jahr lässt Fred das Pickerl machen. Die Reifen sind seit zwanzig Jahren kaum gefahren, „da sind noch die Gummizapfen oben“, sagt er lachend. Sie tun nach wie vor ihren Dienst, denn „die alten Gummimischungen werden nicht spröde.“

Ein „unkaputtbares“ Auto

Schön ist es, mit dem alten Dodge immer wieder einmal eine Runde zu drehen, zum Beispiel auf das Feld hinaus, das zum Gasthof gehört, da sind Bänke und ein Tisch aufgestellt, „du setzt dich in die Sonne und bist Weltmeister.“
Den Dodge baute Fred in den 30 Jahren dreimal komplett auseinander und wieder zusammen. Der gesamte Aufbau ist feuerverzinkt, innen ist er aus Aluminium gefertigt, ein „unkaputtbares“ Auto. „Der überlebt mi“, sagt Fred lachend. Beim „Barass“ war er einst Kraftfahrer, daher rührt das Interesse für Militärfahrzeuge. Er hat sich auch eine Gulaschkanone angeschafft, „weil die natürlich super dazupasst.“
In den Dodge hat Fred auch eine Rückfahrkamera eingebaut. Eine Kamera vorne ist auch ein Thema – für richtig steiles Gelände, die könnte noch kommen. Ebenfalls bereits eingebaut ist eine 50 Kilogramm schwere Winde, die 6,5 Tonnen bewegen kann. Er hat sie sogar schon einmal gebraucht und sich und den Dodge damit selber aus dem Dreck gezogen. Vielleicht baut er auch noch einen Elektromotor ein. Obwohl er kein Fan der E-Mobilität ist. „Das ist die reinste Ressourcenverschwendung!“ Es gebe längst sinnvolle Alternativen, erklärt er, wie zum Beispiel Wasserdiesel und und und. Wieder kommen wir auf die Informationsübertragung, und über sie zur Resonanztherapie.
Es sind spannende Themen, Fred weiß viel darüber zu berichten.
Unser Thema sind aber eigentlich die Oldies, und darum wenden wir uns wieder ihnen zu. Fred mag sie auch deshalb, „weil ich immer selber ein Schrauber war, und bei den alten Gratten kann man alles selber machen.“ Die Damen des Hauses – Martina und die gemeinsame Tochter Anna-Maria – gönnen ihm seine Leidenschaft für die „Oldies“.
Beim Dodge, der NSU Max und dem alten BMW geht es gar nicht unbedingt ums Ausfahren. Obwohl alle drei fahrtüchtig und jederzeit einsatzbereit seien, wie er betont. Er hüte keine Schätze, das Wort mag er gar nicht. Die Fahrzeuge seien zum Benützen da, „wenn ich Lust habe, fahre ich, und fertig!“ Obwohl man, wie er einräumt, bei der NSU schon schauen würde, dass es vielleicht nicht regnet, denn das mag sie nicht. Und der BMW bekommt keinen Schnee unter die Räder, denn das Salz in seinem Alter – das geht gar nicht. Ich kann mir ein Lachen nicht verkneifen.

Für Fred sind die Oldies keine Schätze, „aber ich mag sie gerne. Ich hänge nur nicht mein Herz daran. Denn wenn du weißt, worum es im Leben wirklich geht, brauchst du das nicht.“ Wie recht er doch hat.

Doris Martinz