Glaubt man den Medien, ist das Ende der Welt nah. Für Christoph Holz ist unsere Zeit jedoch nur eine „Schleife“ …
Seit dem Zweiten Weltkrieg haben wir uns nicht mehr so gefürchtet. Klimakrise, Atomkrieg, Flüchtlingsströme, der Islam, Zölle, Pensionslücken, …man kann sich kaum entscheiden, wovor man am meisten Angst hat. Aber woher kommt sie nur, diese Angst? Christoph überrascht mit seiner Antwort: „Sie stammt von Leuten wie mir.“ Der St. Johanner IT-Nerd, Keynote-Speaker und Experte „für eh alles“, wie er sich mit einem Augenzwinkern selbst bezeichnet, erklärt: „2014 kamen die ersten Studien heraus, die besagten, dass KI (Künstliche Intelligenz) die Hälfte aller Jobs vernichten wird. Das stand zwar so nicht drin, wurde in den Medien aber so publiziert. Populisten haben die undefinierte Angst genommen und sie kanalisiert, ihr einen Ort gegeben, sie verwandelt. Zum Beispiel in den Hass auf Immigranten. Gegen die KI kann man nicht demonstrieren. Gegen Immigranten schon.“
Wachstum als Mittel gegen die Angst
Für die Medien sei die Angst auf jeden Fall ein gutes Geschäft: „Zeitungen verkaufen ja nicht die Wahrheit, sondern Angst und damit Dopamin, Schock, Emotionen. Das ist es, was uns berührt, was uns triggert“, so Christoph. Wir alle seien Nachfahren der Angsthasen, führt er aus. Denn die, die sich zu Urzeiten aus der Höhle hinaus auf die Wiese wagten, in die Sonne, zu den duftenden Blumen, die fraß der Säbelzahntiger, „zack, raus aus dem Genpool“. Das steckt uns heute noch in den Knochen. Wir sind die Nachkommen jener Menschen, die in der Höhle blieben. Wo Angst ist, ist Aufmerksamkeit. Angst ist also im Prinzip nichts Schlechtes, sie ließ uns überleben.
Doch während der Säbelzahntiger längst ausgestorben ist, ist die Angst vor tausend anderen Dingen geblieben. Wie werden wir sie los? Die beste Angstvermeidung sei das Wirtschaftswachstum, weiß Christoph. „Die geringste Angst hatten wir – trotz atomarer Bedrohung – in den Jahren des Wirtschaftswunders. In den 60ern, 70ern, da ging es den Leuten am besten, weil die Aussichten so gut waren. Heute glauben wir, dass es uns in 20 Jahren schlechter gehen wird. Wir sind ängstlich.“
Die Medien malen Bilder schrecklicher Szenarien. Weil Angst starke Auflagen und Millionen Klicks generiert.
Zukunft voller Chancen
Während viele in Angst erstarren, sieht Christoph die Zukunft mit vielen Chancen: „KI wird ein Wirtschaftswachstum entfesseln, dagegen war die industrielle Revolution in den letzten 100 Jahren ein Mailüftchen“, ist er überzeugt. KI werde dafür sorgen, dass wir uns auf das konzentrieren können, was uns zum Menschen macht: auf sinnstiftende, erfüllende Arbeit und Jobs. KI könne uns bei der Abschwächung des Klimawandels unterstützen, bei der Entwicklung neuer Medikamente, beim Thema Müll. „Unser Problem ist nicht das Wachstum, sondern die Verschwendung. In diesem Bereich wird KI Großes leisten“, so seine Einschätzung. Der Mensch habe es im Laufe seiner Geschichte noch immer geschafft, eine Verbesserung seiner Lage herbeizuführen, es sei stets bergauf gegangen. „Allerdings nicht in gerader Linie, es gibt Schleifen nach unten.“ Die 2020er Jahre – eine „Schleife“ nach unten, die unweigerlich wieder nach oben führen wird? Ja, Christoph glaubt daran: „Jede Gesellschaft hat ihre Herausforderungen, aber ins Bockshorn jagen lassen dürfen wir uns nicht. Wir dürfen auch nicht zu viel in die Vergangenheit schauen, denn es herrscht im Prinzip eine völlig neue Weltordnung.“ Als Beispiel führt der 48-Jährige die Atommächte an, die gut miteinander vernetzt sind und sich gegenseitig helfen, damit keine Unfälle passieren. China, so Christoph, habe Nordkorea ganz gut im Griff, China selbst sei ein „ziemlich gutmütiger Riese“. Abgesehen von Taiwain. Taiwan sei deshalb so wichtig für das Reich der Mitte, weil es von seichtem Wasser umgeben sei und deshalb über keinen Zugang zur Tiefsee verfüge, den es für U-Boote brauche. Taiwan hat diesen Tiefsee-Zugang.
Trump würde vielleicht einen Deal anbieten, oder? „Ja. Eine Stärke von ihm ist es, nach Deals zu suchen und dabei keinen möglichen Partner auszuschließen.“ Trump, das liegt für Christoph klar auf der Hand, ist für Europa ein Glücksfall. Nun müssen sich die Europäer endlich selbst auf die Füße stellen. „Der wird schauen, wenn die Europäer mit den Chinesen Geschäfte machen, mit den Indern und irgendwann auch wieder mit den Russen.“
Apropos: Warum der Krieg Russlands in der Ukraine ein Kulturkampf ist, erklärt Christoph Holz in unserer nächsten Ausgabe. Bleibt dran!
Doris Martinz
