Guido Wegh erklärt Herkunft und Zweck der Kryptowährung – und warum sie bleiben wird.

Jeder von uns hat schon von Bitcoin gehört oder gelesen, die meisten wissen auch, dass es sich dabei um eine digitale Währung, um eine sogenannte Kryptowährung, handelt. Manche siedeln sie in einer rechtlichen Grauzone an – berechtigterweise? Oder sollte mittlerweile jede/jeder Bitcoins besitzen? Und welche Risiken und Chancen bietet die Währung?
Ich treffe mich mit Guido Wegh, um meine Wissenslücken zu füllen. Guido ist gelernter Elektriker und stammt ursprünglich aus den Niederlanden. 2006 kam er zum ersten Mal nach Österreich – als Freestyle-Skiprofi. Im Alter von 15 Jahren hatte der heute 39-Jährige in der neuen Skihalle in seiner Heimatstadt Landgraaf mit dem Snowboarden angefangen, er machte die Ausbildung zum Skilehrer „und den Pistenbullyführerschein“, erzählt Guido schmunzelnd. In Tirol blieb er der Berge und der Liebe wegen; heute wohnt er mit seiner Frau in Fieberbrunn. Hier befindet sich auch der Standort seiner Firma, die Lichtplanung und -konzepte anbietet. Aber wie kam er auf Krypto und Co?
Als junger Unternehmer erhielt er 2012 eine Einladung der „Jungen Wirtschaft“ ins Casino Kitzbühel zu einem der ersten Vorträge über das Thema Bitcoin. „Was soll denn das, wer braucht sowas?“, seien seine ersten Gedanken gewesen, erzählt Guido. Er ging trotzdem hin.
Im Anschluss an die Veranstaltung konnte man beim Vortragenden Bitcoins kaufen, und damit der „arme Mann“ nicht ganz umsonst den Weg nach Kitzbühel gemacht hatte, kauften ihm Guido und die anderen ein paar Bitcoins ab – einfach zum Spaß und ein wenig auch als soziale Geste.
Das Thema interessierte ihn dann aber doch, er fing an, sich intensiver damit zu beschäftigen und im Internet zu recherchieren.
2018 geriet Bitcoin dann bei uns zum ersten Mal in die Nachrichten, weil der Wert plötzlich von 10,– Euro auf 18.000,– Euro pro Coin angestiegen war. Guido und die anderen besaßen ihre „Spiel-Bitcoins“ noch, Guido wusste inzwischen auch schon, wie man sie kauft und verkauft, er hatte sich gut in das Thema eingearbeitet. Nun wurde die Allgemeinheit auf die Währung aufmerksam. Ab 2019 fragten ihn immer mehr seiner Freunde, wie Bitcoin funktioniert, sie wollten die neue Währung für die Geldanlage nützen. Irgendwann – während der Pandemie – seien die Anfragen so viele geworden, dass er einen guten Teil seiner Arbeitszeit dafür aufwenden musste, sie zu beantworten, die Leute zu informieren und anzuleiten, erzählt Guido. Er gründete eine Firma, die „Crypto Advanced Solution“, um seine Leistungen verrechnen zu können. In der Region und weit darüber hinaus ist Guido derzeit der einzige Unternehmer, der sich auf die Beratung in Bezug auf Bitcoin, Kryptowährung, Blockchain und Co. spezialisiert hat. Er hilft anderen Firmen und Organisationen dabei, die Vorteile der modernen Technologien zu nutzen und bietet – auch für Private – Schulungen an.

Gekommen, um zu bleiben

„Kryptowährungen stehen meines Erachtens jetzt dort, wo das Internet im Jahr 1984 war, also noch ziemlich am Anfang“, so Guidos Einschätzung. Es seien aber bereits Meilensteine erreicht, sodass sich internationale Konzerne wie Google damit befassen und die Produkte nutzen.
Angefangen habe alles mit Bitcoin – einer digitalen Währung, virtuellen „Münzen“ (Bit = Maßeinheit für Informationsgehalt; Coin = englisch für „Münze“. Bitcoins werden nicht gedruckt, es ist rein digitales, virtuelles Geld.)
Entstanden ist der Bitcoin während der Finanzkrise 2008. Der damalige Bankencrash veranlasste einen Japaner, eine Alternative zu den herkömmlichen Währungen zu suchen. Eine, die nicht von einzelnen Personen, von Institutionen wie Banken oder gar Regierungen manipuliert werden und auch nicht nachgedruckt werden kann – der Bitcoin war geboren. Die Kryptowährung ist mit 21 Millionen Stück limitiert, „es wird nie mehr geben“, so Guido, das sei von Beginn an festgelegt worden. „Derzeit sind erst etwa 19 Millionen Bitcoins am Markt, es dauert also noch lange, bis alle „Münzen“ im Umlauf sind.
Man kann Bitcoins im Internet kaufen beziehungsweise in großen virtuellen „Wechselstuben“ gegen Fiatwährungen umtauschen (Fiatgeld=, aus dem lateinischen Wort fiat „Es geschehe! Es werde!“ ist ein Wirtschaftsobjekt ohne inneren Wert, das als Tauschmittel dient. Zu den Fiatwährungen zählen alle großen Währungen wie der US-Dollar, der Euro, Schweizer Franken und mehr).
Man kann Bitcoins nicht nur kaufen oder einwechseln, sondern auch schürfen – dabei spricht man vom „Mining“. Bitcoin Mining ist ein Prozess, bei dem Rechenleistung zur Transaktionsverarbeitung, Absicherung und Synchronisierung aller Nutzer im Netzwerk zur Verfügung gestellt wird. Beim Bitcoin Mining erhält man also eine Belohnung für nützliche Dienste. Die Auszahlung der jeweiligen Bitcoin-Anteile richtet sich nach der zur Verfügung gestellten Rechenkapazität. Also nichts wie ran an den Computer, rechnen lassen und kassieren? So einfach ist das Mining nicht, es braucht dafür eine eigene Grafikkarte, einen sehr leistungsfähigen Rechner und am besten günstigen Strom, denn die Datenmengen sind enorm.#

Risiken und Chancen

Man hört in den Medien immer wieder mal, Bitcoin sei gehackt worden. Dem entgegnet Guido: „Das stimmt so nicht, Bitcoin kann man nicht hacken.“ Man könne zwar einen Computer hacken und die eine oder andere „Wallet“ (digitale Brieftasche) knacken, niemals aber das ganze System.
Ein weiterer Vorteil der Kryptowährung: Man kann sie nicht fälschen, da sie gänzlich ohne Scheine und Münzen auskommt. Zwar gebe es die Möglichkeit, Schwarzgeld in den Hintergrund zu verfrachten, mit illegalen Transaktionen kämpfe man aber auch bei den Fiatwährungen.
Guido berät seine Kundschaft beim An- und Verkauf von Bitcoins. Auch Geldanlegen mit Bitcoins ist möglich, hier gibt es Parallelen zu Aktien: „Natürlich birgt es Risiken, der Kurs kann sinken, aber das ist bei Aktien nicht anders. Man kauft keine Aktien, wenn man das Geld dafür nicht erübrigen kann. Bei Bitcoins sollte es ebenso sein.“ Investieren kann man bei Guido übrigens nicht, er hilft aber bei der Abwicklung und beispielsweise dabei, Betrugs-E-Mails als solche zu erkennen.

Die Regulierung wird wohl kommen

Wer sich heute ein neues Auto kauft oder bei Amazon bestellt, kann es in Österreich (noch) nicht in Bitcoin bezahlen. In Italien oder in der Schweiz ist das anders, hier werden selbst an der Supermarktkasse bereits Bitcoins akzeptiert. Sieht so aus, als müssten wir uns wohl eines Tages alle mit Bitcoin befassen, die Währung ist wohl gekommen, um zu bleiben? „Es gibt heute zirka 30.000 verschiedene Kryptowährungen, zirka 100 davon werden sich wohl durchsetzen. Europa ist damit beschäftigt, den digitalen Euro auf den Markt zu bringen, die Amerikaner arbeiten am digitalen Dollar. Auch die Banken stellen sich um und passen sich an, die Kryptowährung hat sich bereits ein Terrain erobert.“ Kommt der digitale Euro, kann jede Transaktion nachverfolgt werden. Lieber Bio oder Gemüse aus konventionellem Anbau? Lieber Strandurlaub oder Geysire erforschen in Island? Die digitale Währung macht uns transparent. Beim Bitcoin ist das nicht so, denn die Wallet ist (noch) anonym. Europa sei jedoch der erste Kontinent, auf dem man sich mit der Regulierung von Krypto beschäftige – das bedeutet mit der Personifizierung, um Missbrauch zu vermeiden.
Seine Bitcoins hat Guido zum Teil zu Gewinn gemacht und zum Teil reinvestiert. „Ich persönlich verwende die Kryptowelt als meine Pensionsvorsorge“, sagt er. Bei unserem Treffen trägt er einen Kapuzenpulli mit einem lustigen Aufdruck und dem Schriftzug „Crypto Dudes“. Der Pulli stammt aus seiner eigenen Merchandise-Kollektion. „Mit unseren Artikeln wollen wir eine Krypto-Community aufbauen, die unsere Leidenschaft für diese aufregende Technologie, für ,Krypto‘ und Blockchain, teilt“, erklärt Guido. Ihr fragt euch, was eine Blockchain ist? Darüber schreiben wir in der nächsten Ausgabe, bleibt dran!

Doris Martinz