Mit Sophie Schmied trat innerhalb einer Familie die dritte Generation dem Soroptimist Club Kitzbühel bei.
Es sei eigentlich ein logischer Schritt gewesen, erzählt Sophie bei unserem Gespräch auf der kleinen Terrasse der Familie mitten im Herzen von St. Johann. Die Sonne wärmt unsere Gesichter an jenem Frühlingstag, Vogelgesang liegt in der Luft. Im September letzten Jahres kam Sophie nach einigen Jahren, die sie in Wien verbracht hatte, wieder zurück nach St. Johann. Sie ist Pädagogin, unterrichtet nun an der „HIB“ in Saalfelden – und wurde im April Mitglied im Soroptimist Club Kitzbühel. In jenem Club, den ihre Oma Angelika Hofinger im Jahr 1979 mitgegründet hatte. Und in welchem ihre Mutter Angelika Schmied-Hofinger, „Anschi“, im Jahr 2002 Mitglied wurde. „Ich war damals wie ein Alien, alle anderen waren viel älter als ich“, lacht Anschi. Aber sie habe Vorbilder im Verein gehabt, Frauen, die sie bewunderte. Der Club – ist er Familientradition oder etwas Genetisches? „Vielleicht beides“, lacht Sophie.
Anschi und Sophie wuchsen beide mit Müttern auf, die Soroptimistinnen waren. „In meiner Kindheit waren das Gedankengut des Soroptimismus und Veranstaltungen wie der Flohmarkt immer irgendwie präsent“, erinnert sich Anschi. Ihre Tochter erlebte es ebenso: Auch sie wuchs mit der Idee des Clubs heran. Und mit den starken Frauen, die ihn verkörperten.
Schwestern fürs Leben
Mutter und Tochter sind jetzt Schwestern. Sie tragen eine weitere im Herzen: Ihre Mutter beziehungsweise Großmutter Angelika, die 2014 verstarb. Anschi erzählt davon, wie die Soroptimistinnen zur Trauerfeier kamen, um den Sarg der Schwester bis zur Grabstelle zu begleiten. „Für mich war das eine wahnsinnig tolle Erfahrung. Der ganze Club war da.“ Die Erinnerung daran bewegt sie noch heute. Schwester bleibt man ein Leben lang – und bis über den Tod hinaus.
Wie in einer Familie, lernen auch die aktuell 44 Schwestern im Club viel voneinander. „Vereinsarbeit ist immer ein wenig Spiegel der Gesellschaft, da wird viel diskutiert. Es gibt Themen zwischen Generationen, und man lernt, sie im positiven Sinne aufzulösen. Der Verein ist eine wunderbare Lebensschule“, drückt es Anschi aus. Man müsse aber der Typ sein für Serviceclubs, für Vereine im Allgemeinen, schränkt sie ein. „Nicht jeder fühlt sich in so einer Gemeinschaft wohl.“
Die Clubschwestern leben, worauf man im Alltag leider viel zu selten stößt: Frauensolidarität. Sie sind füreinander da, in allen Lebenslagen. Auch die älteren sind nach wie vor mit dabei, selbst wenn sie nicht mehr so aktiv sind wie die jüngeren. „Einmal im Monat jemanden haben, mit dem man sich austauscht, in einer Runde aufgehoben zu sein – das ist eine gute Sache, das hält jung, das spürt man“, beschreibt es Anschi. Der Zusammenhalt stärke das Selbstbewusstsein. Und die Sensibilität für Frauenthemen auch außerhalb des Clubs. Welches sind diese Themen?
Da sei zum Ersten natürlich die Gewalt an Frauen, die uns noch mehr als früher im Griff habe, meint Sophie. Der Soroptimist Club Kitzbühel hat das Mädchen- und Frauenberatungszentrum in St. Johann gegründet und zählt noch heute – 15 Jahre später – zu den wichtigsten Unterstützern.
Wichtige Themen
Aber die Clubmitglieder setzen sich auch mit anderen, weltpolitischen Themen auseinander: „Der Soroptimist Club International hat in der UNO beratenden Status“, erklärt Sophie, das aktuell jüngste Mitglied im Club Kitzbühel. Es gebe in diesen Zeiten viel zu tun. Es sei ein Rechtsruck in der Gesellschaft festzustellen. Jener bedrohe Frauenrechte, für die man in den letzten Jahrzehnten gekämpft habe. „Wenn die aktuellen Bewegungen in Amerika nach Europa überschwappen, sollten wir gerüstet sein. Wir müssen uns wehren – gegen Abtreibungsverbote, das Auflassen von Kinderbetreuungsstätten und mehr.“ Früher sei es die Kirche gewesen, die Mütter am Herd sehen wollte – heute sei es die Gesellschaft. Dabei bräuchte man nur in den Norden zu sehen, in die skandinavischen Länder, wo sich Eltern die Betreuung des Nachwuchses teilen und Kinder schon sehr früh die Kinderkrippe besuchen. „Bei uns heißt es immer noch, das ist schädlich.“ „Man sollte das heute nicht mehr diskutieren müssen“, sagt Sophie mit Nachdruck. Sie befasst sich seit vielen Jahren mit Themen wie diesen, war sie in Wien doch bereits Mitglied und ein Jahr lang auch Präsidentin des „Juvenilia“-Clubs, des Vereins der „jungen Soroptimistinnen“. Der Übergang in den Soroptimist Club Kitzbühel war ein fließender …
Einige ehemalige Männer-Serviceclubs haben sich inzwischen für Frauen geöffnet und weibliche Mitglieder aufgenommen. Können sich Anschi und Sophie vorstellen, dass dem Soroptimist Club irgendwann Männer angehören? Anschi muss nicht lange nachdenken: „Ich denke, so, wie wir sind, sind wir toll. Sobald Männer dabei sind, neigen wir Frauen dazu, uns in die zweite Reihe zu begeben. Obwohl alle erwachsen und emanzipiert sind, ist das so.“ Es brauche wohl noch eine Generation, um aus diesen Strukturen herauszukommen, meint sie. Sophie nickt lächelnd und sagt: „Und diese Generation ist jetzt am Start. Wir werden sehen, was die Zukunft bringt.“
Doris Martinz