Egal ob stücke bekannter Musiklegenden, ungarisches Volkslied oder sakrales Stück – ChorArt ist Programm und begeistert.

Es ist Montagabend, kurz nach 20 Uhr. Chorleiterin Stefanie Eisenmann steht vor einer Gruppe von etwa 20 Personen, die sich in einer Zweierreihe halbkreisförmig im St. Johanner Sängerheim aufgestellt hat. Wenn man so durch die Reihen blickt, könnte man äußerlich nicht erkennen, was diesen bunt gemischten Trupp wohl verbinden mag. Jedes Alter von Anfang zwanzig bis Ende siebzig scheint vertreten zu sein, größere und kleinere Gestalten, Frauen und Männer. Doch als Steffis Handzeichen den Einsatz signalisiert und aus all diesen Mündern eine äußerst harmonische Darbietung des Liedes „Irish Blessing“ ertönt, besteht kein Zweifel mehr daran, was sie alle gemeinsam haben.
Das Lied klingt langsam aus, der Schlusston wird gehalten, bis Steffi „abwinkt“. Zur Kontrolle wird die Endharmonie ins Klavier eingegeben – kurze gespannte Stille – das mit einem knappen Nicken von Steffi mit den Worten: „Okay, einen Halbton unter Freunden lasse ich gelten!“ augenzwinkernd aufgelöst wird.

Musik verbindet

ChorArt ist aus einem Musikschulprojekt, initiiert von der Landesmusikschule St.Jo­hann i.T., entstanden. Das Ensemble von circa zehn MusikschülerInnen wurde für die Teilnahme am Landesmusiksingen in der St. Johanner Partnerstadt Rovaniemi, federführend unter der Leitung von Michael Roner, gegründet. Steffi, selbst eine der damals teilnehmenden MusikschülerInnen und Gründungsmitglied erzählt: „Die Teilnahme an jener Veranstaltung selbst hat sich leider zerschlagen, doch wir haben so gefallen an ChorArt gefunden, dass wir beschlossen haben, weiterzumachen.“ 2008 wurde ChorArt offiziell bei der BH gemeldet. Nach einigen Jahren begann eine Umbruchzeit, das einstige Ensemble veränderte sich nach und nach, auch Michael Roner orientierte sich neu und übergab die Chorleitung an Markus Dag. Alexandra Kofler gehört zu den Stammmitgliedern des Vereines und feiert nächstes Jahr ihr zehnjähriges Jubiläum als Obfrau. Sie erinnert sich noch gut daran, wie sich mit Markus das Repertoire veränderte: „Er hat damals die Weichen für unseren Chor gestellt, die Steffi später weiterführte und weiterentwickelte und letztendlich zu dem machte, was der Verein heute ist.“

Let’s get it started!

„Als Markus 2014 die Chorleitung abgeben wollte standen wir kurz vor der Frage – wie geht es weiter?“, erzählt Steffi. Sie erinnert sich: „Ich habe damals bereits seit einiger Zeit an einem Pilotprojekt der Musikschule in Kooperation mit dem Chorverband teilgenommen, das der heutigen Ausbildung der Chor- und Ensembleleitung gleicht.“ An der Fachkompetenz mangelte es nicht, es war eher die große mentale Herausforderung, vor der sie stand. „Ich habe mir auf diesem Gebiet noch sehr wenig zugetraut und stand vor einer großen inneren Baustelle – kann ich die Verantwortung für diese Bande wirklich tragen? Weiters habe ich selbst immer sehr gerne im Chor gesungen, das rückte nun natürlich in den Hintergrund.“ Knapp vier Wochen nachdem Steffi über ihren Schatten gesprungen war und der Chorleitung zustimmte, stand schon die Feuertaufe in Form einer bereits zugesagten Hochzeit bevor. „Da habe ich wirklich Blut und Wasser geschwitzt, ich war so aufgeregt! Nach dem erfolgreichen Auftritt war ich voller Freude und natürlich Adrenalin, ich bin fast geplatzt“, so Steffi lachend. Dass ChorArt in dieser neuen Konstellation gut zusammengefunden hat, kann man neben den stark frequentierten Proben als auch bei den Auftritten bei diversen Veranstaltungen wie Weihnachtsmärkte, Bezirkssingen, Messen sowie Hochzeiten und Taufen erkennen. Für die rege Teilnahme an verschiedenen Events sorgt „Obstfrau“ Alex, die sichtlich gut mit Steffi harmoniert. „Hätte Steffi damals die Chorleitung nicht übernommen, würde es ChorArt sehr wahrscheinlich nicht mehr geben“, so Alex.
Äußere Umstände sowie interne Wechsel halten den Chor stets in Bewegung und so wächst ChorArt Jahr für Jahr über sich selbst hinaus. „Während der Pandemie war es für uns ein großes Anliegen, weiterproben zu können, auch um die Mitglieder halten zu können,“ erzählt Alex. Dabei sind sie für die Unterstützung der Gemeinde, Räumlichkeiten wie Kaisersaal und Aula der Mittelschule genützt haben zu dürfen, sehr dankbar. „Natürlich war es kein Proben wie wir es sonst gewohnt sind – aber mit Abstand und teilweise mit Maske zu singen war für uns alle eine gute Übung“, ergänzt Steffi.

Man lernt nie aus

Eine stetige Weiterbildung sowohl stimmlich als auch das Erlernen von verschiedenen Instrumenten ist gut für die Qualität des Chores und hält einen selbst fit. Steffi und Alex sind beide bekannte und willkommene Gesichter an der Landesmusikschule St. Johann in Tirol, dabei macht es keinen Unterschied, ob von Kindesbeinen an wie bei Steffi oder erst als Spätberufene wie Alex. „Insgesamt war ich wahrscheinlich 30 Jahre an der Musikschule – lernte Blockflöte, Klavier, Akkordeon und schließlich Gesang und Ensembleleitung bis vor Kurzem,“ so Steffi und ergänzt schmunzelnd: „Das wäre fast würdig für einen eigenen Parkplatz vor der LMS gewesen!“ Alex hat mit Mitte Dreißig zum Klavierspielen angefangen, mit der Stimmbildung startete sie mit ihrem Eintritt in den Chor. „Eine Vor­aussetzung ist es natürlich nicht, aber die erlernte Technik kommt einem beim Singen sehr zugute“, führt sie aus.

Kunterbuntes Repertoire

Jeder Chorleiter, jede Chorleiterin bringt eine eigene Persönlichkeit in den Chor mit ein. „Seitdem Steffi dirigiert, haben wir unsere Liedauswahl um viele weitere Stilrichtungen erweitert“, erklärt Alex. „Das ist in erster Linie auch das, was ChorArt so besonders macht – dass wir quer durchs Gemüsebeet singen und ein kunterbuntes Repertoire haben. Angefangen von bekannten Rock- und Popsongs über Balladen, sakrale Stücke, internationale Volkslieder und vieles mehr – wir können eine sehr breitgefächerte Liedpalette abdecken“, führt sie aus. Auch vor Projekte wie artacts wird kein Halt gemacht. Steffi sagt: „Es ist uns immer eine große Ehre, auftreten und singen zu dürfen. Egal ob Hochzeiten, Taufen, Messen – wir freuen uns immer, eine Veranstaltung mit unserem Chor musikalisch unterstützen zu dürfen.“

Ein besonderes Highlight, da sind sich Alex und Steffi einig, war das Konzert „ChorArt & Friends“ in der Alten Gerberei. Das erste eigenständige Projekt inklusive Organisation mit allem Drum und Dran mit einem eigenen abendfüllenden Programm zu erstellen war ein lang gehegter Wunsch, der 2019 umgesetzt werden konnte. Dabei wurde das gesamte Repertoire zum Besten gegeben, mit musikalischer Unterstützung der Band Panther Session. „Das Event war ein toller Erfolg und wir waren sehr stolz, unseren Traum eines eigenen Konzertes verwirklicht haben zu können.“

Wanted

Geprobt wird jede Woche am Montag von 20 Uhr bis etwa 21.30 Uhr. Vorausgesetzt wird neben der Liebe zum Singen auch eine gewisse Bereitschaft, die geprobten Lieder zu üben, um sich bestmöglich auf ein bestimmtes Projekt vorbereiten zu können. „Wir haben in der Dropbox alle unsere Lieder eingespielt, so kann jeder selbständig sein Register zu Hause üben“, erklärt Alex. Der Sopran und Alt seien mit jeweils neun Personen gut vertreten, wo aber noch sehr viel Platz ist, wäre im Tenor- und Bassregister. Steffi und Alex sind sich einig: „Wir würden uns sehr freuen, wenn sich die ein oder andere Männerstimme uns anschließen möchte – bei Interesse bitte gerne bei uns melden!“

ChorArt blickt auf eine spannende Entstehungsgeschichte zurück und wird auch in Zukunft musikalisch begeistern – denn Singen macht glücklich!

Viktoria Defrancq-Klabischnig