Stefano Santagata stellt mit Muku und Homebase eine Konzertreihe auf die Beine, um Jugendlichen neue alte Musikwelten zu eröffnen.

„A Message to you Rudy?“, kenne ich nicht, sage ich zu Stefano, der mir den Song als Beispiel für die Musikrichtung „Ska“ nennt. Und „Ska“ sagt mir erst recht nichts. Aber: Er spielt mir das Lied auf dem Handy vor – und schon nach ein paar Sekunden, als die Bläser einsetzen, singe ich mit und fange an, rhythmisch mit dem Oberkörper zu wippen. Natürlich kenne ich dieses Lied! Es steckt voller Lebensfreude und macht gute Laune. Tut gut, es mal wieder zu hören!
Stefano schmunzelt in seinen markanten Zwirbelbart hinein. Musik sei für ihn immer schon sehr wichtig gewesen, sagt er. Er habe zwar nie ein Instrument gespielt, aber immer ein „musikalisches Ohr“ gehabt. Und weil dieses Ohr sich nach der Musik der Jugend sehnte, nach so wunderbaren Songs wie „A Message tou you Rudy“ von „The Specials“, wurde er aktiv und organisierte unter dem Titel „Upbeat Explosion“ eine kleine Konzertreihe. Ende Mai wird jene gleich mehrere Bands der Stilrichtungen „Ska“, „Rocksteady“ und „SkaPunk“ nach St. Johann bringen. „Diese Musik hat mir schon immer ein ganz besonderes Lebensgefühl sowie Kraft und Energie gegeben. Sie gemeinsam live mit Menschen zu erleben, die das auch so fühlen – das setzt eine Wahnsinns-Energie in Kraft und schafft Erinnerungen, die einen durchs Leben begleiten“, schwärmt Stefano. Dieses Erlebnis wünscht er sich auch für die jungen Leute, die „Generation Spotify“.
Der Streaming-Dienst lieferte einen wesentlichen Impuls für die kommenden Konzerte: Stefano, 43-jähriger Rechtsanwalt mit eigener Kanzlei in Kitzbühel, spielt immer wieder einmal Taxi für seinen Sohn, 14 Jahre alt, und dessen Fußballfreunde. Dabei fragt er sie auch nach der Musik, die sie am liebsten hören. Die Antwort lautet meist: „So eine Playlist …“. „Die jungen Leute reden heute kaum noch von Lieblingsbands oder -interpreten. Sie hören einfach Musik und haben manchmal gar keine Ahnung, wer sie macht. Was bei den ersten Takten nicht gefällt, wird weggedrückt. Musik ist zum Junkfood geworden, das man laufend, aber nur beiläufig konsumiert.“ Dieser Umstand hänge wohl mit dem Überangebot an Musik und ihrer ständigen Verfügbarkeit durch Streamingdienste zusammen, mutmaßt der Wahl-St. Johanner. Er vermisst das Gefühl der Zugehörigkeit zu bestimmten Künstler:innen oder zumindest Musikstilen, wie er selbst sie in seiner Jugend verspürte. „Meine Bands haben für mich damals die Welt bedeutet.“

Songs mit Botschaft

Beim Muku-Team stieß Stefano mit seinen Konzert-Ideen auf offene Ohren – und bei den Verantwortlichen der Homebase ebenso. Man beschloss, die Konzertreihe durch die beiden St. Johanner Vereine zu organisieren und beide Locations für Konzerte zu nutzen: Die Homebase für kostenlose Konzerte am Nachmittag, die Alte Gerberei für die „Headliner“ am Abend. Schüler:innen- und Jugendbands aus der Region sollen bei den Konzerten als Vorband auftreten.
Für Stefano geht es bei den Musikrichtungen „Ska“, „Rock­steady“, „SkaPunk“ und „Early Reggae“ nicht nur um Melodien, die ins Ohr gehen, sondern auch um die Botschaften der Songs. „Es handelt sich dabei eigentlich um Volksmusik aus Jamaika, die von Auswanderern nach Großbritannien gebracht wurde, und die von dort Europa und die ganze Welt eroberte“, weiß er. Die Texte sind oft sozialkritisch, die Botschaften politisch. „Wenn wir es auch nur schaffen, eine Handvoll Jugendlicher für die Musik und ihre Themen zu begeistern, ist schon viel gewonnen.“
„Upbeat Explosion“ kann dank zahlreicher Sponsoren, die von dem Projekt begeistert sind, ins Leben gerufen werden. Es wurden schon vor einigen Wochen Tickets an Schulen, Musikschulen und Jugendzentren mit der Bitte
verteilt, sie interessierten Jugendlichen auszuhändigen. Die Aktion sei sehr gut angenommen worden, bestätigt Stefano. Zukünftig soll es jährlich zwei Konzerte geben: eines im Frühling und ein weiteres im Herbst. Der Herbsttermin für 2025 steht schon: Es ist Samstag, der 18. Oktober, Details folgen zeitnah.

Vor- und Nachteile

Stefano hörte seine Lieblingsmusik in jungen Jahren vor allem in Italien. Als Sohn einer Kitzbühelerin und eines Italieners übersiedelte er mit seiner Familie im Alter von sechs Jahren nach Italien, nach Jesolo, wo er seine gesamte Schulzeit verbrachte. Sein Jus-Studium jedoch absolvierte er in Innsbruck, danach trat er in die Rechtsanwaltskanzlei seiner Tante und seines Onkels in Kitzbühel ein und übernahm diese schließlich. Was die Arbeit betreffe, sei es schön, in Österreich zu sein, erklärt er: Alles sei viel geregelter und genauer und damit einfacher für ihn. Dafür jedoch habe er die Sonne und das Meer aufgegeben, und die Lockerheit und das Lebensgefühl der Italiener:innen. Tauschen möchte er nicht mehr. Aber dafür „seine“ Musik nach St. Johann holen – und damit all die guten Vibes, die er seit Jahrzehnten mit ihr verbindet.
Stefanos achtjährige Tochter wird bei den Konzerten mit dabei sein, sie liebt diese Musik. Weil auch der Papa sie mag? Egal, die Familie Santagata wird bei den Live-Konzerten wunderbare, gemeinsame Erinnerungen schaffen, die sie für immer miteinander verbindet. Doris Martinz

24. Mai – Konzerte in der Homebase, 17 Uhr
in der Alten Gerberei, 20 Uhr