Laura Lechner schloss 2022 ihre dreijährige Ausbildung am Medicubus mit Diplom ab. Sie verrät, warum sie ihren Job liebt.

Wow, denke ich mir, als ich Laura im Café Rainer treffe: sportliche Figur, lange blonde Haare, ein strahlendes Lächeln – wer möchte bei einer so hübschen Krankenschwester nicht Patient sein? „Ach“, sagt sie und lacht, „meine Patientinnen und Patienten sind dann doch froh, wenn sie wieder nach Hause dürfen!“
Seit Oktober ist Laura im Krankenhaus St. Johann als Diplom-Krankenpflegerin beschäftigt. Und auch wenn die Medien voll sind mit Meldungen über Personalmangel, zu lange Arbeitszeiten und unzureichende Bezahlung: Die 20-Jährige liebt, was sie tut. Schon als Kind war Laura fasziniert davon, was sich in einem Krankenhaus tut. Zumindest spätestens ab dem Zeitpunkt, an dem sie sich eine Hand brach und dort versorgt wurde. Die Krankenschwestern, die geschäftig herumliefen, Infusionen legten, Verbände wechselten – das alles faszinierte sie. Viele Jahre lang bespielte sie mit Eifer ihre Spielzeug-Klinik, bevor sie älter wurde und sich als 15-Jährige für den Besuch der LLA Weitau entschied. Sie stieg nach der zweiten Klasse aus, als man im neuen Medicubus St. Johann den Betrieb aufnahm. „Für mich hat es sich angefühlt, als hätte man die Pflegeschule eigens für mich gebaut, es war einfach perfekt!“ Perfekt war es, aber auch ganz schön fordernd: „Da ist in der ersten Zeit viel zu lernen, aber über Anatomie und die ganzen körperlichen Zusammenhänge muss man halt Bescheid wissen!“ Das erste Praktikum in der Abteilung „Innere Medizin“ war für Laura eine Herausforderung, beim zweiten auf der Chirurgie fühlte sie sich gleich wohler. Der Umgang mit offenen Wunden, mit Blut und Exkrementen ist nicht unbedingt jedermanns Sache, für Laura ist das alles überhaupt kein Problem. Während vieler weiterer Praktika sammelte sie wertvolle Erfahrungen.

„Tischdecken“ im OP

Seit Oktober ist sie nun als Schwester im „OP“, also im Operationssaal, im Einsatz. Dass sie den Patientinnen und Patienten vor dem Eingriff mit ihrer netten und herzlichen Art ein wenig die Angst nehmen kann, gibt ihr auch selbst ein richtig gutes Gefühl. „Da wird oft auch gescherzt, das lenkt die Patienten ab!“ Eigentlich war Lauras Ziel immer schon der OP: „Wenn man sieht, wie die Ärztinnen und Ärzte mit den Werkzeugen umgehen, beeindruckt das schon.“ Als OP-Schwester bringt Laura verschiedene Aufsätze auf Bohrmaschinen an, sie reicht den Chirurg:innen Hammer und Meißel, Schrauben und Platten. „Das ist volle cool!“ Auch „Tischdecken“ gehört zu ihren Jobs. Nach Löffel und Gabel sucht man im OP natürlich vergeblich, sie legt stattdessen Skalpell, Fadenschere, Präparierschere, Klemmen und einiges mehr bereit. Chirurgie hat also viel mit Handwerk zu tun? „Ja, und das taugt mir.“ Die Optik täuscht demnach: Laura passt nicht unbedingt in das „Weibchenschema“. Sie schüttelt den Kopf und lacht. „Nein! Wenn daheim ein Gartenhäuschen gebaut wird, bin ich die erste, die das Dach deckt oder mit der Holzsäge hantiert.“ Und doch verfügt sie auch über jene Qualitäten, die vor allem Frauen zugeschrieben werden: Einfühlungsvermögen, Empathie, die Freude am Dienst am Menschen. Sie könnte sich vorstellen, irgendwann einmal auch in einem Pflegeheim zu arbeiten, das Praktikum dort gefiel ihr sehr gut.

Positive Aspekte

Ich höre von Laura so viel Piositives; es steht in Kontrast zu den vielen Negativ-Meldungen über ihren Job. Verunsichern jene Laura in einer Weise, stellt sie ihre Berufswahl manchmal in Frage? „Nein, überhaupt nicht. Pflegerin oder Pfleger zu sein, ist ein super Beruf!“ Laura sagt, sie stehe in der Früh gerne auf und freue sich auf die Arbeit. Wenn sie abends das Krankenhaus verlässt, tue sie es mit einem Strahlen im Gesicht, erzählt sie – und ich bekomme gleich eine Kostprobe dieses Strahlens. Sie fühle sich nicht unterbezahlt, meint sie. „Man bekommt gleich beim Berufseinstieg ein gutes Gehalt, und dann steigt man ja auf.“ Auch die Arbeitszeiten inklusive Nachtdienste sieht Laura positiv: „Ich bin eine Nachteule und mag Nachtdienste.“ Selbst Wochenenddienste schrecken sie nicht. Sie kann den Arbeitszeiten im Krankenhaus generell viel abgewinnen: „Durch die Zwölf-Stunden-Dienste bringst du viele Stunden weg und hast dafür wieder ein paar Tage hintereinander frei, ohne Urlaub zu nehmen.“

Laura, die „gute Fee“

Das Schönste an ihrem Job ist für Laura aber, dass sie „gute Fee“ sein kann für die Menschen und viel für sie tun kann. Dafür bekommt sie viel Dankbarkeit zurück. Natürlich ist aber auch bei ihr nicht immer alles „Friede, Freude, Eierkuchen“: Zu belastenden Situationen kann es kommen, wenn es innerhalb des Teams Spannungen gibt. Zum Glück kennt die gebürtige Waidringerin das kaum aus ihrem Alltag. Auch das Verhältnis zu den Ärztinnen und Ärzten, „die enorme Verantwortung tragen“ ist gut: „Man braucht sich gegenseitig zum Wohl der Patienten. Die Pflegerinnen und Pfleger müssen mitdenken und mitschauen, es geht nur gemeinsam.“
Das Mitdenken und Einfühlen hat aber auch ein Ende. Nämlich dann, wenn sich nach Dienstschluss die Tür des Krankenhauses hinter ihr schließt. Alles, was in der Arbeit passiert, bleibt dort, diese Abgrenzung ist wichtig. Laura baut möglichst wenig persönliche Bindung zu den Patientinnen und Patienten auf. „Es braucht einen gewissen Abstand, damit man sich in etwaigen Notsituationen, in denen man schnell handeln muss, frei fühlt.“
Für Laura ist der Beruf der Pflegerin ein sehr abwechslungsreicher mit vielen Möglichkeiten. Man könne in einem Krankenhaus arbeiten, zählt sie auf, aber auch in einer Arztpraxis, im Alten- und Pflegeheim, mit beeinträchtigten Menschen oder Kindern oder sich in der Hauskrankenpflege selbständig machen. „Da findet jeder seinen Platz!“

Wovon Laura träumt

Für sie selbst ist der OP derzeit der beste Platz, hier kann sie ihren Hang zum Handwerk ausleben. Vielleicht geht es irgendwann aber auch in eine andere Richtung in der Pflege. In welche Richtung es beim Thema „Auto“ geht, steht aber schon fest: Laura spart, seit der erste Lohn auf ihrem Konto eingegangen ist, auf einen Audi A3 S line mit ordentlich PS unter der Haube. Ihr Vater erzählte früher oft von den GTI-Treffen, die er besuchte. Laura möchte selbst auch einmal an einem Treffen teilnehmen. Sie liebt es, mit dem Auto Ausflüge zu unternehmen. Gerne auch nach Deutschland, „wo man auf der Autobahn richtig Gas geben kann.“ Mit dem Traumauto wird das noch mehr Spaß machen. Meistens mit dabei: Lauras beste Freundin. Für einen festen Freund hat die junge Pflegefachkraft derzeit keine Zeit meint sie, es fehle wohl auch an geeigneten Kandidaten. (Sollte sich der Traumprinz auf den Weg machen, dann am besten in einem Audi.)
Jetzt, nachdem die Grundausbildung abgeschlossen ist, möchte Laura die Welt bereisen. Sie würde gerne die Malediven entdecken oder auch Ägypten und viele Länder mehr. Auch für den Sport will sie sich wieder mehr Zeit nehmen, früher war sie beim Skifahren, in der Leichtathletik und beim Turnen sehr engagiert. Ihre Arbeitszeiten kommen den Plänen sehr entgegen. Beim Berggehen, auf Reisen und beim Düsen auf der Autobahn sammelt sie Kraft und Energie für den Job. Damit sie für uns da sein und Zuversicht geben kann: Alles wird gut!

Doris Martinz