Seit zehn Jahren begeistert die „Fancy Blues Band“ mit ihren Rhythmen, die kaum jemanden auf dem Stuhl halten. Am 24.10. laden die Musiker zum Jubiläumskonzert.
Blues – das sind langgezogene, wehklagende Töne, gespielt auf der Akustikgitarre oder auf der Mundharmonika, der Blues Harp. Das sind melancholische Texte, die von unterdrückten, schwarzen Arbeitern auf den Baumwollfeldern und von Sklaventum erzählen. Von Leid und Schmerz, von Tod und Trauer. Das ist schon so – aber nicht nur. Dass Blues auch mitreißend rhythmisch und lebensfroh sein kann, beweisen Ali Reid (vocals, keybord), Andreas E. Wallner (electric guitar, vocals), Peter Salinger (blues-harp, vocals), Stefan „Big Boy“ Ritter (Bass) und Walter Graf (drums) mit dem Programm der „Fancy Blues Band“. Am 24. Oktober werden sie wieder auf der Bühne der Alten Gerberei zu sehen und hören sein. Dort, wo alles begann.
Eigentlich habe es ja schon 2014 begonnen, räumt Peter Salinger schmunzelnd ein. Der Kitzbüheler Autodidakt an der Mundharmonika lernte damals den Profi-Gitarristen und Musikpädagogen Andreas Wallner kennen: Als Duo gestalteten die beiden einen Lunaplexx-Abend in Oberndorf. Dabei stellten sie fest, dass der eine mindestens so „bluesfanatisch“ wie der andere war und ist. Sie beschlossen, eine Blues Band zu gründen und fanden schnell andere Begeisterte: Stefan Ritter, Walter Graf und schließlich auch einen Sänger, Harry Wudler. „Die Chemie zwischen uns passte, da war sofort dieser Funke“, erinnert sich Peter.
Vielfalt und Freude
Von Anfang an reizten die Musiker – mit Ausnahme des Sängers stammen alle aus St. Johann und Kitzbühel – die gesamte Bandbreite des Blues aus: den reduzierten „Delta-Blues“ mit viel Tiefgang spielten und spielen sie ebenso wie den swingenden Chicago-Blues und den modernen Funky Blues. „Diese Stile zusammenzubringen, das ist wirklich lässig“, so der Harp-Spieler.
Genauso wichtig wie die Bandbreite ist den fünf Männern aber auch, mit Freude zu spielen und das Publikum diese pure Freude an der Musik und am Musizieren spüren zu lassen. Genau das war auch das Rezept für den ersten Auftritt im Oktober 2015 in der Alten Gerberei. „Es war ein legendärer Abend mit vielen Freunden, ein überwältigender Erfolg. Der Applaus und das positive Feedback, das wir damals bekommen haben, haben uns einen echten Kick gegeben“, erinnert sich Peter Salinger. Dabei war im Vorfeld viel zu bedenken und organisieren gewesen. Zum Beispiel das Outfit: Recherchen hätten ergeben, so Peter, dass „echte Blueser“ im Anzug auftreten, selbst wenn sie sonst noch so „abgerissen“ daherkommen. „Also musste es auch für uns der schwarze Anzug sein.“ Außerdem ließ die Band Profifotos von sich fertigen. Und ein professionelles Logo musste auch her. Natürlich übernahm Peter – im Brotberuf Grafiker – die Gestaltung selbst. Auch bei der Namensfindung brachte er sich ein. Fancy bedeutet so viel wie ausgefallen, raffiniert, gepfeffert – all das verbinden die Musiker mit ihren Songs und Melodien. „Das hat letztlich alles so gut und professionell ausgesehen, da haben wir gewusst, dass wir auch liefern müssen. Zum Glück hat alles geklappt, und wir haben uns ja auch gut vorbereitet und viel geprobt.“
Für Peter Salinger wurde mit diesem ersten Auftritt mit der „Fancy Blues Band“ in der Alten Gerberei ein Traum wahr. Zum ersten Mal stand er mit Profimusikern auf der Bühne, noch dazu mit der eigenen Band. „Ich war überglücklich. Wenn am nächsten Tag die Welt untergegangen wäre: Es wäre mir egal gewesen, ich hatte mein Ding im Trockenen“, erzählt er lachend.
Das Feuer ist wieder da
2016 folgten ein paar tolle Auftritte, zum Beispiel beim Bourbon Street Festival in Innsbruck, bei der Stubai Blues Night, im Bierstindl in Innsbruck, zusammen mit der Blasmusik auf dem Hauptplatz in St. Johann und einige mehr. Leider musste Harry Wudler danach aus privaten Gründen mit dem Singen aufhören. Einen neuen Vocalisten zu bekommen, erwies sich als schwierig. Mittlerweile konnte man Ali Reid gewinnen, einen Londoner mit grooviger Blues-Stimme.
Heuer wollen die Musiker mit dem Jubiläumskonzert wieder neu durchstarten. „Wir haben gestern geprobt“, erzählt Peter bei unserem Gespräch im August, „und wir waren selbst fast fassungslos, so gut ist es gegangen. Wir haben das alles so intus, mir läuft es gerade kalt über den Rücken“, sagt er und schüttelt sich kurz. Die Freude, das Feuer, … alles ist wieder da.
Was fasziniert Peter so sehr an der Blues Harp, diesem doch sehr speziellen Instrument, das außer ihm auf diesem Niveau vielleicht noch fünf andere Musiker in Tirol spielen? Es sind die Zwischentöne: „Die machen den Sound dreckiger, emotionaler, da kann man sich einfühlen, seine ganze Seele reinbringen.“ Wer ihn schon auf der Bühne erlebt hat, weiß, wovon er spricht. Der „ganze Peter“ ist Blues, ist Ausdruck, ist Emotion.
Den schönsten Moment beim Musizieren erlebte er ganz für sich, ohne besonderen Beifall, ohne Spotlight: Als er zum ersten Mal das technisch anspruchsvolle Stück „Whammer Jammer“ von der J. Geils Band auf der Bühne so spielte, wie es seinen eigenen Erwartungen entsprach. „Das war mein ganz persönliches Meisterstück, an dem ich fast ein Jahr lang gearbeitet habe. Das hat sonst niemand mitbekommen, das war nur für mich, ich hatte an diesem Abend meine Meisterfeier“, erzählt er mit leuchtenden Augen. Er wird das Stück gemeinsam mit seinen Bandkollegen am 24. Oktober in der Alten Gerberei zum Besten geben. Wer Leidenschaft erleben will, sollte es sich nicht entgehen lassen …
Doris Martinz