Die Familie Litzinger in St. Johann hat ihre Kellerbar mit tausenden Kronkorken dekoriert.

Alles fing damit an, dass die Buben der Familie, sie sind heute 21 und 18 Jahre alt, als Kinder Kronkorken von Bier-, Radler- und Limoflaschen sammelten. Einfach so, weil sie so schön in der Sonne glänzten und in der Hosentasche klimperten. Es wurden immer mehr, und man fing an, sie nach Farben zu sortieren. Mehr passierte damit noch nicht.
Dann, 2012, begann die Familie mit dem Bau ihres Einfamilienhauses in St. Johann. Vater Stefan – seines Zeichens Tischler – werkte abends täglich alleine im Rohbau, während seine Frau Monika mit den Kindern noch in der Wohnung, im bisherigen Zuhause, weilte. Es muss ihn wie magisch in den Keller gezogen haben, in jenen Raum, der von Anfang an als Bar geplant war. Während dort vor Stefans geistigem Auge bereits rauschende Partys gefeiert wurden, kam ihm eine Idee: Man könnte doch die vielen gesammelten „Stopstl“ der Buben als Wanddekoration verwenden. Das Licht der Diskokugel, das er ebenfalls schon vor sich blinken sah, würde sich dann in den metallenen Kronkorken spiegeln – wie cool musste das sein! Aber wie sollte man die Stopstl an den Betonwänden befestigen? „Ich habe einiges ausprobiert und wieder gelassen, bis ich auf den Fliesenkleber gekommen bin“, erzählt Stefan, ein gebürtiger Mittersiller. Nach St. Johann kam er der Liebe wegen, der 52-Jährige und seine Frau Monika lernten sich auf dem Fußballplatz kennen. Fast – aber eben nur fast – hätte es wegen der Bar und der Stopstl aber eine Krise zwischen den Eheleuten gegeben: Beim Kleben vergaß Stefan nämlich manchmal abends völlig die Zeit. Eines Tages kam Monika in den frühen Morgenstunden auf die Baustelle, um Nachschau zu halten – ihr Mann war die ganze Nacht über nicht nach Hause gekommen. Sie fand ihn in der Bar bei der Arbeit. „Es war einfach zu viel Fliesenkleber da, ich konnte nicht aufhören“, rechtfertigt er sich lachend.

300 Arbeitsstunden, 21.000 „Stopstl“

Als Monika und ihre Söhne die erste geklebte Fläche begutachtet hatten, waren sie begeistert. Alle halfen fortan zusammen, um noch mehr Verschlüsse zu sammeln. Monika brachte viele aus dem Krankenhaus mit, wo sie in der Verwaltung arbeitet. Auch Freunde und Kollegen trugen über den Zeitraum von etwa drei Jahren alle Kronkorken zusammen, die ihnen unterkamen. „Und ich habe die insgesamt 21.000 Stopstl parallel dazu verklebt, zirka 300 Stunden habe ich dafür insgesamt gebraucht“, erklärt Stefan. Er hat also die 21.000 Flaschen, von denen die Kronkorken stammen – die meisten von Bierflaschen – nicht alle selbst geleert? Er schüttelt schmunzelnd den Kopf: „Nein, das hätte meine Leber wohl nicht mitgemacht!“
Am schwierigsten sei die Arbeit über Kopf an der Decke gewesen. „Ich wollte ja auch noch ein schönes Muster hinkriegen, zuerst musste ich also noch sortieren. Das war echt viel Arbeit, alles zusammen.“ Das Ergebnis entschädigt für all die Mühe: Die „Stopstl-Bar“ der Familie Litzinger ist einzigartig. Und dass Stefan als Tischler viel Sinn für Ästhetik hat, ist unverkennbar.
Inzwischen spielt Stefan lieber Tennis als Fußball, und ein weiteres Projekt ist schon weit fortgeschritten: Der Tischtennisraum, angrenzend zur Bar, wird mit Tennisbällen verkleidet. Hier finden immer wieder „Spezial-Spezialturniere statt“, wie sie Stefan nennt. Dabei spielt man beispielsweise mit gekürzten Schlägerflächen. Gefeiert wird anschließend in der Bar, und die 21.000 Stopstl reflektieren das Licht der Diskokugel, wie cool ist das!
Doris Martinz