Walter Totschnig und Alois Taxacher vom TC Panorama St. Johann i.T. über die Faszination Tennis und warum diese Sportart so fordernd ist.

Normalerweise sei es so, dass man in jüngeren Jahren Tennis spiele, und irgendwann dann eine Funktion – vielleicht sogar jene des Obmanns – übernehme, sagt Walter Totschnig gleich am Anfang unseres Gesprächs. Bei ihm jedoch kam es ganz anders: Er hatte mit Tennis lange überhaupt nichts am Hut. Bis zu jenem Cluburlaub in Griechenland im Jahr 1988, bei dem auch das Spiel mit der gelben Filzkugel angeboten wurde. „Probieren wir das doch einmal!“, meinte er zu seinem Sohn. Und war fortan fasziniert von Volleys, Passierbällen, Topspins und Co.. Es dauerte aber, bis ihm diese Schlagtechniken einigermaßen vertraut wurden, denn immerhin war Walter schon 38 Jahre alt, als er mit Vor- und Rückhand anfing. Eine Karriere im Sport war aber ohnehin nie das, was er angestrebt hatte. Der heute 70-Jährige ist vielen St. JohannerInnen wohl eher als Trafikant in Erinnerung. Tennis war und ist sein Hobby, seine Leidenschaft. Eine, die er mit vielen anderen teilt. 1999 war Walter Gründungsmitglied des Hobby Tennis Vereins (HTV) Panorama St. Johann in Tirol, seitdem ist er Funktionär. 2010 entschloss man sich, mit drei Mannschaften an den Tiroler Meisterschaften teilzunehmen, nur ein Jahr später folgte eine vierte Mannschaft – heuer sind zehn Mannschaften gemeldet.

Lois „infizierte“ sich

Walter erinnert sich gerne an diese Zeit und hat sich auf unser Gespräch vorbereitet, hat die Daten und Fakten gesammelt. Und er hat sich Unterstützung geholt: Alois „Lois“ Taxacher, ebenfalls ein Tennis-Späteinsteiger und seit 15 Jahren Mitglied des Vereins, der 2014 in „TC Pano­rama St. Johann“ umbenannt wurde. Lois war lange Zeit aktiver Fußballer, später Nachwuchstrainer. Als aufgrund einer beruflichen Veränderung die Zeit knapper wurde, kam er über einen Freund zum Tennis – und war sofort „infiziert“, wie er es ausdrückt. (Ja, auch vor Corona gab es dieses Verb schon, und es kann auch durchaus Positives ausdrücken.) Das Gefühl für den Ball brachte er mit, den Rest eignete er sich selber an – durch unzählige Ballwechsel über das Netz mit wechselnden PartnerInnen. „Und natürlich habe ich mir von den Guten einiges abgeschaut“, erzählt er. Inzwischen ist er 60 Jahre alt und zählt zu den routinierten Spielern.
Lois sei der wichtigste Mann im Verein, sagt Walter und zählt dessen Funktionen auf: Die Positionen des Kassiers, des Sportwarts bei den Erwachsenen, Wirts, Spielers und Mannschaftsführers vereine er in einer Person. Lois jedoch wehrt energisch ab: „Wir machen ganz viel gemeinsam, es gibt keinen Wichtigsten!“ Er verweist seinerseits auf die bedeutende Rolle, die Walter als Obmann und Sponsoren-Kontakt einnehme. Die beiden spielen sich die Komplimente zu wie die gelbe Kugel am Tennisplatz. Schlagabtausch der angenehmen Sorte.

Zusätzliches Kindertraining

2014 nahm der Verein die Nachwuchsarbeit auf. Heute zählen 53 Kinder zu den Mitgliedern, drei Kindermannschaften sind auf Turnieren unterwegs. Sehr erfolgreich, wie Walter nicht ohne Stolz erzählt. Lukas Bachler, Alexander Aufschnaiter, Lukas Lanzinger und Manuel Litzinger sind einige der Talente im Verein, von denen man immer wieder hört und liest. Sie holten für den TC Panorama St. Johann eine stattliche Anzahl an Titeln wie Tiroler Meister, Bezirksmeister und mehr.
Um die jungen SpielerInnen noch mehr zu fördern, bietet der Verein ab der kommenden Saison ein zusätzliches zweites Training pro Woche für alle Kinder an, die Interesse daran haben. Die Ausbildung übernehmen schon seit Jahren Harry Gstatter und sein Team. Der Profi-Trainer legt großen Wert auf die Grundlagen, vermittelt sein Wissen auf spielerische Art und Weise und perfektioniert nach und nach das Spiel seiner Schützlinge.

Nerven aus Stahl

Was macht die Faszination Tennis aus? Walter muss nicht lange nachdenken, um diese Frage zu beantworten. Für ihn ist der gelbe Filzball das perfekte Trainingsobjekt. „Tennis ist ein sehr breit gefächerter Sport“, erklärt er. „Ich brauche zum Spielen Technik, Kondition, Konzentration, Taktik, Kreativität und Durchhaltevermögen, auch in psychischer Hinsicht.“ Ein Match fordere die SpielerInnen körperlich, aber auch geistig. Klar: Dominik Thiem schmeißt nicht den Schläger weg, wenn er in Rückstand gerät. Wer im Tennis wirklich erfolgreich sein will, braucht Nerven aus Stahl.
Er oder sie muss nicht nur seine eigene Leistung abrufen können, sondern sich auch perfekt auf den Gegner einstellen, ihn taxieren, seine Schwachstellen finden. Man muss abwarten können, taktieren. Der Kopf ist genauso wichtig wie der High-Speed-Aufschlag. Das macht Tennis auch für Kinder so attraktiv – sie lernen am Platz viel fürs Leben. „Dazu gehört auch Fairness und mitunter das Verlieren-Können“, so Walter Totschnig. „Und den gesellschaftlichen Aspekt darf man auch nicht vergessen.“ Im Verein drehe sich nicht alles um die Meisterschaft oder um das perfekte Spiel. Es gebe viele HobbyspielerInnen, die keine höheren Ziele verfolgen. Ganz nach dem Motto: Tennis soll (auch) Spaß machen. Ganz wichtig ist in diesem Zusammenhang der wöchentliche Clubabend am Donnerstag, an dem sich Jung und Alt, Einsteiger und Routiniers treffen und spielen. Jeder mit jedem, jeder gegen jeden. Alle vier Plätze der Anlage sind am Donnerstagabend für die Mitglieder reserviert. „Da mischt sich alles durch, jeder findet einen Partner“, bestätigt Lois. Natürlich wird auf Erfolg und Niederlage auch ein Gläschen getrunken, die TennisspielerInnen sind gesellige Leute.
Ganz besonders freut es Walter und Lois, dass immer mehr Familien zu den Vereinsmitgliedern zählen. Spielen die Eltern, wachsen die Kinder mit Tennis auf und spielen oft auch selber. Nehmen umgekehrt zuerst die Kinder Tennisunterricht, bekommen nicht selten auch die Eltern Lust auf den Schlagabtausch am Tennisplatz. Sie alle fühlen sich wohl beim TC Panorama St. Johann in Tirol. Weil sie „Gesellschaftsmenschen“ sind wie Lois, für den ganz klar ist: „Die Gemeinschaft ist einfach schön.“

Ehrgeiz und Coolness

Es hängt vielleicht mit den Erfolgen von Dominik Thiem zusammen, dass sich wieder viele Kinder und Jugendliche für den Tennissport begeistern. Sie trainieren beim TC Panorama St. Johann das ganze Jahr über, im Winter in der Tennishalle. „Es macht schon wahnsinnig viel Freude, zu sehen, wie die kleinen Hupfer spielen, trainieren oder Matches spielen,“ gesteht Walter. Was sie alle vereint, ist die Freude am Spiel und die „Riesengaudi bei der Preisverteilung“. Klar müsse man manche auch trösten, das gehöre eben dazu.
Tennis spielen kann man bis ins hohe Alter. Den Beweis dafür, dass der Ballwechsel jung und fit hält, liefern Obmann und Kassier des TC Panorama St. Johann selbst. Walter weiß sogar von einer Studie, die besagt, dass Tennis unter allen Sportarten jene ist, die am meisten lebensverlängernd wirkt. Wahrscheinlich, weil Körper und Geist gleichermaßen gefordert werden. Er und Lois freuen sich schon sehr auf die kommende Saison, die Mitte Mai anfangen sollte. Letztes Jahr musste der Beginn aufgrund Corona auf Mitte Juni verschoben werden, dann jedoch konnte man bis Saisonende ohne große Einschränkungen spielen. Wie es heuer kommt, wird man sehen, aber die beiden sind optimistisch. Sie freuen sich auch darauf, den SpielerInnen von der neuen Terrasse aus zuzusehen. Sie wurde im Zuge der Sanierung des Außenbereichs und des Restaurants gebaut und macht die Tennisanlage für SpielerInnen und BesucherInnen noch attraktiver.
Schaut einfach einmal vorbei!

Doris Martinz