Der Cameraclub St. Johann stellt sich vor: Ein Verein für alle, die gerne fotografieren

Jedes Handy hat heutzutage eine gute Kamera. Täglich werden Millionen Bilder gemacht – schnell aufgenommen, meist ebenso schnell wieder vergessen. Da stellt sich die Frage: Braucht es in solchen Zeiten überhaupt noch einen Fotoclub?
Wer einen Clubabend des Cameraclubs St. Johann in Tirol besucht, bekommt die Antwort sofort. Und wer sich auf der Website des Vereins
www.cameraclub.tirol umschaut, ebenso. Denn das Bedürfnis, mit Bildern Geschichten zu erzählen, ist ungebrochen. Vielleicht ist es heute sogar größer als früher, weil es mehr Möglichkeiten gibt.
Was sich verändert hat, ist nämlich nicht die Freude am Bild. Verändert hat sich, wie man fotografiert, wie man voneinander lernt, wie man sich austauscht. Die Technik ist einfacher geworden. Umso entscheidender ist deshalb das Gespür für den Unterschied zwischen einem schnellen Schnappschuss und einem bewusst gestalteten Foto. Beides kann stark sein. Entscheidend ist nicht, ob ein Bild geplant oder spontan entstanden ist – sondern ob es berührt.

Aus der Dunkelkammer ins Digitale

Den Cameraclub St. Johann in Tirol gibt es seit mehr als 45 Jahren. Gegründet wurde er 1980 von Rudolph Pigneter, der heute die Stadtgalerie KitzArt in Kitzbühel leitet. Das erste Clublokal befand sich beim Habach Wirt in Kirchdorf. Schon bald zog der Verein nach St. Johann um. Dort bot sich im Schwimmbad die Möglichkeit, eine eigene Dunkelkammer einzurichten – das damalige Herzstück des Clubs.
Wer Filme entwickeln oder Bilder vergrößern wollte, fand dort alles Nötige: Technik, Know-how und Menschen, mit denen man sich austauschen konnte. Man fachsimpelte, diskutierte und lernte voneinander. Entwickelt wurde auf Papier – zunächst in Schwarzweiß, später auch in Farbe. Damals galt: Kein Papier, kein Bild. Fotos lagen nicht in der Cloud, sondern in Kartons oder Alben. Die besten hingen gerahmt an der Wand.
Mit der Jahrtausendwende endete das analoge Zeitalter. Doch mit der Dunkelkammer verschwand auch ein wichtiger Ort der Begegnung. Individuelle Workflows traten an seine Stelle: Bilder werden heutzutage am heimischen PC bearbeitet oder gleich am Smartphone optimiert. Geteilt werden sie über soziale Medien, Fotoplattformen und natürlich die Vereinswebseite.

Gemeinsam sehen, anders sehen

Der Wunsch nach Austausch aber blieb – und fand neue Formen. Heute trifft man sich im Medienraum der Landwirtschaftlichen Landeslehranstalt in der Weitau. Wer sich für Fotografie interessiert, findet dort Gleichgesinnte – ganz gleich, ob man am Anfang steht oder schon lange fotografiert.
Während sich in den Anfangsjahren vieles um Technik drehte – um Kameras, Filme, Objektive und chemische Prozesse –, steht heute mehr das Bild im Mittelpunkt. Nicht die Ausrüstung entscheidet, sondern der Blick. Die Mitglieder verstehen Fotografie als eine Möglichkeit, die Welt bewusster wahrzunehmen: als Mittel, Schönes sichtbar zu machen, aber auch Kritisches zu dokumentieren.
Das Vereinsleben ist geprägt von Gesprächen über Bildgestaltung, von Themenabenden und gemeinsamen Ausflügen. Der Verein war bereits in Hallstatt, am Wendelstein, am steirischen Spiegelsee, bei den Drei Zinnen – und sogar in Narvik auf Nordlichtjagd. Auch viele andere fotografisch reizvolle Orte wurden besucht.
Die Stimmung ist offen und kollegial. Kritik gibt es, aber sie erfolgt auf Augenhöhe – stets konstruktiv und mit Ermutigung verbunden. Genau das schätzen viele: dass man hier entspannt voneinander lernen kann. Ob mit moderner Systemkamera, mit dem Smartphone oder mit einer alten Kamera vom Flohmarkt – willkommen ist, wer Freude am Bild hat.

Vielfalt statt Vorschrift

Die Themen im Cameraclub sind so vielfältig wie die Menschen, die dort mitmachen. Manche fotografieren Landschaften, andere Porträts. Einige arbeiten mit Langzeitbelichtung, andere mit schnellen Momentaufnahmen. Manche zeigen ihre Bilder im klassischen Galeriestil – farbreduziert, mit viel Ruhe. Andere mögen es farbstark, plakativ, nah dran am Stil farbenfreudiger OLED-Displays oder gängiger Instagram-Ästhetik.
Vorgaben gibt es nicht. Der Club schafft Raum für all diese Ansätze – und lebt genau von dieser Offenheit. Jede und jeder darf den eigenen Blick entwickeln. Genau das macht den Austausch so spannend.

Auch digital auf dem neuesten Stand

Dass der Cameraclub mit der Zeit geht, zeigt die neue Website [www.cameraclub.tirol]. Dort findet man aktuelle Bildergalerien, den Vereinskalender, Hinweise auf Veranstaltungen und eine Übersicht aller aktiven Mitglieder. Auch die Geschichte des Clubs wird erzählt – von den Anfängen in der Dunkelkammer bis zur digitalen Gegenwart.
Die Website ist sehr benutzerfreundlich gestaltet: Alles ist leicht auffindbar, nichts lenkt ab. Wer stöbern möchte, kann sich intuitiv treiben lassen – wer gezielt sucht, findet schnell zum Ziel. Sie ist auf dem Smartphone ebenso übersichtlich wie auf dem Desktop, der für viele Fotobegeisterte zur modernen Dunkelkammer geworden ist. Ein QR-Code in diesem Artikel führt direkt dorthin. Einfach mit dem Handy scannen – und sich selbst ein Bild machen.

Bilder auf großer Bühne

Regelmäßig verlassen die Bilder die Bildschirme – und werden groß gezeigt. Die öffentliche Bildershow des Cameraclub St. Johann findet heuer am Samstag, 27. September, im Kulturzentrum Alte Gerberei statt.
Gezeigt wird ein Spektrum von Motiven, so facettenreich wie die Vorlieben der Mitglieder. Jedes Bild erzählt eine kleine Geschichte. Jeder Clip spiegelt auch ein Stück der Persönlichkeit hinter der Kamera. Die Veranstaltung ist offen für alle. Wer sehen möchte, wie unterschiedlich Fotografie sein kann und wie individuell die Herangehensweise der Beteiligten ist, ist herzlich eingeladen.

Gemeinschaft, die verbindet

Der Cameraclub ist kein elitäres Forum. Er ist ein Ort für Menschen, die gerne genauer schauen. Für alle, die sich für das Hobby der Fotografie interessieren – und darin wachsen möchten. Die ihren Blick schärfen wollen und Freude daran haben, das gemeinsam zu tun.
Viele schätzen die Gespräche im Club. Über Komposition, Licht, Aussage. Und über das, was ein Bild erzählen kann. Das ist es, was den Cameraclub St. Johann in Tirol besonders macht.

Einladung zum Mitmachen

Wer erleben möchte, wie engagierte Amateurfotografie sein kann, ist zur Bildershow am 27. September herzlich eingeladen. Und wer tiefer einsteigen will, findet auf der Website des Clubs die Termine der Clubabende, zu denen man jederzeit als Gast willkommen ist – auch ohne Anmeldung oder spezielle Ausrüstung.
Fotografieren kann man überall. Doch gemeinsam sieht man mehr.

Dr. Bernhard Westrup

 

Öffentliche Bildershow

Samstag, 27. September 2025, 20 Uhr
Alte Gerberei St. Johann