Staunen, wo immer ich hinkomme, ein himmlisches Überholmanöver und überraschende Sparsamkeit.

Einige Wochen lang warten wir auf den neuen Hyundai IONIQ 6, und endlich trifft Anfang Juli bei Auto Sparer ein Test­modell ein, das wir fahren dürfen. Ganz ehrlich: Die Optik sorgt bei Walter und mir anfangs für Verwirrung. Das Design des IONIQ 5, der vor zwei Jahren herauskam, war geradezu visionär und ging in Richtung SUV, er gefiel uns auf Anhieb. Der „Nachfolger“ IONIQ 6 schaut nun ganz anders aus, man präsentiert uns eine edle, stromlinienförmige Limousine in ausgeprägt aerodynamischem Design, die superflach auf der Straße liegt. „Der IONIQ 6 ist nicht als Nachfolger des IONIQ 5 konzipiert, sondern wird in Zukunft eine eigene Modelllinie begründen“, erklärt Herbert Sparer. Die Modelle seien als grundverschieden anzusehen und sprechen unterschiedliche Zielgruppen an. Ach, so ist das, jetzt wird mir einiges klar.
Wir haben uns zuvor ja schon im Internet einige Bilder angesehen, aber „in echt“ sieht der Hyundai IONIQ 6 noch beeindruckender aus. Alle Verwirrung ist im Nu verschwunden, was bleibt, ist Bewunderung – vor allem für das auffallende Hinterteil, sprich Heck. Ich finde, es hat irgendwie etwas von einem Boot. Ein echter Hingucker!
So, genug geschaut, jetzt heißt es einsteigen und Gas geben! Ähm, wie, was, wo? Die versenkbaren Türgriffe sind anfangs gewöhnungsbedürftig, aber sie sind natürlich superschick. Genauso wie der Innen­raum, der uns sofort überzeugt: sehr reduziert, stylisch, futuristisch. Im schlanken Armaturenbrett sind zwei hochmoderne Displays inte­griert: die Instrumentenanzeige und das Infotainment mit Touchfunktion. Darunter sind die Bedienelemente für die Klimaanlage angeordnet, alles intuitiv und einfach zu bedienen. Der Drehknopf zur Lautstärkenregelung inmitten der digitalen Bedienfelder ist wie ein Zugeständnis an die „gute alte Zeit“ – ich finde ihn charmant. Außergewöhnlich auch das Handschuhfach als Ausziehschublade. So haben wir das noch nicht gesehen, da fällt nichts raus, wenn man es öffnet. Cool!

Wie eine Rakete

Worüber ich mich später aber (fast) am meisten freue, ist das Ambientelicht, hier ist der ­Hyundai IONIQ 6 für mich unerreicht. Die Rillen an der Tür­innenverkleidung schaffen eine faszinierende Umgebung, es gibt sogar zweifarbige Einstellungen. Am liebsten würde ich alle Farben durchprobieren, aber mein Fokus soll natürlich auf anderen Bereichen liegen. Auf der Beschleunigung zum Beispiel. Wie beschreibe ich sie am besten? Himmlisch trifft es wohl am besten. Unser Testwagen fährt mit Allrad und 325 Pferdestärken und katapultiert mich in den siebten Himmel, als ich das erste Mal beherzt auf das Gas (bzw. Strom-)Pedal drücke. Wow, der geht ab wie eine Rakete, einfach herrlich. Von null auf hundert schafft es der IONIQ 6 in 5,1 Sekunden. Wie immer bei den Tests, habe ich es nicht ausprobiert, doch ich glaube es aufs Wort. Die Fahrt nach Hause ist ein einziger Genuss.
Daheim machen meine Familie und der Nachbar große Augen, als ich mit dem „Geschoß“ ankomme. Mein Mann, für gewöhnlich sehr kritisch und für kaum ein Auto zu begeistern, lässt sich zur Äußerung hinreißen: „Puaah. Für den lasse ich jeden P…… stehen.“ Er ist nicht der Einzige, der leuchtende Augen bekommt: Ein LKW-Fahrer, der mir am nächsten Tag mit seinem Lastzug entgegenkommt, blinkt auf und zeigt mit dem Daumen nach oben; die Köpfe vieler (meist männlicher) Passanten drehen sich nach dem IONIQ 6 um, wenn ich vorbeifahre. Als ich an der Schnell­lade­station in Kitzbühel vorbeikomme, deutet einer der drei dort wartenden Fahrer auf den IONIQ 6, und alle verdrehen sich die Köpfe nach mir. Na ja, nach „meinem“ Auto. Trotzdem ein gutes Gefühl, für Aufsehen zu sorgen.

Top Reichweite

Am nächsten Tag fahre ich ausnahmsweise über den Eiberg zur Arbeit – und nicht durch das Brixental, wie gewohnt. Ha, da werde ich den „6er“ hinaufjagen, denke ich mir und freue mich schon. Und dann habe ich einen stinkenden Tankwagen vor mir, der mich ausbremst. Irgendwann ergibt sich aber doch eine Chance zum Überholen, ich gebe Vollgas, und … fliege am Streckenabschnitt mit der stärksten Steigung einfach am Tankwagen vorbei. Lautlos, wie schwerelos. Einfach fantastisch. Das schönste Überholmanöver meines Lebens.
Walter probiert den Hyundai IONIQ 6 tags darauf auf seiner „Teststrecke“ über den Pass Thurn – so zügig, dass in den Kurven die Reifen quietschen. Der IONIQ 6 hält die Spur. „Das Kurvenverhalten ist direkt und sportlich, macht Freude!“, so sein Fazit.
Fantastisch ist auch, dass wir uns solch freudvolle Momente locker „leisten“ können, denn Probleme mit der Reichweite haben wir beim Hyundai ­IONIQ 6 nicht. Der Hersteller gibt die Reichweite im „Eco“-Modus mit 581 Kilometer an, da muss man aber schon sehr sachte fahren. Und man würde den ganzen Spaß versäumen – geht gar nicht. Wenn man auf der Autobahn konstant ­110km/h fährt, kommt man im Sommer fast 450 Kilometer weit, auf der Landstraße zirka 550 Kilometer – das sind super Werte. Der „6er“ erreicht sie auch dank seines aerodynamischen Designs mit einem CW-Wert von 0,21. (Je geringer der CW-Wert, desto geringer der Luftwiderstand – und desto höher die Reichweite.) Der IONIQ 6 zählt derzeit auf jeden Fall zu den effizientesten E-Autos am Markt. Beim Energiesparen helfen auch die „Pedals“ (Hebel) hinter dem Lenkrad: Rollt man beispielsweise auf eine Ampel oder auf einen Kreisverkehr zu, kann man mit Hilfe der Pedals die Rekuperation aktivieren und damit leicht oder stärker (vier Stufen) „bremsen“. Die Hebel ersetzen in sehr vielen Situationen die klassische Bremse und helfen massiv beim Energiesparen – wenn man will. Wer keine Lust auf das „Pedalen“ hat, steigt auf die gute, alte Bremse.
Eines der wichtigsten Themen beim Kauf eines Elek­troautos ist natürlich der Ladevorgang. Kurz gesagt: Der Hyundai ­IONIQ 6 lädt dank 800-Volt-Technologie so schnell wie kaum ein anderes E-Auto auf dem Markt. Von zehn auf achtzig Prozent geht es in 18 Minuten, damit fährt man wieder 300 Kilometer weit. Wer eine längere Reise antritt, startet die Ladeplanung und lässt sich vom IONIQ 6 sagen, wo und wann man am besten zum Laden anhält. Sehr cool!

Überzeugende Details

Ein Detail, das beim Hyundai IONIQ 6 schnell ins Auge fällt, ist der Außenspiegel, der kein Außenspiegel ist, sondern eine Kamera. Das sieht sehr futuristisch aus und ist anfangs recht ungewohnt, weil man nicht in den Spiegel nach draußen schaut, sondern in den Screen der Kamera, die drinnen platziert sind. Ich gewöhne mich schnell und schätze es sehr, dass farbige Balken Aufschluss darüber geben, ob ein Fahrbahnwechsel angebracht ist oder nicht. Die Kamera erfasst den gesamten toten Winkel, da kann sich nichts und niemand mehr verstecken. Super finde ich auch das Head-up-Display, das alle wichtigen Infos direkt vor dem Fahrer/der Fahrerin auf die Straße wirft.
Noch ein paar Worte zum Platzangebot: Die Luke des Kofferraums ist relativ klein, der Kofferraum selbst aber überraschend geräumig, da findet selbst ein Kinderwagen Platz, wenn man ihn flach zusammenlegen kann. Dass der Wagen recht groß ist (immerhin 4,86 Meter lang), bemerke ich beim Fahren und auch beim Einparken nicht. Ich wundere mich nur, dass das Heck ein Stück herausragt, obwohl ich beim Schrägparken ganz nach vorne gefahren bin. Das Rückwärtseinparken in der Tiefgarage ist Maßarbeit, und ich meistere sie souverän (Kunststück, bei den guten Parkhilfen). Das Auto könnte übrigens auch ohne mich, nur mit dem Parkassistenten, einparken, aber das probiere ich nicht aus.
Fazit: Der Hyundai IONIQ 6 ist wohl eines der modernsten und innovativsten Elek­troautos, das derzeit am Markt ist. Die Kombination von Top-Fahrspaß und niedrigem Verbrauch überzeugt uns vollkommen. Doris Martinz

Das Auto wurde uns zur Verfügung gestellt von:
A & H Sparer
Niederhofen 14 a
6380 St. Johann in Tirol
Tel. 05352 20755
www.ah-sparer.at

Daten und Fakten: Hyundai IONIQ 6

Den Ioniq 6 gibt es mit 2 Akkugrößen (53 und 77,4 kWh), als Heck- und Allradantrieb, in 3 Ausstattungsvarianten.
IONIQ 6, Short Range 53 kWh, 111 kW/152 PS ab € 48.490,–
IONIQ 6, Long Range 77,4 kWh, 168 kW/229 PS ab € 55.090,–
IONIQ 6, Long Range 4 WD, 77,4 kWh, 239 kW/325 PS ab € 60.090,–

Getestet wurde der Hyundai IONIQ 6 Top Line Long Range, 77,4 kWh, 4 WD
Ausstattung (Auszug):
Fahrer- und Beifahrersitz elektr. einstellbar, Sitzheizung (Fahrer, Beifahrer, Außensitz hinten), Fahrer- und Beifahrersitz mit Relaxfunktion und Sitz-Lüftung, Klimaautomatik, beheizbares Lederlenkrad, BOSE Premium Sound System, Android Auto und Apple CarPlay, Spracherkennung, Navigationssystem mit Routenplanung, USB-Anschlüsse, induktive Ladestation, Klimaautomatik, Schaltwippen für Rekuperation, Vehicle to load, Einpark-, Querverkehr-, Spurfolge-, Autobahn-, Notbrems-Assistent, Wärmepumpe, adaptiver Tempomat, Regensensor, Kofferraumassistent, LED-Fern- und Abblendlicht, Matrix-LED mit intelligentem, adaptiven Fernlicht, Ambientelicht, Lichtsensor, Parksensoren vorne und hinten, Rückfahrkamera mit Begrenzungssignalisierung

€ 76.320,–

E-Mobilitätsbonus vom Hersteller – € 2.400,–
E-Mobilitätsförderung für Privatpersonen – € 3.000,–
Betriebe vorsteuerabzugsberechtigt bis € 40.000,– brutto