Jeder Mensch muss atmen, um zu leben. Miriam Knefz erklärt, wie bewusstes Atmen zum Segen für uns werden kann.

Jetzt „atme einmal tief durch“, damit du dich beruhigst! Beim Stiegen­steigen geraten wir mitunter „völlig außer Atem“. Vor Schreck kann uns schon einmal „die Luft wegbleiben“ oder der „Atem stocken“, und etwas anderes kann „atemberaubend“ schön sein … Schon der Sprachgebrauch verrät, dass unsere Atmung in jeder Lebenssituation von höchster Bedeutung ist. Einatmen, ausatmen, fertig und gut? Nein, in unserer schnelllebigen Zeit haben sich 95 Prozent der Menschen falsche Atmung angeeignet: Wir atmen zu flach und zu schnell, oft durch den Mund – das Nervensystem ist dadurch chronisch überaktiviert. Die Folgen können vielfältig­ sein und unter anderem zu Verspannungen, Kopfschmerzen,­ Schlaf­störungen, Müdigkeit und sogar Herz-Kreislauf-Problemen führen. Oder auch ein Reizdarm-Syndrom verstärken, wie bei Miriam Knefz: Die 31-jährige gebürtige Kirchdorferin wohnt derzeit in Söll, sie hat aber in
St. Johann einige Jahre als Physiotherapeutin gearbeitet und hier ein starkes Netzwerk gebildet. „Schon als Kind hat mich der menschliche Körper fasziniert, die Ausbildung zur Therapeutin und Fitnesstrainerin war für mich ein logischer Schritt“, erzählt sie. Obwohl sie mit ihrer Arbeit bei ihren Patient:innen gute Erfolge erzielt habe, habe ihr doch immer etwas gefehlt. Es sei ihr nur nicht klar gewesen, was genau es war.
Irgendwann sei sie dann einmal mit Bauchschmerzen auf der Couch gelegen und habe versucht, die Beschwerden mit tiefer Bauchatmung zu lindern, erinnert sie sich. „Ich wusste aus der Physio-Praxis, dass Bauchatmung gut ist für die Verdauung und die Organe massiert. Aber wie schnell es half, verblüffte mich.“ Sie habe das bewusste tiefe Atmen durch den Bauch dann nach Bedarf wiederholt und gemerkt, wie sehr sie sich selbst damit helfen konnte. „Diese ganz einfache Maßnahme hat mich unabhängig und stark gemacht. Davon war ich so fasziniert, dass ich mich intensiver mit dem Thema Atmung auseinandergesetzt habe.“

Hilfe zur Selbsthilfe

In den folgenden zwei Jahren absolvierte Miriam Knefz verschiedenste Ausbildungen zum Thema Atmen und Atemtechniken – nicht in spiritueller Hinsicht, sondern auf wissenschaftlicher Basis. „Die physiologischen Hintergründe sind für mich als Therapeutin enorm wichtig.“
Seither setzt sie ihr Wissen verstärkt in der Praxis um. „Beim Atmen kann man nichts falsch machen, aber man kann es besser machen und damit für sich selbst ganz neues Potential an Kraft und Wohlbefinden erschließen.
Mit bewusstem Denken und Atmen kann man viel für seine Gesundheit tun“, sagt sie. Sie findet viel Sinnstiftendes an ihrem neuen, ganzheitlichen Ansatz und freut sich, dass nun Menschen den Weg zu ihr finden, die bereit sind, selbst die Verantwortung für ihr Wohlbefinden zu übernehmen.

Atmen statt Schäfchenzählen

Bewusste Atmung, so Miriam, sei ein Werkzeug, das Selbstermächtigung und Selbstwirksamkeit bedeute. Diese Erfahrung würde viel verändern im Körper, man könne zum Beispiel Ängste und Zweifel verringern, die Selbstheilungskräfte aktivieren und sogar Entzündungswerte senken. Bewusste Atmung reguliert auch akute Schmerzen. „Indigene Kulturen nützen dieses Wissen seit Jahrtausenden.“ Tiefe Bauchatmung helfe auch, wenn das Schäfchenzählen in der Nacht nicht zum gewünschten Ergebnis führt. „Länger ausatmen als einatmen – das beruhigt das Nervensystem. Beim Ausatmen summen, verstärkt den Effekt noch zusätzlich.“
Der Körper reagiere auf jeden Fall in kürzester Zeit auf die bewusste Atmung, deshalb könne man sich auch untertags bei Bedarf damit helfen. „Wenn man das ein paar Mal gemacht hat bei einem Workshop, dann wird man im Alltag sensibler, man beobachtet sich selbst und lernt, sich zu regulieren, wenn man unter Stress oberflächlich atmet.“

Zehn- bis zwanzigtausend Liter Luft atmen Erwachsene täglich ein und aus, zwölf bis 17 Mal pro Minute holen wir Luft und lassen sie wieder aus unserem Körper entströmen. Meist, ohne darüber nachzudenken und bei viel zu flachem Bauch. Zeit, einmal richtig Luft zu holen …

Doris Martinz

Kontakt Miriam Knefz:
www.getinflow.at