Im Krankenhaus St. Johann wendet Prim. Dr. Christof Kranewitter als einer der Ersten in Westösterreich die „endovaskuläre Embolisation“ an.
Zirka 5.000-mal täglich beugen wir unser Knie. Kein Wunder also, dass sich das Körperteil bei zunehmendem Alter irgendwann abnutzt. Oft ist die Knorpelschicht, die sich über die Gelenkflächen zieht, betroffen. Sie wird immer dünner, sodass die knöchernen Gelenkanteile aufeinander reiben – ein Zustand, der starke Schmerzen auslöst. Auch schlecht ausgeheilte Verletzungen oder Schäden am Meniskus können eine Arthrose begünstigen. Bislang hat man Bewegungstherapie verordnet, Medikamente zur Schmerzlinderung verabreicht oder auch infiltriert, also Medikamente wie Kortison oder Hyaluronsäure gezielt ins Kniegelenk injiziert, um Schmerzen und Entzündungen zu lindern. Seit wenigen Monaten wendet der Primar der Radiologie am Krankenhaus St. Johann, Dr. Christof Kranewitter, ein neues Verfahren an: die endovaskuläre Embolisation. Diese in Japan entwickelte Schmerztherapie wird in Deutschland sowie im Osten Österreichs bereits vielfach eingesetzt. „Monatlich kommen neue Studien heraus, die den Erfolg bestätigen“, so Dr. Kranewitter. „Acht von zehn Patient:innen mit milder bis moderater Arthrose profitieren von dem neuen Verfahren.“
Schmerzarm und ohne Nebenwirkungen
Der Primar erklärt, wie das Verfahren, das minimalinvasiv unter lokaler Betäubung erfolgt, funktioniert: „Wenn man sich die Bereiche im Knie, die von Arthrose betroffen sind, über bildgebende Verfahren ansieht, stellt man fest, dass diese Bereiche verstärkt durchblutet sind. Bei der endovaskulären Embolisation injiziert man über einen dünnen Katheter feinste Partikel in diese Blutgefäße und verschließt sie damit. Daraufhin sterben die Nervenenden, die die Schmerzsignale auslösen, ab. Die Partikel lösen sich nach wenigen Stunden wieder auf, es gibt so gut wie keine Nebenwirkungen.“
Das Verfahren, so der Primar, sei europaweit zugelassen. Eine Heilung bringe es jedoch nicht: „Die Arthrose ist trotzdem noch da. Aber man kann einen großen Eingriff, zum Beispiel das Einsetzen einer Knieprothese, hinauszögern oder auch Wartezeiten überbrücken.“
Gerade beim Knie zeige die Therapie sehr gute Erfolge, auch bei chronischen Entzündungen in der Schulter, zum Beispiel bei der „Frozen Shoulder“. „Wenn man die Durchblutung wegnimmt, geht der Schmerz.“
Kaum Erfolge gebe es Studien zufolge hingegen bei Behandlungen der Hüfte. „Warum das so ist, kann man noch nicht sagen.“
Wieder mehr Lebensqualität
Patientinnen und Patienten mit Schmerzen im Knie oder diagnostizierter Kniearthrose vereinbaren am besten einen Termin über das Sekretariat der Radiologie im Bezirkskrankenhaus St. Johann. Bei diesem Termin handelt es sich um ein Vorgespräch und es wird abgeklärt, ob eine endovaskuläre Embolisation in Frage kommt. Ist es möglich, wird zügig ein Termin dafür vereinbart. Patient:innen bleiben zwei Nächte stationär im Krankenhaus, der Eingriff ist relativ schmerzarm, danach sollte man sich eine Woche lang schonen. Und dann? „Dann können unsere Patientinnen und Patienten wieder Radfahren oder wandern, wieder Treppen steigen. Das bedeutet für sie ein deutliches Plus an Lebensqualität“, freut sich der gebürtige Imster.
Mit der endovaskulären Embolisation beweist das BKH St. Johann einmal mehr: Hochspezialisierte Medizin ist nicht nur den Ballungszentren vorbehalten. Doris Martinz