Roland Murauer präsentierte die Studienergebnisse mit zwölf Kernaussagen und Handlungsempfehlungen.

Es war seit 2009 die dritte Studie, mit der man den Wertschöpfungs-Analytiker betraut hatte; Anfang August präsentierte Mag. Roland Murauer im neuen Schulungsraum der FF St.Johann die Ergebnisse. Auftraggeber war auch diesmal „regio3“, im Fokus standen die Kaufkraftstromanalyse, die Leerflächen-Evaluierung und ein Klima-Fitness-Check.
Aus den gesammelten Daten und Fakten ergaben sich zwölf plakative Kernaussagen, hier die wichtigsten:

1. Die wesentlichen soziodemographischen und ökonomischen Rahmenbedingungen in St. Johann sind als grundsätzlich gut für den heimischen Handel zu bewerten.

2.  Die eigenen Bürger:innen frequentieren den heimischen Einzelhandel in den letzten 15 Jahren in deutlich geringerem Ausmaß, insbesondere in den ortskernrelevanten Sortimenten.
Das bedeutet: Mit der Treue der St. Johanner:innen zum heimischen Handel schaut es nicht gut aus. Lebensmittel werden zwar noch im Ort gekauft, Produkte des mittelfristigen Bedarfs (z. B. Schmuck, Bekleidung, Bücher) und des langfristigen Bedarfs (z. B. Elektrogeräte, Möbel) kauft man auch woanders ein. Nur mehr 58 bzw. 59 Prozent des Bedarfs werden hier im Ort gedeckt, der größte Mitbewerber ist das Internet. Heißt: Zwei Drittel der Wertschätzung bleibt im Ort, ein Drittel geht ins Internet.

3. Im Langfristvergleich (2009–2024) konnte der St. Johanner Einzelhandel seine Position in der Region behaupten bzw. teilweise sogar ausbauen.
Bemerkenswert: Während die Saalachtalgemeinden wie Unken und Lofer nun nicht mehr zu den Zielgebieten zählen, sind die Pinzgauer Gemeinden Mittersill, Hollersbach und Bramberg dazugekommen. Aus diesen Orten kommen nun mehr Menschen nach St. Johann, um hier einzukaufen.

4. Die Tourismus-relevanten Kaufkraftzuflüsse in den Regio3-Einzelhandel sind seit 2018 generell rückläufig. St.Johann büßte besonders hoch an touristischer Kaufkraft ein.
Das bedeutet: Gäste geben in St. Johann immer weniger Geld im Handel aus. „Das ist ein Arbeitsauftrag“, meinte der Vortragende dazu.

5. Der eindeutige Hauptkonkurrent des Regio3- sowie St.Johanner Handels ist der Online-Shopping Sektor.

6. Der lokale Einzelhandels­umsatz ist trotz gestiegener Verbrauchsausgaben seit 2018 nur geringfügig gewachsen bzw. bei ortskernrelevanten Branchen deutlich gesunken.
Wenn man die Inflation mit einrechnet, bedeutet dieses Ergebnis einen schmerzvollen Verlust für die Händler:innen.

7. Die wichtigste Handelskennzahl – die Bruttoflächen-Produktivität – stagniert seit 2009.
Heißt: Der Ortskern hat Händler:innen verloren, aber in einem noch verträglichen Ausmaß.

8. Seit 2009 ist die Anzahl der Betriebe am Ortsrand gewachsen, jener im Ortskern gesunken.
Immerhin: 72 % der im Jahr 2009 lokalisierten Betriebe sind nach wie vor in St. Johann ansässig.

Aus den Erkenntnissen der Studie leitet Murauer diese Empfehlungen ab:
Die Entwicklung eines Immo-­Masterplans 2035, der Dienstleister und Gewerbe ins Zentrum bringt; ein Impulsprogramm für Leerstandsbesitzer:innen; eine verstärkte Marketingpräsenz im Pinzgau; Marketing-Offensiven zur Erhöhung des Einzelhandelsumsatzes aus dem Tourismus sowie eine starke Betonung der Serviceorientierung des lokalen Handels.

Fazit: St. Johann steht – gerade im Vergleich mit vielen anderen, auch vergleichbaren, Orten, gut da. Aber es gibt auch in der Marktgemeinde viel zu tun, um St. Johann zukunftsfit zu machen.

Doris Martinz