Seit 50 Jahren Kraulen, Brust, Rücken oder eben Schmetterling. Ein Eintauchen in die Welt der WSV-Schwimmer im Langbecken der Panorama Badewelt.
Es war der 13. März 1975. Im Gasthof Gratt in St. Johann in Tirol war gerade etwas Wichtiges passiert, die Gründung des Wassersportvereins. Bei der ersten Sitzung waren acht Gründungsmitglieder, vier Gemeindevertreter und zwei Mitglieder des Schwimmbadausschusses anwesend und freuten sich über die Gründung des neuen Vereins, der von Stund an das St. Johanner Leben bereichern sollte. Erster Obmann war Erwin Holzer, unterstützt von Ernst Geisler als Stellvertreter. Schriftführer Karl Zimmermann, Kassier Josef Kröll und die Beisitzer Heinz Mül-ler, Georg Kaufmann und Udo Armberger komplettierten den ersten Vorstand des St. Johanner Schwimmvereins. Konnte dieser damals bereits ahnen, welche Erfolgsgeschichte er mit der Gründung des Vereins in Gang setzen würde? Dann wäre er wohl ein bisschen stolz am Tisch im Gasthof Gratt gesessen. Aber wer weiß, vielleicht war er das ja auch – verdient wäre es.
50 Jahre nach der Gründung, im Jahr 2025, ist der St. Johanner Wassersportverein nicht mehr aus dem Vereinsleben von St. Johann in Tirol wegzudenken. Geleitet wird der Verein seit einiger Zeit von Salvatore Mercuri. Mit seinen 26 Jahren lenkt er bereits die Geschicke des Vereins. Salvatore ist eng mit ihm verbunden, immerhin schon 21 Jahre lang ist er selbst mit von der Partie. Zum Verein kam er bereits mit 5 Jahren, nachdem er und seine Eltern gemeinsam schwimmen gingen. Damals tauchte Salvatore einmal durch das komplette Schwimmbecken. Seine Mutter (übrigens selbst Mitglied im Verein) erkannte sofort das Potenzial ihres Kindes und ein paar Tage später machte Salvatore beim ersten Schwimmtraining mit.
Während unseres Gesprächs sitzt neben ihm sein erster Schwimmtrainer, noch dazu ein echtes Urgestein des Wassersportvereins, Manfred „Brauni“ Braunhofer. Brauni ist seit 48 Jahren Mitglied. Wie viele Kinder Brauni in dieser Zeit unterrichtet hat? Diese Zahl vermag er nicht einmal zu schätzen. Für sein großes Engagement in den fast 50 Jahren erhielt er im Jahr 2024 sogar das Sportlerehrenzeichen durch das Land Tirol verliehen – natürlich eine große Ehre für ihn und den ganzen Verein. Brauni kam relativ unverhofft zum Wassersportverein. Nach einem Unfall, bei dem er sich den Ellbogen brach, empfahl ihm sein Arzt das gelenkschonende Schwimmen, um wieder topfit zu werden – ein hervorragender Ratschlag, wie er heute weiß …
Schwimmen – der Sport für den ganzen Körper
Denn die Bewegung im Wasser entlastet durch die Auftriebskraft im Wasser Gelenke und Muskeln und eignet sich besonders gut nach Verletzungen, Krankheiten etc.. Gestärkt werden beim Schwimmen neben der Ausdauer vor allem auch die Muskeln in Beinen, Armen und Rumpf – ganz besonders förderlich ist Schwimmen allerdings für die Lungen. Da beim Schwimmen das Wasser von allen Seiten auf den Brustkorb drückt, führt Schwimmen langfristig zu einem gesteigerten Lungenvolumen und so letztlich auch zu einem guten Kreislauf. Studien des CDC (Centers for Disease Control and Prevention) zeigen beispielsweise auch, dass bereits 2,5 Stunden Schwimmen pro Woche das Risiko chronischer Erkrankungen massiv senken können.
In vielen weiteren Studien ist nachgewiesen worden, dass Schwimmen im Vergleich zum Joggen und Laufen große Vorteile mit sich bringt, da die Gelenke geschont werden. Zudem gibt es wissenschaftliche Betrachtungen, die andeuten, dass Schwimmen auch bei Diabetes und Herzerkrankungen sehr förderlich sein kann – diese Ergebnisse müssen aber erst noch in großangelegten Studien überprüft und verifiziert werden. Was aber auch ganz klar aus der Forschung hervorgeht: Schwimmen ist nur dann gesundheitsfördernd, wenn die Bewegungsabläufe richtig eingehalten werden und der Körper nicht durch unnatürliche Bewegungen falsch beansprucht wird – und genau hier kommen wieder Salvatore, Brauni und das Trainerteam des WSV St. Jo-hann in Tirol ins Spiel.
Und im Gespräch mit Salvatore und Brauni merkt man schnell, wie sehr den beiden nicht nur die richtige Technik und das „richtige Schwimmen“, sondern vor allem auch der Verein und die Kinder am Herzen liegen. Zu den 80 Mitgliedern zählen nämlich neben 25 Erwachsenen und 7 Trainern stolze 55 Kinder. Die jüngsten Mitglieder sind ca. 5 Jahre alt, die ältesten sind … naja, wohl etwas älter.
50 Jahre und viele Höhepunkte
Brauni und Salvatore erzählen mir viel über die Vereinsgeschichte – von sportlichen Höhepunkten, Ausnahmetalenten, vereinsinternen Traditionen und internationalen Ausflügen. Klitzekleine Anekdoten, die man in der Fülle kaum zu Papier bringen kann, doch sie erzählen von Freundschaft und Zusammenhalt, von Hingabe, einigen Stresssituationen und vor allem von ganz viel Spaß und Freude am Vereinsleben. Als Highlights in der Vereinsgeschichte sehen beide die mehrmalige Austragung der österreichischen Meisterschaften. In den Jahren 1989, 2008, 2023 und 2024 maßen sich die besten Schwimmer Österreichs in der St. Johanner Panorama Badewelt, die mit ihrem 50-m-Sportbecken die idealen Voraussetzungen für die Durchführung von Wettkämpfen bietet. In diesem Zusammenhang ist es den beiden ein großes Anliegen anzumerken, dass vor allem die Zusammenarbeit mit der Panorama Badewelt unter der Leitung von Klaus Kogler mit seinen motivierten Angestellten nicht besser sein könnte – eine Partnerschaft, auf die sich der Wassersportverein seit 50 Jahren verlassen kann.
Große Schwimmevents als Planungs-Mammutaufgabe.
Als wir uns Ende Mai zum Gespräch treffen, stecken Salvatore und Brauni gerade mitten in den Vorbereitungen für das nächste Großevent. Vom 29. Mai bis 1. Juni wird das 2. int. Raiffeisen Schwimm-Meeting des WSV St. Johann stattfinden – und das mit 230 Startern und insgesamt 1.200 Starts aus 32 Vereinen und 5 Nationen – eine Mammutaufgabe für Salvatore und sein 7-köpfiges Trainerteam. Aber wie er mir erzählt, ist hier der Zusammenhalt in der „Schwimmsport-Familie“ auch über die Vereinsgrenzen hinaus zu spüren. Um das vorgeschriebene 25-köpfige Kampfgericht für die Wettkämpfe, plus weitere Mitarbeiter und Helfer für Buffet & Co. über die Dauer des Wettkampfes (4 Tage) zu stellen, springen auch immer wieder Kollegen aus anderen Schwimmvereinen, Freunde und Familie für den Wassersportverein St. Johann ein. Hierbei kommen Salvatore besonders seine guten Kontakte zu den anderen Vereinen zugute, wie er mir erzählt. Immerhin war er vor seiner Tätigkeit als Trainer selbst als Wettkampfschwimmer im Tiroler Kader.
Für die Förderung des Schwimm-Nachwuchses sind solche Wettkämpfe wichtig, nicht nur um sich zu messen, sondern auch um Kontakte zu knüpfen, Vorbilder zu finden und eventuell auch die Lust am „Trainer-Dasein“ zu wecken. Denn immerhin will der Wassersportverein St. Johann in Tirol auch in weiteren 50 Jahren noch bestehen. Dann vielleicht mit Salvatore als „Trainersenior“. Und mit einem Nachwuchstalent als Obmann, dem er den Weg „ins Wasser“ gezeigt hat.
Theresa Hager